Höcke ist entzaubert

geschrieben von Thomas Willms

10. Dezember 2019

Trotz des Wahlergebnisses der Thüringer AfD

In den letzten Wochen des Thüringer Landtagswahlkampfes fiel die nicht nur politische, sondern auch psychologische Ähnlichkeit von Adolf Hitler und Björn Höcke immer deutlicher auf. Höcke reagierte auf sinkende Umfragewerte wie weiland der Führer auf den Vormarsch der Roten Armee mit mangelnder Flexibiliät, haltlosen Vorwürfen, Drohungen und Aggressivität, aber auch mit wundersamen Verheißungen.

Wer, aus welchen Gründen auch immer, auf den Politiker Höcke baut oder sich mit ihm verbindet, setzt auf einen Menschen, der für seinen eigenen Sieg alles und jeden zu opfern bereit ist – ohne eine Sekunde zu zögern. Mehr als 20% für seine Partei sind objektiv ein starkes Ergebnis, aber sie sind seiner unwürdig. Es ist eben nicht das beste Ergebnis der drei ostdeutschen Landtagswahlen, er ist nicht Führer der stärksten Partei in Thüringen – dem vom Pseudo-Ossi Höcke immer wieder zum Kern des wahren Deutschlands stilisiertem Gau – und es brach kein Schrei in seiner eigene Partei los, er möge die Krone endlich, endlich aufnehmen.

Stattdessen bleibt er Führer einer regional starken, aber minoritären Gruppe. Und selbst im engsten politischem Umfeld drohen ihm andere, insbesondere Andreas Kalbitz, den Rang abzulaufen. Höcke ist entzaubert. Und er hat durch die ihm eigene Maßlosigkeit zur Klärung beigetragen. Noch glauben Höcke und mit ihm Zehntausende Anhänger an den Endsieg. Wenn die bestehende Demokratie ihn nicht dorthin bringe, dann müsse dies eben mittels einer »neuen Demokratie« geschehen, orakelte er am Wahlabend. Höckes politische Laufbahn wird in einer Katastrophe enden, das ist einmal sicher. Die Frage ist nur wer und wie viele ihn dorthin begleiten werden.