Editorial

14. Juni 2020

»Team Menschlichkeit« steht auf dem T-Shirt des Jungen im völlig überfüllten Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Zu diesem Team zählt sich auch unser Verband. Deshalb richten wir in dieser antifa den Blick auf aktuell Unbeobachtetes. Die humanitäre Lage an den europäischen Außengrenzen spitzt sich weiter zu, während es hierzulande nur noch ein Thema zu geben scheint: Covid19.

Beides hat mit dem einen Wort zu tun, dass gerade in aller Munde ist: Solidarität. Es bleibt offen: Mit wem ist man solidarisch, wie exklusiv werden angeblich knapper werdende Ressourcen verteilt und wer entscheidet das? Wir gehen dem nach mit einer eigenen Stellungnahme zur Einschränkung von Grundrechten (auf den Länderseiten), mit dem Beitrag von Regina Girod zu antifaschistischen Werten (S.3) und Berichten von Lesbos (S.9, S.21). Weiter geht es um Beobachtungen über den Umgang mit der Pandemie durch Rechte (S.5) und die Prepper-Szene (S.25) sowie um einen Blick in die Seuchennotstands-Literatur (S.27).

Das zweite große Thema ist das vielfältige Gedenken an den 75. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus. Im Spezial (S.13) geht Ulrich Schneider auf die Veränderungen in der Deutung des 8. Mai in den letzten Jahrzehnten ein. Trotz Corona haben es sich viele nicht nehmen lassen der Befreiung zu gedenken – wenn auch nur – in kleinen Gruppen und mit dem Fokus auf digitale Verbreitung in den sozialen Medien (S.11 / S.20).

Zu diesem Zweck liegt der Ausgabe ein Plakat bei, das unsere aktuelle Petition »Den 8. Mai zum Feiertag machen« bekannter machen soll. Benutzt es – nicht nur in den eigenen vier Wänden. Beteiligt euch an unserer Kampagne in den sozialen Medien (ebenfalls zu finden auf den Län- derseiten).

Nicht zu letzt müssen wir wieder einen rassistischen Mord in den letzten Wochen beklagen (S.6). Der Fall beweist einmal mehr, dass rechte Terrorakte strukturell mit staatlichem Nicht- Handeln-Wollen verbunden sind. Auch dazu haben wir zwei Beiträge im Heft (S.12 / S.31).

Nils Becker