Hans-Frankenthal-Preis 2018

geschrieben von Nils Becker

8. Dezember 2018

Auschwitz-Komitee ehrt Medien-Projekte

Am 25. Oktober wurde in Hamburg der Hans-Frankenthal-Preis des Auschwitz Komitees vergeben. Diesmal ging der mit 2.000 Euro dotierte Preis an das Alternative Kultur- und Bildungszentrum AKuBiZ e.V. Pirna für das Projekt »Digitale Geschichtskarte für Sachsen« und an die Beteiligten des Dokumentarfilmprojekts »Liza ruft!«, das über den Werdegang einer ehemaligen Partisanin in Litauen berichtet.

Die Ausgezeichneten trieben, so das Komitee, die Konfrontation mit der Geschichte der Verbrechen des faschistischen Deutschlands in der Gegenwart voran.

In ihrer Laudatio ging Cornelia Kerth, Vorsitzende der VVN-BdA, auf das Erstarken der Rechten, insbesondere der AfD in Sachsen, ein. Wer sich der Dominanz der Rechten in Sachsen entgegenstellt, muss viel einstecken und ist deshalb umso prädestinierter, Anerkennung von Institutionen wie dem Auschwitz-Komitee zu erhalten. Die Bildungsangebote des AkuBiZ aus Pirna sind essentielle Bestandteile einer Gegenbewegung, die sich abhebt vom rechten Mainstream und die die Auseinandersetzung mit den rechten Parteien und deren erinnerungspolitischen 180 Grad Wendung, nicht scheuen. 2010 erregte das AkuBiZ bundesweit Aufsehen, als es den Sächsischen Förderpreis für Demokratie ablehnte und damit ein Preisgeld von 10.000 Euro ausschlug. Grund dafür war die Weigerung, die mit dem Preisgeld verbundene »Extremismus-Klausel« zu unterzeichnen. Statt dessen forderte der Verein die Abschaffung dieser Aufforderung zu Gesinnungsschnüffelei und Denunziation. Über 200 Vereine und Initiativen schlossen sich dieser Forderung an.

Die digitale Geschichtskarte Sachsens, die vom AkuBiZ erstellt wurde, macht die Schauplätze der NS-Verbrechen in der Region auch für die jüngeren Generationen sichtbar. Das Projekt »Gedenkplätze« ist als digitaler Atlas konzipiert und auf www.gedenkplaetze.info abrufbar.

Der Dokumentarfilm »Liza ruft!« berichtet über das Leben und Wirken der ehemaligen Partisanin Fania Brantsovskaya, die als Jüdin in Litauen gegen die Deutschen kämpfte und bis heute dafür angefeindet wird. Einerseits wird sie als Überlebende des Holocaust von offiziellen Stellen in Litauen geehrt, andererseits wird gegen sie staatsanwaltlich ermittelt, weil sie sich am Widerstand gegen die Deutschen und ihre litauischen Kollaborateure auch mit Waffen verteidigte. Der Film zeigt, wie widersprüchlich das Erinnern nach 1945 war und nach 1989/90 noch einmal wurde.