Editorial

geschrieben von Regina Girod

23. August 2018

»Ganz Berlin hasst die AfD!« skandierten Tausende am 27. Mai in Berlin. Staunend erlebte die Stadt die wohl größte Mobilisierung gegen rechts seit 18 Jahren. Ganz »normale« Bürger, darunter viele, die sich selbst kaum als »politisch« bezeichnen würden, demonstrierten gemeinsam mit Antifas, Gewerkschaftern und Migrantinnen gegen die AfD und die Bedrohung der Demokratie durch die forcierte Rechtsentwicklung. Eine große Ermutigung für alle, die dabei gewesen sind. Markus Tervooren, Geschäftsführer der Berliner VVN-BdA, analysiert auf Seite 3 Bedingungen und Erfahrungen der erfolgreichen Aktion.

Doch die Gefahr, dass die »rote Linie« vor einer möglichen Regierungsbeteiligung der AfD, zunächst in Bayern oder bei der Landtagswahl in Sachsen 2019 überschritten wird, ist real. Cornelia Kerth stellt in ihrem Kommentar den Anteil politischer Hasardeure aus den Regierungsparteien daran in den Mittelpunkt (Seite 5), und Thomas Willms untersucht die Situation der AfD im Zyklus der Landtagswahlen und mit Blick auf die Europawahlen im nächsten Jahr. (Seite 11)

Großen Raum nehmen in dieser Ausgabe auch internationale Themen ein, denn die aktuelle Rechtsentwicklung betrifft viele Länder Europas. Was ist von der neuen, extrem rechten Regierung in Italien zu erwarten? Ulrich Schneider stellt seinen Artikel dazu unter die Überschrift »Staatlich legitimierter Hass.« (Seite 22).

Antifaschismus war und ist international. Deshalb erinnern wir im Porträt dieser Ausgabe an die ungarische Internationalistin Erzsébet Fazekas und veröffentlichen unter der Rubrik »Geschichte« (Seiten 21-22) einen Beitrag des Vorsitzender des Russischen Verbandes der Kriegsveteranen, General M.A. Moissejew, über die Schlacht am Kursker Bogen.

In Zeiten politisch geschürter Russophobie halten wir es für unerlässlich, unsere russischen Partner selbst zu Wort kommen zu lassen; auch als Grundlage für weitere Diskussionen, nicht nur in unserem Verband.