editorial

geschrieben von Regina Girod

18. August 2019

Wie geht es weiter mit der Politik in der Bundesrepublik? Was bedeuten die Wahlergebnisse der Europawahlen für Antifaschistinnen und Antifaschisten? Müssen wir uns schon bald auf Koalitionen etablierter Parteien mit der AfD einstellen? Das sind Fragen, denen wir uns im Spezial dieser Ausgabe stellen (Seiten 13 – 16). Nach dem Mord an Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ist die Gefahr faschistischer Terroranschläge wieder schlagartig ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Die staatliche Strategie, solche Bedrohungen zu verharmlosen und zu vertuschen, wurde im Umgang mit der Mordserie des NSU jahrelang ohne Skrupel durchgezogen. Wird sie auch diesmal dominieren, wo es um einen CDU-Politiker geht? Das käme politischem Selbstmord gleich, denn: »Weitere Mörder stehen bereit. Alarmierende Berichte über das politische Klima und beginnende gewaltbereite bis terroristische Organisierung in Polizei und Bundeswehr, insbesondere in den Reihen ihrer ›Spezialeinheiten‹, lassen aufhorchen.«, schreibt Thomas Willms in seiner Analyse über »Die AfD, die Mörder und die Deutschen« (Seite 14). Diesen Entwicklungen entgegenzutreten ist heute mehr denn je die Aufgabe aller Demokratinnen und Demokraten. Von Sicherheitsbehörden wie dem VS, die den Feind wie eh und je auf Seiten der Linken verorten, sind diesbezüglich keine Wunder zu erwarten.

Dass das Zurückdrängen des Faschismus auch eine kulturelle Aufgabe ist, reflektierte Antonio Gramsci schon Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts in seinen Gefängnisbriefen. Explizit geht es bei ihm um die nicht-militärische Eroberung kultureller Sphären, die eine faschistische Herrschaft untergraben, verunmöglichen und diese nicht mittels Zwang, sondern durch einen neuhergestellten moralischen Konsens, überwindet. Markus Roth erinnert daran in seinem Artikel »Der vorpolitische Raum« (Seite 30). Wir versuchen, wie in jeder Ausgabe, diesem Anspruch mit Beiträgen zu Geschichte, Kultur und Internationalität der antifaschistischen Bewegung gerecht zu werden.