Schwarzer Mann als Clown

geschrieben von Max Ragwitz

5. September 2013

Wie die NPD sich an Kinder heranmacht

Nov.-Dez. 2010

»Bundespräsident Christian Wulff ist ein konfliktscheuer Schönwetter-Schwadroneur ohne Volksnähe oder gar Volksbewusstsein. Er hat weder Charisma noch Überzeugungskraft, Widerspruchsgeist, Gestaltungswillen und Konfliktbereitschaft.« Der das im Internet schreibt, heißt Jürgen Gansel und sitzt als NPD-Mitglied im Sächsischen Landtag. Nun mag man zu Wulff durchaus kritisch stehen und seine politischen Ansichten nicht teilen. Die Wortwahl Gansels sollte aber sehr wohl aufhorchen lassen. Charisma ist gefragt, suggeriert Gansel. Volksbewusstsein und Volksnähe muss her, so der NPD-Politiker. Kann oder soll wohl auch heißen: Ein neuer Führer muss her. Einer, hinter dem Millionen stehen, der das Land mit unverrückbarem Blick auf seine nationalen Werte voran bringt. Also nichts wie ran an das Volk, den Schulterschluss hergestellt und zeigen, wer des Volkes wahre Visionäre sind. Zugegeben, bis hierhin ist vieles nur Polemik.

Die Realität aber zeigt, dass es längst Zeit geworden ist, den Anfängen zu wehren. Denn die Praktiken der NPD zielen nicht erst seit der letzten Bundespräsidentenwahl eindeutig darauf, das Wohlwollen des Volkes zu erreichen und mit Volksnähe den Weg zu neuen parlamentarischen Mehrheiten zu suchen und zu finden. Die Zeiten, an denen die Partei gespenstisch-bedrohlich und wortlos mit Trommelschlägen und nationalistischen Parolen durch Innenstädte zog, ist offensichtlich vorbei. Man will, so zynisch es klingt, die Herzen der Menschen erobern.

Ein Artikel im Neuen Deutschland vom 7. September 2010 zeigt an Beispielen aus Mecklenburg-Vorpommern, wie subtil und gefährlich die NPD Nähe zum Volk sucht. Auf einen Satz gebracht: Über die Kinder an die Eltern herankommen. Die einen sind die Wähler in spe, die anderen die Klientel, die aktuelle Wahlen beeinflussen können. Konnten mancherorts durch engagierte Bürger und aufmerksame Stadtverwaltungen von der NPD geplante Kinderfeste mit »Hüpfburg, Glücksrad, Kaffee und Kuchen…«, wie das ND titelt, verhindert werden, fanden im deutschen Nordosten durchaus Veranstaltungen unter anderem auf privaten Gelände statt, die den Wolf im Schafspelz, oder besser: den schwarzen Mann im Clownskostüm, präsentierten.

Dagegen, argumentieren manche Stadtverwaltungen, könne man ordnungsrechtlich nichts tun. Ganz klar wird mit solchen Veranstaltungen aber, dass sich die NPD als sogenannter »Anwalt des kleinen Mannes« profilieren will. Man bedient sich der Ängste der Bürger um berufliche Existenz, soziale Sicherheit, Perspektivlosigkeit und drohende Verarmung. Die Kinder im Visier der rechtsextremen Partei sind da »nur« willkommenes Mittel zum Zweck.