Radikaler Aufklärer

geschrieben von Lorenz Gösta Beutin

5. September 2013

Ein Buch und eine Konferenz anlässlich des 85. Geburtstags von Lorenz
Knorr

Sept.-Okt. 2006

Lorenz Gösta Beutin (Herausgeber):

„Aufklärung, Frieden, Antifaschismus. Ausgewählte Reden und Schriften“, PapyRossa, Köln 2006

Im Juli ist das neue Buch von Lorenz Knorr mit dem Titel „Aufklärung, Frieden, Antifaschismus“ erschienen, das ausgewählte Texte von 1945 bis heute enthält. Unter dem gleichen Titel findet am 2. September 2006 eine Konferenz statt.

Mit den drei Begriffen von Buch und Konferenz ist die Spannbreite des Schaffens von Lorenz Knorr charakterisiert, wie sie Ulrich Schneider in der letzten Ausgabe anhand biographischer Notizen entfaltet hat. Der Band bietet einen publizistischen Querschnitt durch diese Bereiche und ist gleichzeitig ein Zeitdokument zur Geschichte der linken, antifaschistischen Kräfte im 20. Jahrhundert, ihre bitteren Niederlagen aber auch wichtigen Erfolge.

Die Texte geben Antworten auf die Fragen, welche Konsequenzen nach 1945 notwendig gewesen wären, welche tatsächlich gezogen wurden und wie mit dieser Vergangenheit bis heute umgegangen wird. Sie zeigen ebenso Gegenperspektiven auf zur gegenwärtigen Politik des entfesselten Kapitalismus in Deutschland und weltweit.

Durch autobiographische Passagen, historische Herleitungen sowie Stichwortverzeichnis und Glossar, in dem auf wichtige, heute aber wenig bekannte Personen und Begriffe eingegangen wird, ist dies Werk nicht nur Experten und Freunden des Autors zugänglich, sondern gerade auch jenen Menschen, die erst am Anfang ihres gesellschaftspolitischen Engagements stehen. Zu Beginn des Bandes finden sich fünf autobiographische Texte, die sich unter anderem. mit dem antifaschistischen Widerstand in der CSR, den Diskussionen über das Nachkriegs­europa, der Zeit bei der „SJD – Die Falken“, dem Austritt aus der SPD und dem Generalsprozess beschäftigen.

Im zweiten Teil geht es unter der Überschrift „Faschismus, Revisionismus, Antifaschismus“ um die personellen und inhaltlichen Kontinuitäten vom Faschismus zur BRD, die Geschichte des Sozialdarwinismus, die Absolution der revanchistischen Politik der Vertriebenenverbände durch den verstorbenen SPD-Politiker Peter Glotz und antifaschistische Perspektiven. Im friedenspolitischen Abschnitt widmet sich Knorr der Geschichte der Friedensbewegung sowie spezifischen Aspekten der Frage von Krieg oder Frieden.

Die Texte von „Geschichte, Ökonomie und globale Machtverhältnisse“ behandeln den antimilitaristischen Kampf Wilhelm Liebknechts, die Auswirkungen des globalisierten Kapitalismus und den Entwurf der EU-Verfassung. Von zentraler Bedeutung ist der letzte Teil zu gesellschaftlichen Perspektiven. Hierin geht es um Ziele und Mechanismen der Kulturpolitik und -industrie, das Gedankenerbe der Französischen Revolution und das Menschenbild von Karl Marx. Die beiden letzten Texte widmen sich resümierend aktuellen Erfordernissen linker Politik im Ringen für eine „humane Weltgesellschaft der Freien und Gleichen“ (Knorr).Deren Aktualität und Notwendigkeit wird auch die Konferenz am 2. September im DGB-Haus in Frankfurt am Main verdeutlichen. Eingeladen vom Deutschen Freidenkerverband Hessen, unterstützt u. a. von der VVN-BdA, vom DGB Region Frankfurt und dem Europäischen Friedensforum, wird es neben der Eröffnung durch Monika Krotter-Hartmann vom Freidenker-Verband und der Buchvorstellung durch den Herausgeber Impulsreferate von Ulrich Schneider zum Antifaschismus, Wolfgang Richter vom Europäischen Friedensforum zur Friedenspolitik und Wolf-Dieter Gudopp-von Behm zum Thema Aufklärung geben. In der abschließenden Runde werden neben Lorenz Knorr und einigen seiner Freunde und Weggefährten alle Anwesenden die Möglichkeit bekommen, über den Weg zu einer ausbeutungs- und kriegsfreien Gesellschaft zu diskutieren.