Eine außergewöhnliche Gedenkstätte

geschrieben von Hartmut Stinton

18. Juli 2014

Bei meinem letzten Berlin-Aufenthalt entdeckte ich auf einen Tip meiner dort lebenden Schwester hin die besondere Gedenkstätte »Wir waren Nachbarn« im Schöneberger Rathaus. Der Saal befindet sich im Hochparterre gleich rechts vom Pförtner, ist jeden Tag (auch Sonntags) von morgens bis nachmittags geöffnet und kostet keinen Eintritt. Geschaffen wurde sie als Wanderausstellung von einer Schöneberg-Tempelhofer Geschichts-Gruppe und ist seit einigen Jahren fix im Rathaus. Dargestellt werden die Lebensläufe von über 150 jüdischen Mitbürgern, die irgendwann in ihrem Leben im gutbürgerlichen Bayerischen Viertel in Schöneberg gelebt haben und durch den Faschismus gelitten haben. Für jeden steht an langen Tischen ein Stuhl, vor dem ein Ringbuch aus eingeschweißten Kartonseiten liegt. Darin wird mit Fotos und Texten (Interviews, Reden, Artikel …) kurz das Leben der betreffenden Person beschrieben. Bei bisher 15 (an weiteren wird gearbeitet) von ihnen gibt es auch eine Hörstation, wo man als O-Töne oder von Schauspielern gelesen, Ausschnitte aus Reden, Interviews etc. über Kopfhörer hören kann. Neben ganz normalen Leuten wie du und ich fällt eine erstaunliche Promi-Dichte auf. Ich hörte mir beispielsweise Kurt Tucholsky, Albert Einstein und Gisele Freund an. Durch die Möblierung entsteht eine ganz eigene Stimmung und sowohl die Hefte als auch die Tondokumente sind sehr informativ. Ich werde bestimmt noch das eine oder andere Mal dort reinschauen und empfehle das auch anderen Interessierten.