„Zum Herzensthema zurückkehren“

3. Januar 2022

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Maxi Schneider wird Referentin für Geschichts- und Erinnerungspolitik in der Bundesvereinigung der VVN-BdA. Im antifa-Interview beschreibt die Historikerin ihre Vorstellungen und Ziele für die neue Tätigkeit.

Ab Januar wirst du Mitarbeiterin der Bundesgeschäftsstelle der VVN-BdA e.V. im Themengebiet Geschichts- und Erinnerungspolitik. Worum geht es bei der Stelle?
Maxi: Mit der Stelle soll die Hauptarbeit des Verbandes gestärkt und die Vernetzung der Ehrenamtlichen unterstützt werden. Ich soll mit dafür sorgen, dass die VVN-BdA in Debatten um die Geschichte des Faschismus und dessen heutige Bearbeitung bzw. Umdeutung weiterhin eine starke Stimme hat. Dazu gehört, dass die geschichtspolitisch Aktiven voneinander wissen, sich abstimmen und die vorhandene Expertise produktiv nutzbar machen. Ich werde auch mit der Archiv-AG zusammenarbeiten, mir Entwicklungen im Bereich der Gedenkstätten und Ausstellungen anschauen und Bewegungen auf Gesetzesebene für den Verband aufbereiten, damit wir da schnell intervenieren können.


Wie bist du zur VVN-BdA gekommen?
In bin seit 2019 ordentliches Mitglied. Eingetreten bin ich wegen der Aberkennung der Gemeinnützigkeit. Aber ich hatte schon früher, schon während meiner Schulzeit im Schwarzwald, mit der VVN-BdA Kontakt. Ich habe damals die Neofaschismus-Ausstellung in der Region mitbetreut. Später war die VVN-BdA ein wichtiger Bündnispartner bei Anti-Nazi-Mobilisierungen. Besonders eng war die Zusammenarbeit bei Aktionen gegen Bundeswehrwerbung an Schulen und in Job-Centern. Als aktives Mitglied in der Roten Hilfe hatte ich eine Veranstaltung zu Berufsverboten mitorganisiert – auch da saß ein Vertreter der VVN-BdA mit auf dem Podium. Aber der Aha-Effekt kam tatsächlich erst 2019. Da habe ich mich dann besonders angesprochen und eingeladen gefühlt.


Du hast in Freiburg Geschichte der Neuzeit studiert und bist seit letztem Jahr bei Aufstehen gegen Rassismus (AgR) für Stammtischkämpfer*innen-Schulungen zuständig. Ist das jetzt ein Bruch für dich?
Im Gegenteil. Ich kehre zu meinem Herzensthema, der NS-Geschichte, zurück. Und der Schwerpunkt der Vermittlung bleibt. Neben dem Studium habe ich mit Jugendlichen zu den Themen Rassismus, soziale Teilhabe und Neofaschismus
gearbeitet. Die historische Bildung kam mit dem Projekt Lernort Kislau (eines der ersten Konzentrationslager in Baden) hinzu. In Rahmen meiner Abschlussarbeiten habe ich mich mit der Rezeption der Wehrmachtsausstellung in den 90er Jahren beschäftigt und über das südbadische frühe KZ Ankenbuck geforscht. Zuletzt konnte ich in Freiburg ein didaktisches Konzept für das geplante NS-Dokumentationszentrum erarbeiten und war an der Denkmalsetzung für ehemalige Zwangsarbeiter:innen auf dem Grethergelände beteiligt. Die Arbeit mit Quellen und das Aufbereiten für unterschiedliche Zielgruppen machen mir großen Spaß. Meine Zeit bei AgR war aber auch sehr wichtig und, trotz Corona, sehr intensiv. Im Grunde ist AgR doch eine Konsequenz, die man aus der Geschichte ziehen kann: gegen
Rassismus und Faschismus, im Schulterschluss mit allen, die dieses Ziel teilen und an der Seite von Betroffenen rechter Gewalt. Hier wie dort geht es darum, als Hauptamtliche Antifaschist:innen den Rücken zu stärken. Was mir außerdem bei beiden Arbeitsbereichen gefällt, ist das Heraustreten aus einem akademischen Elfenbeinturm und die Arbeit mit Menschen. Ich freue mich darauf, neue Mitstreiter:innen kennenzulernen und mich für und mit der VVN-BdA in Geschichtspolitik und Erinnerungsarbeit einmischen zu können.

Meine E-Mail-Adresse lautet maxi.schneider@vvn-bda.de

Die Fragen stellte Nils Becker