Kuba rappen

geschrieben von Regina Girod

26. November 2018

Ein Fotobuch erinnert an die Konzertreise von Esther Bejarano

Die Sängerin Esther Bejarano und die Rapper der »Microphone Mafia« treten seit 2009 zusammen auf. Sie gehören drei Generationen und drei Religionen an und sind doch tief verbunden: durch ihre antifaschistische Haltung und die gemeinsame Musik. Die antifaschistische Szene der Bundesrepublik kennt sie dank unzähliger Konzerte. Esther Bejaranos unermüdliche Bereitschaft, durch das Land zu touren, um zu verschiedenen Anlässen auf der Bühne zu stehen und musikalisch und politisch Gesicht zu zeigen, ist legendär. Es hat sie gereizt, auch einmal eine Konzerttournee durch Kuba zu unternehmen. Und so hat sie sich den Wunsch im Jahr 2017, mit 92 Jahren, erfüllt.

Begleitet wurden sie, ihr Sohn Joram und Kutlu Yurtseven und Rosario Pennino von der Microphone Mafia von Angehörigen und Freunden, unter ihnen ein Filmteam und Fotografen der Bildagentur »R-mediabase«. Ihnen verdanken wir nicht nur den Dokumentarfilm, der in der letzten Ausgabe der antifa besprochen wurde, sondern auch das bereits zuvor erschienene Fotobuch »Esther Bejarano mit microphone mafia live in Kuba«, erschienen im Verlag Wiljo Heinen.

Die Fotos der Reise, ergänzt durch kurze Texte, entfalten in dem Buch einen ganz eigenen Reiz. Sie haben eine Art Sehnsucht in mir hinterlassen. Nicht nach tropischen Nächten oder karibischem Flair, sondern nach intensiven menschlichen Begegnungen, nach Austausch und Verbundenheit. Viele der Fotos spiegeln solchen Erlebnisse wieder. Etwa beim Besuch der jüdischen Gemeinde in Havanna, deren Synagoge keinen bewaffneten Schutz benötigt, weil es in Kuba keinen Antisemitismus gibt. Oder im Alphabetisierungsmuseum, das den Sieg über das Analphabetentum in Kuba dokumentiert und natürlich bei den Konzerten mit dem einheimischen Publikum und den Musikerkollegen.

Das hat mit Esthers Persönlichkeit zu tun, ihrer Geschichte als Auschwitzüberlebende und engagierte Antifaschistin. Doch bestimmt auch mit den Menschen in Kuba, ihrer Offenheit und ihren besonderen sozialen Erfahrungen.

Dabei wird ihr Bild aber nicht verklärt. Es ist nicht der Touristenblick, mit dem die Fotografen etwa die alten Häuser Havannas und ihre Bewohner festhalten, ein beliebtes Sujet in kubanischen Reiseprospekten. Stattdessen findet sich im Buch ein Porträtfoto des Stadthistorikers Eusebio Leal Spengler, unter dessen Leitung die Altstadt von Havanna saniert wird. Ein älterer Mann, das Gesicht geprägt von Sorgen und Verantwortung.

Kunst verbindet. Das gilt nicht nur für die Musik von Esther Bejarano und ihrer Band, sondern auch für die Fotografien, die in diesem Band versammelt sind. Die drei Fotos auf der Seite stammen von Jochen Vogler. Das Buch ist ab sofort auch über den Shop der VVN-BdA zu beziehen.