Unsere Geschichtspolitik

geschrieben von Axel Holz und Cornelia Kerth

8. Mai 2016

Wie weiter mit den Erfahrungen aus Widerstand und Verfolgung?

 

Vom 27. bis 29. Mai wird die VVN-BdA in Bochum einen außerordentlichen Bundeskongress zum Thema »Erinnerungsarbeit und Geschichtspolitik« durchführen. Auf dem letzten Kongress in Frankfurt war beschlossen worden, zu diesem Thema eine Konferenz zu veranstalten. Der Bundesausschuss hat sich aber für einen außerordentlichen Bundeskongress entschieden, um dem Thema im Leben unserer Vereinigung das nötige Gewicht zu verleihen.

In einer Zeit, in der wir bereits weitgehend ohne die lebendige Erinnerung unserer Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gegen die Historisierung und Musealisierung der Geschichte von Verfolgung und Widerstand ankämpfen müssen, ist es für uns von grundlegender Bedeutung, Konzepte zu entwickeln, mit denen wir ihre Erfahrungen in der Gegenwart fruchtbar machen können. Dabei geht es keinesfalls »nur« um den Blick auf die Geschichte, vielmehr können wir selbst daraus Kraft und Mut schöpfen für die aktuellen Auseinandersetzungen und sollten diese Möglichkeit auch möglichst vielen anderen eröffnen.

Gerade angesichts der erschreckenden rassistischen Mobilisierungen, der Wahlerfolge der AfD und der Verniedlichung von Randalierenden und Rechts-WählerInnen als »besorgte Bürger« und autoritärer Politik-Konzepte ist es notwendig, die Geschichte von Verfolgung und Widerstand zum Teil des »Alltagswissens« werden zu lassen. Aber wie können wir das schaffen, besonders dort, wo es keine Überlebenden mehr gibt?

Der Kongress wird am Abend des 27. Mai um 19 Uhr mit dem Einstieg in die Problemstellungen, die wir zu bearbeiten haben, eröffnet. Dazu gehört eine Präsentation zum Thema »NS-Geschichte im Internet«. Ab 21 Uhr kann dann der Austausch in gemütlichem Beisammensein, das die gastgebenden Kameraden aus NRW für uns vorgesehen haben, weitergeführt werden.

Am Samstag, dem 28. Mai steht zunächst das Sammeln von Themen auf der Tagesordnung, mit denen wir uns in der Erinnerungsarbeit und Gedenkpolitik auseinandersetzen müssen. Wo gibt es besondere Herausforderungen? Welche besonderen Kompetenzen haben wir? Wo müssen wir uns vielleicht noch Kompetenz aneignen und wie kann das geschehen?

In mehreren Sitzungen haben sich der Bundesausschuss und die in Oktober neu gegründete Bundeskommission »Erinnerungsarbeit und Geschichtspolitik« mit diesen Fragen beschäftigt und werden ihre Ergebnisse in die Debatten einfließen lassen. Die werden aber nicht vorwiegend im Plenum stattfinden, sondern – wie schon beim BuKo in Frankfurt – in einem alle einbeziehenden Prozess mit dem schönen Namen »World Café«. In diesem Rahmen werden auch die zum Kongress ggf. vorliegenden Anträge bereits mit diskutiert.

Natürlich haben sich in den letzten Jahren schon überall Kameradinnen und Kameraden Gedanken gemacht und nach neuen Wegen für unsere Erinnerungs- und Geschichtsarbeit gesucht. Daraus erwuchsen interessante neue Projekte. Aber auch außerhalb der VVN-BdA sind »zukunftsfähige« Formen der Geschichtsaneignung und -vermittlung entstanden, denn unser Verband arbeitet ja nicht allein daran, die Erinnerung wach zu halten

Ein »Markt der Möglichkeiten« soll allen Kongressteilnehmern am Samstagnachmittag Gelegenheit geben, solche neuen Formen und Methoden unserer Erinnerungsarbeit und unserer Beiträge zur Geschichtspolitik kennenzulernen. Projekte, die dort in wiederkehrenden Präsentationen vorgestellt werden, sollen handlungsorientiert und innovativ sein und bereits erfolgreich getestet worden sein.

Am Sonntag, dem 29. Mai wird es noch eine Runde geben, in der Interessen- oder Regionalgruppen besondere Fragestellungen diskutieren können, bevor dann die abschließende Diskussion vorliegender Anträge und deren Abstimmung als letzte Punkte auf der Tagesordnung stehen.

Delegierte sind in der Regel die zum letzten ordentlichen Bundeskongress 2014 gewählten Delegierten. Kreisvereinigungen, die neue Delegierte wählen wollen, können dies tun und müssen das dem Bundesbüro schnellstmöglich melden.

Und noch ein wichtiger Hinweis: Gastdelegierte können ebenfalls angemeldet werden.