Das Beispiel Göppingen
25. Juli 2014
Laut Verfassungsschutz wurden 2013 in Göppingen über 500 Menschen in Gewahrsam genommen und drei Personen festgenommen. Zusätzlich wurden über den ganzen Tag hunderte Antifaschistinnen eingekesselt. Wegen einer Blockade auf den Schienen der DB mussten die Nazis früher aussteigen und wurden mit Polizeibussen zu ihrer Demonstration gefahren.
Was der Verfassungsschutz nicht erwähnt ist, dass Göppingen seit Jahren eine Hochburg der Autonomen Nationalisten ist. Immer wieder haben sie dort Menschen angegriffen und Morddrohungen gegen Antifaschisten verbreitet. Jedes Jahr im Oktober mobilisieren sie zu ihrer Demonstration. Dann marschieren Mitglieder der JN, des Freien Netzes Süd und der Autonomen Nationalisten unterstützt von vielen Kameradschaftsmitgliedern aus ganz Deutschland durch die Stadt. Gegen dieses Treiben der Nazis formierte sich bald Widerstand.
Am 12. Oktober 2013 demonstrierten mehrere tausend Menschen gegen den Naziaufmarsch und nicht, wie der VS schreibt, 1000. Über 1000 Menschen wurden allein von der Polizei festgesetzt oder verhaftet. Seit Jahren riegelt die Polizei an dem Tag ein ganzes Stadtviertel hermetisch ab. Ich habe selbst Anwohner erlebt, die zwar zum Einkaufen raus durften, aber dann nicht mehr nach Hause gelassen wurden. Mit ihren vollen Einkaufstaschen mussten sie oft stundenlang warten. Diese Taktik der Polizei schafft Aggressionen. Eine ältere Frau aus Göppingen hat mich vor zwei Jahren ins Gesicht geschlagen, nachdem sie in mir eine Gegendemonstrantin erkannt hatte. Bei vielen Göppingern herrscht die Meinung vor, dass nicht die Nazis das Problem sind, sondern die linken Demonstranten von außerhalb. Den Terror, den die Mitglieder der Autonomen Nationalisten das ganze Jahr über ausüben, nehmen sie nicht wahr. Sie sind ja keine Migrantinnen, oder linke Jugendliche. Plakate auf denen ein Galgen zu sehen ist, an dem ein Schild mit der Aufschrift »Antifa« hängt, übersehen sie.
Zum Glück wurden die führenden Köpfe der Göppinger Autonomen Nationalisten Anfang des Jahres verhaftet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung. Daniel Reusch, der die Naziaufmärsche angemeldet hatte, ist im Gefängnis ausgestiegen und hat alle Anmeldungen bis zum Jahr 2020 zurückgezogen. Die Situation in Göppingen hat sich dadurch etwas entspannt. Für die Menschen in den Regionen rund um Göppingen und Geislingen bleiben die Nazibanden aber nach wie vor eine Gefahr.