Praktischer Internationalismus
2. Dezember 2018
Junge Freiwillige im Einsatz auf dem Friedhof der Sozialisten
Wie kann man jungen Menschen einen Zugang zur Geschichte des antifaschistischen Kampfes eröffnen? Dafür gibt es auch ganz praktische Möglichkeiten. Bereits zum dritten Mal fand in Berlin ein internationales Workcamp des Vereins »Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik 1936 –1939 e.V. » und der Vereinigung junger Freiwilliger e.V. statt, diesmal mit zwölf Jugendlichen aus Frankreich, Hong Kong, Italien, Mexiko, Polen, Russland, Spanien, Tschechien und der Türkei.
Work – das waren vielfältige Pflegearbeiten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde. So wurden Grabplatten von Freiwilligen, die auf Seiten der Spanischen Republik gegen Franco gekämpft hatten, gesäubert, Rabatten von Unkraut befreit und im Einsatz gegen die Rosskastanien- Miniermotte, die den alten Kastanienbestand des Friedhofs gefährdet, Unmengen von befallenem Laub entsorgt..
Beim Reinigen der Platten lernten die jungen Leute die Biographien der Begrabenen kennen, die meist der Generation ihrer Urgroßeltern angehört hatten. Wie schon in den vergangenen Jahren wählten sie jeweils einen Kämper oder Kämpferin aus, deren Lebensweg sie besonders berührt hatte. Ein Foto von der Grabstätte und die Biographie nahmen sie mit nach Hause.
Das Camp-Leben war geprägt durch die interkulturellen Begegnungen, die Verständigung erfolgte auf Englisch. Zum Camp-Ende konnten alle feststellen, dass sie nicht nur ihre Sprachkenntnisse verbessert hatten, sondern auch viel über das Leben in Deutschland und in den Herkunftsländern der anderen Teilnehmer erfahren hatten.
Natürlich ging es auch um den Kampf des spanischen Volkes und seiner internationalen Unterstützer gegen Franco. So war die Lesung des amerikanischen Journalisten, Autors und Übersetzers, Victor Grossman, aus seinem Buch »Madrid, du Wunderbare« ein Höhepunkt des Begleitprogramms. In der Diskussion zeigte sich, dass die Teilnehmer nicht nur an der Geschichte des Spanischen Kriegs 1936-1939 interessiert waren. Der Gast wurde ebenso intensiv zu seiner Meinung zur aktuellen amerikanischen Politik und deren Auswirkungen auf die Entwicklung der Welt befragt.
Diskutiert wurde auch beim Besuch der Fraktion Die Linke im Bundestag. Es gab viele Fragen zur Lage und zur Politik in Deutschland. Vor allem aber interessierte, wie es der europäischen Linken gelingen könnte, an Einfluss zu gewinnen. Auch Erfahrungen aus den eigenen Ländern wurden eingebracht. Bei der anschließenden Führung galt das besondere Interesse den Inschriften der sowjetischen Soldaten in den Mauern des Gebäudes.
Der Besuch mit Führung durch die Gedenkstätte Sachsenhausen war für die meisten der Gruppe eine ganz neue Erfahrung. Sie waren tief beeindruckt.
Die besondere Form der Begegnung mit Jugendlichen verschiedener Länder ist auch für uns als Veranstalter immer wieder ein Gewinn. Gern teilen wir unsere Erfahrungen mit Interessierten, die ähnliche Projekte in Angriff nehmen wollen.