Lebhaftigkeit verliehen

geschrieben von Michael Mallé

8. September 2021

Eine Graphic Novel beleuchtet Ernst Busch von verschiedenen Seiten

Wer sich mit der Geschichte linker Bewegungen und ihrer Musik auseinandersetzt, kommt um die Namen Bertolt Brecht, Hanns Eisler und Ernst Busch nicht herum. Zu sehr haben sie die Arbeiterkunst in den 1920 und 1930er Jahren geprägt.

Über Letzteren hat Autor Jochen Voit zusammen mit der Illustratorin Sophia Hirsch eine Graphic-Novel-Biografie verfasst, die gerade erschienen ist. Das knapp 250 Seiten umfassende Buch unternimmt den Versuch, Ernst Busch von verschiedenen Seiten zu beleuchten und bedient sich dabei des Tricks, seine Wegbegleiter_innen sprechen zu lassen. So kommen Verwandte und Freundinnen, aber auch Mitstreiter_innen wie der Komponist Hanns Eisler oder der US-amerikanische Sänger Pete Seger zu Wort. Die dargestellten Anekdoten, versichert der Autor, basieren auf wahren Begebenheiten. An einigen Stellen hätten sie jedoch erst durch das Zusammenspiel von Autor und Illustratorin Form angenommen.

In drei Kapiteln wird das bewegte Leben Ernst Buschs nachgezeichnet. Seine Jugend und politische
Sozialisierung bis zu seinen Erfolgen als Sänger und Schauspieler finden sich im ersten »Akt«. Die Zeit des Faschismus wird im zweiten »Akt« dargestellt, seine Flucht und das wechselhafte Leben im Exil. Hier wird auch nicht seine Beziehung zum Sowjetstaat ausgespart, der Busch erst propagandistisch einspannte, ihm dann aber beinahe dasselbe Schicksal verheerender Repressalien zudachte, wie unzähligen deutschen Kommunist_innen.

Der letzte »Akt« beschreibt Buschs Leben nach 1945, erzählt vom Scheitern an eigenen Ansprüchen und am Mythos, den der sozialistische Staat um ihn herum aufbaute. Er erzählt von Konflikten mit der Partei und mit einem jungen Maler, der – ähnlich wie diese Graphic Novel – einen realistischeren Ernst Busch zeigen wollte. Vor allem die Charakterzeichnungen von Sophia Hirsch verleihen dem Band eine Lebhaftigkeit, die uns mit dem Protagonisten fühlen lassen, auch wenn er nicht als Sympathieträger auftritt und auch sein tragisches Ende nicht ausgespart wird.

Jochen Voit und Sophia Hirsch: Ernst Busch. Der letzte Prolet. Avant-Verlag, September 2021, 248 Seiten, 26 Euro

Weitere Informationen zu Ernst Busch hält die Website der Ernst-Busch-Gesellschaft e.V. unter ernst-busch.org bereit