»Bild« bezieht Stellung

geschrieben von Ulrich Schneider

20. Mai 2014

In den ideologischen Schützengräben des Kalten Krieges

 

Wenn es nach »Bild« und BZ geht, dann können die Bewohner der »Frontstadt« Berlin bald wieder ruhig schlafen, denn dann stehen keine russischen Panzer mehr am Tiergarten in der Nähe des Brandenburger Tors. Das tun sie allerdings seit über 60 Jahren – als sichtbares Zeichen der heldenhaften Rolle der Roten Armee bei der militärischen Zerschlagung des deutschen Faschismus. Selbst in den kältesten Zeiten des Kalten Krieges existierte -diese Stätte der Erinerung, gesichert auch von den westlichen Alliierten, so sehr die Springer-Presse schon damals gegen das Denkmal hetzte. Mit dem 2+4-Vertrag und der Beendigung der Stationierung der sowjetischen Streitkräfte verpflichtete sich die Bundesregierung, die Gedenkorte der sowjetischen Armee in Deutschland unter Denkmalschutz zu stellen und dauerhaft für ihren Erhalt zu sorgen.

Das war den Journalisten der »Bild«-Zeitung natürlich bekannt, als sie eine Bundestagspetition gegen »martialische Kriegssymbole« auf den Weg brachten — in der einfachen Kurzform: »Weg mit den Russen-Panzern am Brandenburger Tor«. Man wolle damit auch ein Zeichen setzen gegen russische Panzer auf der Krim und die Bedrohung der Ukraine durch Putin, wurde den Lesern die Petition schmackhaft gemacht. Damit wird klar, wohin es eigentlich gehen soll: Im Zuge des politischen Streits um die Ukraine zurück in die ideologischen Schützengräben des Kalten Krieges.

Das erinnert fatal an die baltischen Staaten, wo die Revision der Geschichte mit der Beseitigung des Denkmals des Bronzenen Soldaten begann und heute in den Aufmärschen von SS-Veteranen und junger Anhänger ihre Fortsetzung findet.

Doch dagegen lässt sich etwas tun. Unter dem Motto »Wer nicht feiert, hat verloren!« wird auch in diesem Jahr am 9. Mai in Berlin an die Befreiung von Faschismus und Krieg erinnert.