Kritik an Netanjahu = antisemitisch?

geschrieben von Ulrich Sander, Dortmund

23. Juli 2019

Die gegenwärtigen Bemühungen, die Friedensbewegung mit dem Argument mundtot zu machen, sie sei antisemitisch, weil solidarisch mit allen friedliebenden Menschen in Nahost, sollten endlich gestoppt werden. Die Politik Trumps und Netanjahus ist entschieden zu verurteilen. Die deutsche Regierungspolitik, sich für die »Sicherheit« Israels verantwortlich zu fühlen, kann unser Land in einen Krieg im Nahen Osten hineinziehen. Denn die Regierungen der USA und Israels werden nicht davor zurückschrecken, eine deutsche Kriegsbeteiligung zu verlangen – wegen der »Staatsraison« Deutschlands. »Wie können Journalisten und Politiker dem Vorwurf des Antisemitismus entgehen, wenn sie sich der israelischen Politik kritisch gegenüberstellen wollen?« wurde der verstorbene israelische Friedensaktivist Uri Avnery gefragt. Er antwortete: »Sie müssen in ihrer Kritik deutlich machen, dass sie nicht gegen die Existenz Israels sind, sondern lediglich das Interesse von Palästinensern und Israelis gleichermaßen berücksichtigen wollen. Das muss vollkommen klar sein.«

Als Mitherausgeber der »Zeitung gegen den Krieg« wurde ich schon vor Jahren – da gab es die Bezeichnung BDS noch nicht – gefragt, ob wir mit zum Boykott israelischer Waren aufrufen sollten. Ich lehnte es ab, weil »Judenboykotte« sich für deutsche Friedensfreunde verbieten, kann ja nicht anders sein. Dabei bleibe ich. Und die »Zeitung gegen den Krieg« blieb auch dabei.