Nur Posen?
9. August 2019
»Atomwaffen Division« (AWD) kündigt Terror an
Schon der Name lässt Schlimmes befürchten. Wer das Wort »Atomwaffen« nutzt, möchte den Eindruck vermitteln, selbige für seine Ziele auch einzusetzen. Es ist schon beruhigend, dass davon ausgegangen werden kann, dass die Nazigruppe AWD nicht im Besitz von Atomwaffen ist. Trotzdem suggeriert ihr Name: Wir sind bereit, für die Errichtung eines weißen arischen Staates den Rest der Welt zu vernichten.
Die AWD ist vor fünf Jahren das erste Mal in den USA in Erscheinung getreten. In einem Video kündigten Mitglieder an, sich auf einen »Rassenkrieg« vorzubereiten. Amerikanische Ermittlungsbehörden gehen von mindestens 80 Mitgliedern aus. Unklar ist, wie viele Anhänger darüber hinaus von den kruden Gewaltfantasien fasziniert sind. Fünf von ihnen sind bereits wegen Mordes und geplanten Anschlägen auf ein Atomkraftwerk und einen Staudamm rechtskräftig verurteilt worden. Zu ihren Vorbildern gehört unter anderem der sogenannte »Islamische Staat«.
In Deutschland hat sich eine Gruppe unter dem Namen im Juni 2018 präsentiert. Sie veröffent-lichte ein Video, dessen Machart jenem ähnelt, mit dem die Gruppe in den USA für sich geworben hat. In der deutschen Fassung sind noch einige besondere Bezugspunkte untergebracht. Im schnellen Schnitt ist ein mit einem Totenkopfgesicht maskierter Mann zu sehen. Danach kommen Bilder mit einem Bezug zu Deutschland. Es sind Aufnahmen von Demonstrationen der sogenannten »Unsterblichen« und des »3. Wegs«. Außerdem ist ein Mann zu sehen, der mit einer Fahne der AWG auf einer Wiese kniet. Im Hintergrund ist die Wewelsburg zu erkennen, jener Ort, an dem Himmler versucht hat, der SS einen mythischen, okkulten Glanz zu verleihen. Obwohl es eine Gedenkstätte für das KZ am Fuß der Wewelsburg gibt und eine Ausstellung an die Vereinnahmung durch die SS erinnert, nutzen Neonazis immer wieder die Kulisse der Burg, um ihre Verehrung der SS zu demonstrieren. Im Saal der Wewelsburg ist auf dem Fußboden die schwarze Sonne eingelassen. Das Zeichen wurde in den letzten Jahrzehnten zu einem der wichtigsten Symbole der Naziszene, weil es, im Gegensatz zu anderen Symbolen des Faschismus, nicht verboten ist.
Bisher hat der deutsche Ableger der Atomwaffen Division nicht nur das Video veröffentlicht, sondern auch in verschiedenen Städten Flugblätter ausgelegt. Das erste tauchte im November 2018 in der Bibliothek für Rechts- und Staatsphilosophie der Universität Berlin auf. Ähnlich wie bei den Flugblättern der Widerstandsgruppe Weiße Rose, wird darin die »deutsche Jugend« direkt angesprochen. Die anderen Flugblätter wurden in Frankfurt und Köln gefunden. Nun drohen sie in Köln damit, eine Gedenkfeier für die Opfer eines Bombenanschlags des NSU anzugreifen. Bis jetzt sind ihren Ankündigungen noch keine Taten gefolgt.
