Diffamierend? Kritisch?

6. November 2021

Zwei Reaktionen auf »Lebhaftigkeit verliehen«, antifa September/Oktober 2021

Im Artikel »Lebhaftigkeit verliehen« geht es um den bekannten kommunistischen Arbeiterkünstler Ernst Busch und sein Leben bzw. Wirken. Im Artikel gibt es einen kritischen Hinweis zu Buschs Haltung zur Sowjetunion während der Herrschaft Stalins. Auch die Verfolgung und Ermordung von Antifaschist*innen und Kommunist*innen in der UdSSR werden hierbei erwähnt.

In diesem Zusammenhang dachte ich an eine geschichtspolitische Veranstaltung der -Linkspartei in Offenburg vor ca. 15 Jahren zurück, auf der ein führender Funktionär der VVN-BdA sinngemäß sagte, dass bei aller Kritik an der Sowjetunion unter Stalin nicht vergessen werden dürfe, dass der Hitlerfaschismus von den Völkern der UdSSR -besiegt werden konnte, weil diese von Stalin zum Sieg geführt wurden. Meine Antwort war, dass der Sowjetunion der Sieg über den Hitlerfaschismus gelang, obwohl diese von Stalin geführt wurde.

Seit einigen Jahren fällt mir eine zunehmend kritische Sicht in der antifa zur Rolle und Politik Stalins und seiner Anhänger in den 30er und 40er Jahren des letzten Jahrhunderts positiv auf. Die massenhafte Verfolgung und Ermordung vieler unschuldiger Menschen in der SU ist kein Tabuthema mehr. Dies klar zu benennen bedeutet nicht die überragende historische Rolle der Völker der Sowjetunion bei der Niederschlagung des deutschen Faschismus kleinzureden; bedeutet nicht, Hitlerdeutschland und die Sowjetunion als »Diktaturen« gleichzusetzen; bedeutet nicht, der These zuzustimmen, dass der deutsche Überfall auf die SU ein Präventivkrieg gewesen sei; bedeutet vor allem auch nicht, die barbarischen Verbrechen des Faschismus an den Menschen in/aus der SU zu relativieren. Es bedeutet lediglich, ein Zitat der Kommunistin Rosa Luxemburg konkret mit Leben zu erfüllen: »Zu sagen was ist, bleibt die revolutionärste Tat.«
Markus Widera, Haslach im Kinzigtal, Baden-Württemberg

Liebe Redaktion,

warum stellt Ihr Ernst Busch als Unterstützer des stalinschen Terrors dar? Das ist diffamierend. Vor längerer Zeit bat ich, den unbekannten Busch und den unbekannten Jewtuschenko zu veröffentlichen und zwar mit diesem Text, den Busch sang und der sehr aktuell ist – er passt noch besser als die »Moor-soldaten« in unsere Zeit.

»Solang die Mörder leben auf der Welt«
von -Jewgeni Jewtuschenko:

In jenen Nächten, da die Flammen lohten und Ofenzug durch meine Asche fuhr, stieg ich als Rauch empor aus Dachaus Schloten und sank herab lebendig auf die Flur. Ich wollt mich rächen, meinem Tod entstiegen, an Manchem, der mich noch für Asche hält, wie kann ich ruhig in der Erde liegen, solang die Mörder leben auf der Welt!

Die Hölle ist schon vollgepfercht mit Sündern, doch fehlt dort manche zünftige Figur, da ruft mein Lied die Opfer jener Schinder und bringt sie den Verbrechern auf die Spur, geht fahnden durch Gedränge und Gewimmel, geht ahnden rasch, von heißem Hass erhellt, wie kannst du ruhig leuchten, blauer Himmel, solang die Mörder leben auf der Welt!

Steht auf, ihr Kinder, die ihr schon vor Jahren, von Henkersknechten totgemartert seid. Ergreift die Mörder, richtet in Talaren im Namen aller Kinder künft’ger Zeit, und ihr, die ihr noch lebt aus diesen Tagen, in Warschau, Minsk, Paris, am Rhein, am Belt, Erinnerung soll aus dem Schlaf euch jagen, solang die Mörder leben auf der Welt!

Ich schlage vor, dies ins Repertoire unserer Kulturveranstaltungen aufzunehmen.          Ulli Sander, Dortmund

Das gemeinsame Ziel: -die -Entfernung dieses »Ehrenmals«

Zum Beitrag »Ein Denkmal für die SS«, Zedelgem/Belgien gedenkt der lettischen Legion, antifa September/Oktober 2021

Nach einer Reise unserer Landessprecherin Silvia Rölle nach Belgien, hat die VVN-BdA in NRW die Aufgabe übernommen zu helfen, den Protest von deutscher Seite gegen das SS-Denkmal zu organisieren, das in dem Artikel geschildert wird. Was kann ich jetzt persönlich als VVN-BdA-Aktivist:in oder als politisch denkender Mensch unternehmen? Vor allem: Bitte schreibt Protestbriefe an Euren zuständigen Europa-Abgeordneten, aber auch an die Gemeinde Zedelgem (info@zedelgem.de). Auch die deutsche Partnerstadt von Zedelgem die Stadt Reil an der Mosel sollte ein Protestschreiben erhalten. Dieses bitte an die Bürgermeisterin Elke Schnabel (CDU) richten. -Ortsbuergermeisterin@reil-mosel.de. Bitte sendet uns eine Kopie Eurer Protestnote zu, unter: nrw@vvn-bda.de. Vielen Dank für Eure Unterstützung.

Ortwin Swiderski, Mitglied des Geschäftsführenden Landesausschusses der VVN-BdA-NRW, Dülmen