Schrotthaufen AfD

geschrieben von Andreas Siegmund-Schultze

24. Oktober 2020

Der »Flügel« ist geschwächt

Der nur offiziell aufgelöste extrem rechten »Flügel« in der AfD scheint den Machtkampf zu verlieren. Zum einem sind die Versuche eines seiner Idole, Andreas Kalbitz, einstweilen gescheitert, sich nach dem Rauswurf aus der Partei juristisch dagegen zu wehren. Am 21. August wies das Berliner Landgericht einen Eilantrag gegen seinen Ausschluss zurück. Zudem schwindet die Machtbasis von Kalbitz im brandenburgischen Verband, in dem er bis Mai noch den Vorsitz inne hatte.

Bereits am 18. August legte Kalbitz das Amt des Fraktionsvorsitz im Potsdamer Landtag nieder. Zuvor hatte er seinem Stellvertreter Dennis Hohloch mit einem heftigen Schlag in die Seite einen Besuch auf der Intensivstation beschert. Die Staatsanwaltschaft prüft den Anfangsverdacht der fahrlässigen Körperverletzung.

Dass sich ehemalige Vertraute in Brandenburg nun offen gegen ihn stellen, ruft auch recht absurde Folgen hervor. Kurz nachdem Kalbitz sein Amt niederlegte, wurde bekannt, dass die Potsdamer Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke eine Warnung vor Kalbitz ausgesprochen und die Polizei einschaltet hat. Die Sache soll auf einen Hinweis des stellvertretenden AfD-Fraktionsgeschäftsführer Kai Laubach zurückgehen, der der »Identitären Bewegung« nahestand. Er verwies darauf, dass Kalbitz Waffenträger sei und ein ernsthaftes Alkoholproblem habe. Laubach, der mit einem neurechten Versandhandel in Verbindung gebracht und zu Kalbitz rechter Hand wurde, nannte ihn darüber hinaus in einem Facebook-Posting eine »schleimige Kröte«, »Parteikrebs« und einen »Schrotthaufen«.

Der Niedergang von Kalbitz geht einher mit einer Stärkung des Lagers um den AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen, der sich das Amt mit dem Kalbitz nahestehenden Tino Chrupalla teilt. Chrupalla hatte es vermieden, sich mit Kalbitz zu solidarisieren, vermutlich um die eigene Parteikarriere nicht zu gefährden.