»Fleckvieh statt Hornochsen«

geschrieben von Günter Pierdzig

5. September 2013

Breiter Bürgerprotest gegen NPD-Bundesparteitag in Bamberg

Juli-Aug. 2010

»Buntes Fleckvieh statt brauner Hornochsen!«: Mit solchen und ähnlichen Losungen protestierten Bürgerinnen und Bürger aus dem fränkischen Bamberg und dem Umland gegen den Bundesparteitag der NPD am ersten Wochenende im Juni. Durch einen Trick hatte sich die NPD die Reservierung der Kongresshalle (der Spielstätte der weltberühmten Bamberger Symphoniker) erschlichen. Das Bayerische Verwaltungsgericht hatte dann im Vorfeld eine Klage der Stadt Bamberg zurückgewiesen und der NPD das Recht auf Nutzung der Kongresshalle zuerkannt.

Über 3500 Bürger aus Bamberg und ganz Nordbayern – darunter die »Allianz gegen Rechts in der Metropolregion Nürnberg«, die zur gleichen Zeit aus Protest in Bamberg ihre Mitgliederversammlung abhielt – bildeten bereits am Samstag eine Menschenkette und so einen Ring um den Tagungsort der rund 400 zum Parteitag angereisten Neofaschisten.

Das ganze Wochenende über fanden zahlreiche Veranstaltungen statt. Höhepunkt war am 5. Juni in unmittelbarer Nähe zu den Neofaschisten ein »Fest der Demokratie« unter dem Motto »Die Demokratie verteidigen – Kein Platz für Nazis«. Internationale Gourmetstände sorgten für die Bewirtung der Nazigegner. Vertreter aus verschiedenen nordbayerischen Bürgerinitiativen gegen Neofaschismus präsentierten an Informationsständen Materialien über ihren lokalen Widerstand gegen NPD und rechte Kameradschaften.

Die Sprecher der Bürgerinitiativen aus Gräfenberg, Wunsiedel, Warmensteinach, Schweinfurt, Nürnberg und natürlich aus Bamberg forderten dabei einmal mehr das Verbot der NPD und aller neofaschistischen Gruppierungen. Die VVN/BdA Bamberg hob in ihrem Beitrag besonders die Gemeinsamkeit aller Nazigegner hervor: »Für uns von der VVN gilt: Es geht hier nicht darum, links oder konservativ oder sonstwie zu denken, sondern um den antifaschistischen Konsens aller Nazigegner als Maxime für unser Handeln. Dabei grenzen wir niemanden aus, denn jede Verengung würde den Antifaschismus schwächen, den Widerstand verringern und letztendlich Alt- und Neonazis stärken.«

Das Informationszelt der Bamberger VVN/BdA stieß auf reges Interesse – es entwickelte sich über den Tag hinweg zum Treffpunkt für VVN-Mitglieder und andere Nazigegner aus ganz Franken. Auch ein Farbanschlag von Neonazis auf das große VVN/BdA-Transparent »nonpd – Auschwitz gedenken heißt NPD verbieten« und nächtliche braune Klebe- und Sprühaktionen – wohl besonders durch Mitläufer des neofaschistischen Freien Netzes Süd – konnten unserem Protest gegen den NPD-Parteitag letztlich nichts anhaben.

Die NPD selbst wollte bei der Eröffnung ihrer Veranstaltung die Öffentlichkeit mit der Mitteilung über die Vereinigung mit der DVU auf sich aufmerksam machen, was sich allerdings sehr schnell als »Sturm im Wasserglas« erweisen sollte. Die Diskussionen um das neue Parteiprogramm und dessen Verabschiedung unter dem Titel »Die soziale Heimatpartei« verliefen, wie zum Parteitag zugelassene Pressevertreter mitteilten, in »bierdimpflerischen« Tischgesprächen zwischen Parteimitgliedern, Kameradschaftsleuten und sonstigen geladenen Alt- und Neonazis.