Wie weiter mit der »antifa«?

22. Oktober 2019

Bewährtes modernisieren und Neues wagen

Unser Magazin »antifa«, existiert in der jetzigen Form seit mehr als 15 Jahren und ist für alle, die an ihm mitarbeiten, so wie für viele Mitglieder, ein Teil ihres Lebens geworden. Wir sind stolz darauf, mit wenig Geld und viel Engagement so lange Zeit das auflagenstärkste antifaschistische Magazin Deutschlands herauszubringen, das kulturelle Werte vermittelt und zugleich der Kommunikation und Vernetzung von Antifaschistinnen und Antifaschisten unterschiedlicher Generationen dient. Der Kern der Redaktion blickt auf 15 Jahre gemeinsamer Arbeit zurück. Zeit für eine Bestandsaufnahme und einen Generationswechsel in der Redaktion, damit die »antifa« sich weiter entwickeln kann und weiterlebt, denn in Zeiten des Rechtsrucks und eines fortschreitenden Autoritarismus ist eine kluge Gegenöffentlichkeit wichtiger denn je. Dafür wird es auch nötig sein, Lesegewohnheiten und die Diskussionskultur heutiger Zeiten aufzunehmen, um unsere gesellschaftliche Wirkung über den Verband hinaus weiter zu entwickeln.

Als Herausgeber lädt der Bundesausschuss der VVN-BdA daher am 21. September alle nach Berlin ein, die an einer Mitarbeit interessiert sind. Schließlich geht es bei einer Zeitung nicht nur um inhaltliche Fragen, sondern genauso um Finanzen, personelle Ressourcen und nicht zuletzt um Organisation und verbindliche Planung. Spätestens zum Bundeskongress im Mai 2020 wollen wir die neue »Antifa« präsentieren.

Neue Herausforderungen

Als antifaschistisches und vor allem strömungsübergreifendes Organ wollen wir stärker Debatten aufgreifen, Stellung nehmen und als kritische Stimme wahrgenommen werden. Dafür müssen wir schneller, aktueller und sichtbarer werden. Seit Jahren wird dieser Anspruch dadurch eingeschränkt, dass aktuelle Ereignisse nicht im Zwei-Monats-Rhythmus kommentiert werden können, wenn sich auf Twitter, in den Kommentarspalten der Tageszeitungen und in den sozialen Medien unterschiedlicher Zielgruppen die Erregungskorridore längst wieder geschlossen haben.

Die Herausforderung vor der wir stehen, besteht also darin, weiter eine gedruckte Zeitung zu publizieren, die als regelmäßiges Lebenszeichen und Identifikationsobjekt nicht nur für unsere Mitglieder von hohem Wert ist, daneben aber auch tagesaktuell auf Entwicklungen reagieren zu können. Bei Letzterem kommen wir an internetbasierten Publikationsplattformen nicht vorbei. Wir könnten uns einen eigenen Webauftritt der »antifa« vorstellen, der nicht nur das Archiv, sondern auch aktuelle Rubriken und Kommentare enthält. Aber dafür brauchen wir eine Internetredaktion. Doch auch im Druckbereich sollte über Veränderungen gesprochen werden. Derzeit erscheint unsere Zeitung sechs Mal im Jahr. Wie wäre es mit einer Ausweitung zu einer monatlichen Ausgabe, mit weniger Seiten, aber dafür aktuelleren Artikeln? Hier stellt sich automatisch die Kostenfrage für Druck und Vertrieb. Oder sollen wir den Weg vieler anderer Publikationen gehen und reduzieren auf ein Quartals-Magazin mit mehr Inhalt und aufwendigerem Druck? Bei beiden lassen sich Für- und Wider abwägen. Auch die bisherige Praxis der »Länderseiten« sollten wir in diesem Kontext diskutieren. Bisher bilden sie als Beilage der »antifa« nur die Arbeit der mitgliederstarken Landesverbände ab. Die anderen kommen nur vereinzelt vor, wenn ein Thema bundesweite Relevanz entfaltet

Erfahrungen sind gefragt

Getreu dem Motto »Nur wer sich ändert, bleibt sich treu« laden wir zur Aktivenberatung am 21. September nach Berlin, um den Weg für eine neue Redaktion zu ebnen, konkrete Veränderungsvorschläge für den Bundesausschuss zu erarbeiten und einen Zeitplan zu erstellen. Wie wollen nicht nur über den Zuschnitt des Druckprodukts »antifa« und die Verknüpfung zum Internet diskutieren, sondern auch über künftige Arbeitsabläufe und Schwerpunktsetzungen. Wir rufen alle potentiell neuen Redakteure und Medienmachenden, die sich mit dem Publizieren auch online beschäftigen auf, uns beratend zur Seite zu stehen und sich einzubringen.

Als Magazin der VVN wollen wir weiterhin informieren, kommentieren und anregen, themenübergreifend antifaschistische Werte verteidigen, kulturelle Ansprüche stellen, eine internationale Perspektive einnehmen und als Debattenorgan auch unterschiedliche Sichtweisen im antifaschistischen Spektrum darstellen. In einem ehrenamtlichen Verband wie dem unsrigen kann so eine anspruchsvolle Arbeit nur in einem gut gestrickten Netzwerk funktionieren. An diesem wollen wir weiter stricken.

Nils Becker und Regina Girod

für die Redaktion der antifa