Ein Versprechen ist eine Verpflichtung

geschrieben von Silvio Lang

29. März 2021

Zum Tod von Wolfgang Engel

»Versprochen ist versprochen«, sagt der Kindermund. Und natürlich weiß ein jeder, dass ein Versprechen ernst zu nehmen ist. Aber schauen wir ehrlich in den Spiegel, dann relativiert sich die Bindungswirkung so eines Versprechens doch oft sehr schnell. Dann wird aus »ich verspreche es« nicht selten »ich schau mal, was ich tun kann«. Für wenige Menschen aber gilt konsequent: Was man versprochen hat, das hält man auch. Egal, wie aufwendig es ist. So ein Mensch war Wolfgang Engel. Er hat drei große Versprechen in seinem Leben abgegeben, und bis zu seinem Tode war er ihren Verpflichtungen treu. Beim Eheversprechen an seine Frau Irene ist ihm das leicht gefallen. Die »Zwei Engel« ergaben ein perfektes Team.

Zwei weitere Versprechen aber prägten sein Leben und Wirken. Seinem Vater, einem KZ-Überlebenden, hatte er versprochen, Antifaschist zu sein. Als er später mit seiner Frau nach Chemnitz gezogen war und begonnen hatte, sich in der Lagerarbeitsgemeinschaft Sachsenburg zu engagieren, nahmen ihm die Gründer das Versprechen ab »Vergesst mir Sachsenburg nicht!«. Beide Versprechen hat er gehalten!

Wolfgang Engel ist am 21. Februar verstorben

Wolfgang Engel ist am 21. Februar verstorben

Ich persönlich habe Wolfgang Engel erstmals kennengelernt, als, im Zuge der Erinnerung an die Bombardierung von Chemnitz und der Antifaproteste gegen die Instrumentalisierungsversuche dieses Ereignisses durch Nazis, ein Täterspurenmahngang etabliert wurde. Wolfgang führte von Station zu Station und wusste fast ohne Notizen vieles zu berichten.

Für die VVN-BdA Sachsen ist der Verlust von Wolfgang Engel eine nicht zu schließende Lücke. Mit ihm verlieren wir nicht nur einen engagierten Antifaschisten, der immer und überall bereit war, für die VVN-BdA Sachsen Gesicht zu zeigen. Wir verlieren nicht nur unseren Landesschatzmeister, der auch in schwierigen Zeiten mit scharfem Blick darauf bedacht war, sorgsam, aber wirkungsvoll, mit den vorhandenen Mitteln umzugehen. Wir verlieren nicht nur einen über lange Jahre sehr festen Draht in den Bundesausschuss und zur Bundesvereinigung. Wir verlieren vor allem einen unermesslichen Erfahrungsschatz des langjährigsten Vorstandsmitgliedes. Einen Kameraden, der stets unaufgeregt zu berichten wusste, welche Hürden man schon früher überwunden hatte, und damit oft genug dazu beitragen konnte, aktuelle Herausforderungen zu bewältigen. Wir verlieren einen engagierten Mitkämpfer, der vielleicht zu selten nein sagte, wenn er um etwas gebeten wurde. Der sich aber nie beklagte, nie den Kopf in den Sand steckte, sondern froh darüber war, auf vielen verschiedenen Feldern Verantwortung übernehmen zu können. Egal ob Garagenverein, Kleingartenvereinsvorstand, LAG Sachsenburg oder eben die VVN-BdA. Viele Jahre war er auch aktiv bei der Linken in Chemnitz. Die VVN-BdA Sachsen ist in tiefer Trauer um ihren Kameraden Wolfgang Engel und mit den Gedanken bei seiner Frau Irene und seinen Kindern und weiteren Angehörigen. In ehrendem Gedenken an Wolfgang nehmen wir seine Versprechen als unsere Verpflichtungen auf: Wir sind und bleiben Antifaschist*innen und werden uns weiter mit großem Engagement dafür einsetzen, dass eine echte Gedenkstätte KZ Sachsenburg entsteht! Versprochen ist versprochen.

Silvio Lang, für Landesvorstand VVN-BdA Sachsen