Krieg in der Stadt
25. November 2017
Am 26. Oktober wurde unter positiver Begleitung von Medien und Politik in Sachsen-Anhalt der erste Bauabschnitt eines äußerst makabren Bauprojektes übergeben: Eine Geisterstadt namens »Schnöggersburg«, gelegen auf dem Truppenübungsplatz Altmark in der Nähe von Magdeburg.
Diese Fake-Stadt wird einmal 6,5 Quadratkilometer umfassen, mit mehr als 500 Gebäuden, Straßen und Wegen samt Kanalisation; sogar ein künstlicher Fluss mit mehreren Brücken wurde angelegt. Auch was man sonst in Städten findet: ein Regierungsviertel, Hochhäuser, ein Stadion, Hotels, eine Autobahn, ein Gefängnis und ein Elendsviertel(!) sind vorhanden. Sogar eine U-Bahn (die einzige in Sachsen-Anhalt) mit drei Stationen ist entstanden, immerhin 350 Meter lang.
Für eine Filmkulisse wäre die Investition von 140 Millionen EUR eindeutig zu groß, doch hier hat der Staat gezahlt und das Land Sachsen-Anhalt den Bauherren gegeben für eine der »größten Infrastrukturmaßnahmen innerhalb des Landes«. Genutzt werden soll das alles von der Bundeswehr und der NATO. In Schnöggersburg können bis zu 1.500 Soldaten gleichzeitig den militärischen Einsatz in bebauten Gebieten trainieren. Deutlicher lässt sich nicht zeigen, worauf die Bundeswehr vorbereitet wird: auf Bodenkrieg und Häuserkampf in modernen Städten.
Doch was haben die Bürger in Sachsen-Anhalt davon? Wahrscheinlich können sie sich (wie in Bayern bereits seit Jahren praktiziert) bei großen Übungen als Komparsen für die Darstellung der Zivilbevölkerung bewerben. Russischkenntnisse erwünscht.