Willkommen in der VVN-BdA

27. Februar 2020

Wir begrüßen unsere mehr als1300 neuen Mitglieder

Eine riesige Welle der Solidarität hat uns erreicht, nachdem uns das Finanzamt für Körperschaften in Berlin die Gemeinnützigkeit für die vergangenen drei Jahre abgesprochen und Steuer-Nachforderungen in fünfstelliger Höhe gestellt hat. All die wichtigen öffentlichen Stellungnahmen, die Petition, politische und juristische Unterstützungs-angebote und nicht zuletzt eine beträchtliche Spendenbereitschaft machen uns Mut. Mit soviel Unterstützung kämpft es sich doch gleich viel optimistischer.

Wir begreifen die enorme Unterstützung und Wertschätzung, die wir in den letzten Wochen des Jahres erfahren durften, auch als Auftrag, unsere Anstrengungen im Sinne der überlebenden Widerstandskämpferinnen und Verfolgten des Naziregimes zu verstärken:

Die Erinnerung an Verfolgung und Widerstand wach zu halten, neue Formen des Gedenkens unter Einbeziehung aller Verfolgtengruppen zu entwickeln und ihre historische Erfahrung in die gesellschaftliche Debatte einzubringen. Dazu gehören auch die Opfer rassistischer Gewalt heute.

Die Bestrafung der Täter und die Entschädigung der Opfer zu verlangen, Verantwortliche zu benennen, Aufklärung und Konsequenzen für Zukunft einzufordern.

Deutsche Großmachtträume, die schon zwei Weltkriege verursacht haben, zum Platzen zu bringen. Für Abrüstung statt Aufrüstung, Auslandseinsätze und Rüstungsexporte einzutreten.

Die solidarische Unterstützung von Geflüchteten und von politischen Initiativen gegen die Abschottung Europas.

Nazis und Rassisten entgegenzutreten, wo immer sie den öffentlichen Raum für sich und ihre mörderische Ideologie beanspruchen.

Die schleichende »Normalisierung« der AfD aufzuhalten oder, wie Erich Kästner sagte: »den Schneeball zertreten bevor er zur Lawine wird«.

Wir freuen uns darauf, dass ihr eure unterschiedlichen Erfahrungen und Kompetenzen in unsere Diskussionen einbringt, damit sie in unserer gemeinsamen Arbeit fruchtbar werden können. Wir sehen in diesem großen Mitglieder-Zuwachs eine großartige Chance, denn die Vereinigung lebt von aktiven Mitgliedern und ihren vielfältigen Ideen.

Natürlich wissen wir, dass viele Menschen in die VVN-BdA eintreten, um mit ihrem Mitgliedsbeitrag eine solidarische Unterstützung zu leisten. Das schätzen wir hoch, denn politische Arbeit kostet Geld und wir haben Anfang der 1990er Jahre entschieden, unsere Arbeit aus eigener Kraft zu finanzieren. Das heißt, Mitgliedsbeiträge und Spenden setzen den materiellen Rahmen, in dem wir aktiv werden können. Deshalb erhöht jedes neue Mitglied, mit seinem solidarischen Beitrag unsere Aktionsfähigkeit und hilft uns zugleich, den politischen Unwägbarkeiten der Abgabenordnung nicht völlig ausgeliefert zu sein.

Allerdings stehen wir auch personell vor großen Herausforderungen. So wie diejenigen, die den historischen Faschismus aus eigenem Erleben und Leid kennen, immer weniger werden, so sind viele von uns, die sich zu Beginn der 1970er Jahre als »Junge« der Vereinigung der Verfolgten und Widerstandskämpferinnen angeschlossen haben und die heute wesentlich die Organisationsarbeit leisten, inzwischen auch schon ziemlich alt geworden. Das gilt ebenso für diejenigen, die 1990 noch in der DDR den Bund der Antifaschisten gegründet haben. Der nächste Generationenwechsel steht an und will gestaltet werden.

Vom 22. bis 24. Mai 2020 findet in Frankfurt/Main der nächste Bundeskongress der VVN-BdA statt, wo Vorschläge zur Zukunft des Verbandes im Mittelpunkt der inhaltlichen Debatte stehen werden. Aktuell werden überall in der Republik Delegierte gewählt, alle anderen Mitglieder sind (nach Anmeldung) als Gäste willkommen. Das gilt besonders für die öffentliche Veranstaltung am Abend des 22. Mai. Wir wollen dort in einer Revue den Bogen von den Erwartungen der Befreiten am 8. Mai 1945 zur heutigen Situation und den notwendigen Interventionen von Antifaschistinnen und Antifaschisten schlagen.

Wir möchten euch alle ermutigen, euch in die anstehenden Diskussionen einzumischen. Eure Sicht ist wichtig und kann neue Impulse setzen. Die Einladungen zu den nächsten Treffen eurer Kreisvereinigungen sollten schon bald in euren Briefkästen liegen.

Wir sind guten Mutes, dass wir mit mehr Mitgliedern, mehr Aktiven und neuen Ideen gestärkt aus der aktuellen Auseinandersetzung um die Gemeinnützigkeit hervorgehen werden und dies sich auch in Aktions- und Kampagnenfähigkeit ausdrücken wird.

In diesem Sinne wünschen wir

uns allen ein erfolgreiches Jahr 2020.

Cornelia Kerth und Dr. Axel Holz