Leserbrief

22. November 2017

Breite Front gegen Heß

Zu »Rudolf Heß durfte marschieren« Antifa Sept./Okt.

Ich möchte zu diesem Beitrag einige Ergänzungen vornehmen.

Die alten und neuen Nazis planten für den 19. August eine Demonstration vom Bahnhof Spandau zum Gelände an der Wilhelmstraße, an dem das Kriegsverbrechergefängnis der Alliierten in Spandau stand. Dort war Heß inhaftiert, der 1946 wegen Planung eines Angriffskrieges und Verschwörung gegen den Weltfrieden zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Am 17. August 1987 setzte er im Kriegsverbrechergefängnis seinem Leben ein Ende.

Anfang Juli trafen sich auf Initiative des »Spandauer Bündnis gegen Rechts« und der Spandauer Bezirksgruppe der VVN/VdA Vertreter antifaschistischer Initiativen und Organisationen. Gemeinsam wurde beraten, wie der geplante Nazi-Aufmarsch für Rudolf Heß, den Stellvertreter Adolf Hitlers, verhindert werden kann und welche Aktivitäten im Bezirk und darüber hinaus notwendig sind.

Am 10. Juni brachte die Fraktion der Spandauer Linkspartei einen Antrag »Spandau gegen den Marsch für Kriegsverbrecher Rudolf Heß« in die Bezirksverordnetenversammlung ein. Aus dem Antrag wurde ohne Gegenstimme folgende Resolution beschlossen: »Die Bezirksverordnetenversammlung Spandau verurteilt den für den 19. August geplanten Marsch von Neonazis für den Kriegsverbrecher Rudolf Hess. Die BVV Spandau setzt damit ein deutliches Zeichen für Demokratie gegen Intoleranz, Ausgrenzung, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit.«

Am 9. August veröffentlichte das »Spandauer Volksblatt« den Aufruf des »Spandauer Bündnis gegen Rechts« für den 19.August zur Kundgebung und Demonstration gegen Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Neonazis. Unterzeichner dieses Aufrufs waren die Spandauer Regionalgruppe der VVN/VdA, das Berliner Bündnis gegen Rechts, das Stadtteilzentrum Spandau, der Verein sozial-kulturelle Netzwerke Casa, der Runde Tisch Spandau für Demokratie und Toleranz, die Mahnwache Spandau, die evangelische Kirche Spandau und Die Linke Spandau.

Am 19. August verhinderten rund 2500 Gegendemonstranten mit mehreren Blockaden den Neonazi-Marsch. Im »roten Winkel« 3/17 heißt es dazu weiter, so »kehrten sie, begleitet von der Polizei, unverrichteter Dinge zum Bahnhof Spandau zurück, wo sie ihren geistigen Müll unter lautstarken Pfiffen von uns, noch loswerden konnten« Erwähnenswert scheint mir dabei auch zu sein, dass die Polizei die Blockaden, nicht wie sonst üblich, gewaltsam aufgelöst hat.

Auf der Kundgebung an der Wilhelmstraße sprachen: Doro Zinke, DGB-Vorsitzende Berlin-Brandenburg, Petra Pau, Die Linke, Vizepräsidentin des Bundestages, Renate Künast, Bündnis 90/Die Grünen, Mitglied des Bundestages, Hubertus Heil, SPD-Generalsekretär, Mitglied des Bundestages, Reinhard Auener, evangelischer Pfarrer i.R., Kirsten Tenhafen, stellvertretende Vorsitzendedes Jüdischen Forums-JFDA, Anne Düren, Sprecherin des Spandauer Bündnisses gegen Rechts und Hans Coppi, Vorsitzender der Berliner VVN-BdA.

Eine offensichtlich breite Front der Ablehnung und des Widerstandes an diesem Tag in Spandau. Ob daher die die Aussage in dem o.g. Artikel der »antifa« zutrifft, wonach die Neonazis Spandau unter diesen Bedingungen in Zukunft nicht meiden werden, wage ich zu bezweifeln.   Jörg Kuhle, Berlin