Die FIR wächst wieder

28. November 2013

Der Kongress der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer in Sofia

 

antifa: Wie sieht die Bilanz der FIR in den letzten drei Jahren aus?

Ulrich Schneider: Ohne Übertreibung kann man unsere Arbeit als sehr erfolgreich bezeichnen. Wichtige Ereignisse waren z.B. die Festveranstaltung zum 60. Gründungsjubiläum im Juli 2011 im Alten Rathaus von Wien oder die Verleihung des Michel Vanderborght Preises im Festsaal des belgischen Parlaments 2013. Großen Eindruck hinterließ auch das internationale Jugendtreffen »Der Zug der Tausend« im Mai 2012 in der Gedenkstätte Auschwitz, das gemeinsam mit dem Institut des Vétérans und der Auschwitz-Stiftung organisiert wurde. Wichtige Beiträge zur Geschichtsarbeit leisteten die Herausgabe der »Landkarte der nazistischen Konzentrationslager und Haftstätten in Mitteleuropa« und die Eröffnung der Ausstellung »Antifaschistischer Widerstandskampf in Europa« im Sommer 2013 im Europaparlament in Brüssel. Beide Projekte wurden ebenfalls mit dem Institut des Vétérans realisiert.

Der neu gewählte Exekutivausschuß der FIR. V.l.n.r in der oberen Reihe: Gregori Touglidis, Heinz Siefritz, Filippo Giuffrida, Piet Schouten, Michail Moiseev, Ulrich Schneider sitzend: Christos Tsintzilonis, Vilmos Hanti, Marcello Basso

Der neu gewählte Exekutivausschuß der FIR. V.l.n.r in der oberen Reihe: Gregori Touglidis, Heinz Siefritz, Filippo Giuffrida, Piet Schouten, Michail Moiseev, Ulrich Schneider
sitzend: Christos Tsintzilonis, Vilmos Hanti, Marcello Basso

antifa: Werden diese Ergebnisse auch wahrgenommen?

Ulrich Schneider: Die FIR und ihre Mitgliedsverbände haben sich in den vergangenen Jahren große Anerkennung erarbeitet. Dies zeigen Begegnungen des FIR-Präsidenten mit den Präsidenten der Republik Zypern, der Tschechischen Republik und mit politischen Repräsentanten anderer Staaten. Auch die Grußschreiben und Grußworte verschiedener Gäste auf dem Kongress unterstrichen die hohe Wertschätzung. Selbst der bulgarische Parlamentspräsident und Vorsitzende der Sozialistischen Fraktion im Europäischen Parlament, Sergei Stanishev, übermittelte eine engagierte Grußbotschaft.

antifa: Welche Schwerpunkte setzte der Kongress für die künftige Politik der FIR?

Ulrich Schneider: Zentrales Thema für die FIR und alle Mitgliedsverbände ist das Anwachsen von Neofaschismus und Rassismus. Unser Präsident, der Ungar Vilmos Hanti, wurde bereits mehrfach Ziel von Angriffen der extremen Rechten. Auch in Griechenland zeigt sich die mörderische Dimension des Neofaschismus. Der Kongress rief deshalb zu internationalen antifaschistischen Initiativen auf. Gegen den offenen Geschichtsrevisionismus und die Rehabilitierung der SS in den baltischen Republiken will die FIR gemeinsam mit antifaschistischen Kräften der Region im Frühjahr 2014 in Riga und Vaiveda demonstrieren. Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! – das ist auch heute Verpflichtung für die FIR. Daher rief sie alle Friedenskräfte auf, einen drohenden amerikanischen Militärschlag gegen Syrien zu verhindern und sich für eine nichtmilitärische Lösung des Konflikts einzusetzen.

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antifa: Sind die antifaschistischen Veteranenverbände inzwischen nicht doch »Auslaufmodelle«?

Ulrich Schneider: Das wären sie, wenn sie sich nicht für heutige Generationen öffnen würden – doch diesen Schritt haben inzwischen viele Verbände vollzogen. Bemerkenswert ist auch, dass zwei große Verbände zur aktiven Mitarbeit in die FIR zurückgekehrt sind, der tschechische Verband der Freiheitskämpfer und die italienische ANPI. Damit setzt sich die Tendenz der letzten Jahre fort, dass die FIR auch im siebten Jahrzehnt ihres Bestehens als notwendige internationale Dachorganisation ehemaliger Veteranenverbände und heutiger aktiver antifaschistischer Strukturen gesehen wird.

antifa: Der Kongress fand im Land Georgi Dimitroffs statt. Wurde während des Kongresses daran erinnert?

Ulrich Schneider: Die Bulgarische Antifaschistische Union organisierte zum Abschluss eine Exkursion durch Sofia, bei der wir natürlich auch das Grab und das Geburtshaus von Georgi Dimitroff besuchten. Allen Delegierten des FIR-Kongresses war es ein Anliegen, diesen großen Antifaschisten, dessen Auftreten vor dem Leipziger Reichstagsbrandprozess und auf dem VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale unvergessen ist, gemeinsam zu ehren.