Europäische Netzwerke

geschrieben von red.

8. März 2022

Extrem rechte Netzwerke breiten sich derzeit aus und sind in der Lage, länderübergreifende Unterstützungsstrukturen aufzubauen. Das reicht vom intellektuellen Austausch über die gegenseitige Förderung und Werbung bis hin zur Bereitstellung von Unterkünften, Verstecken und sogar Waffen. In einigen Ländern sind einschlägige Parteien an Regierungen beteiligt und öffnen weiteren extrem rechten Akteuren das Tor zu offiziellen Institutionen und Finanzierungsmöglichkeiten. Sie bleiben dabei stets eng mit ihren politischen Herkunftsmilieus verbunden: faschistische Denkfabriken, die »befreundete« faschistische oder nazistische Szene, aber auch Terrorzirkel, Jugendorganisationen, intellektuelle Kreise, Internetgemeinschaften und Aktivist*innen der neuen Straßenpolitik – zum Beispiel mit Anti-Impf- oder Anti-Migrations-Charakter.

Die Webseite antifascist-europe.org bündelt Informationen zu Verbindungen rechter Gruppen auf regionaler und europäischer Ebene. Das Projekt und die Website wurden am 19. Januar in einer Online-Konferenz mit internationaler Beteiligung vorgestellt. Gäste waren u. a. Liz Fekete (Institute of Race Relations in London), Ioanna Meitani (Monitoring- Projekt Golden-Dawn-Watch in Athen), und Eliza Rytynowska (Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin aus Warschau).

Die Webseite antifascist-europe.org
bündelt Informationen zu Verbindungen
rechter Gruppen auf regionaler
und europäischer Ebene.
Das Projekt und die Website wurden
am 19. Januar in einer Online-Konferenz
mit internationaler Beteiligung
vorgestellt. Gäste waren u. a. Liz
Fekete (Institute of Race Relations
in London), Ioanna Meitani (Monitoring-
Projekt Golden-Dawn-Watch
in Athen), und Eliza Rytynowska
(Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin
aus Warschau).

Das Internet spielt eine wichtige Rolle bei der internationalen Vernetzung der extremen Rechten. Neuartige, halbprivate Kommunikationsmittel bieten den Raum für Radikalisierung und Identitätsbildung. So waren die Attentäter von Christchurch, Halle und Hanau und alle frauenfeindlichen »Incel«-Attentäter in internationalen Internet-Communities aktiv und auf deren Unterstützung angewiesen. Diese Entwicklungen müssen verstanden und analysiert werden.

Dazu leistet nun das antifaschistische Rechercheprojekt ENAM (European Network of Antifascist Monitoring) einen Beitrag mit der englischsprachigen Website antifascist-europe.org. Die Bandbreite der beobachteten Kreise reicht von rechtsterroristischen Gruppen über faschistische und neonazistische Kameradschaften bis hin zu neurechten und konservativen Denkfabriken und Parteien – innerhalb wie außerhalb von Parlamenten – auf nationaler und europäischer Ebene. Veröffentlicht werden zunächst neben zwölf Berichten aus beteiligten Ländern (Frankreich, Großbritannien, Russland, Ukraine, Serbien und Deutschland) weitergehende Hintergrundinformationen, wie Texte und Analysen zur Geschichte faschistischer Bewegungen, zur extremen Rechten auf Social Media sowie deren Antigender-Agenda und mehr. Die Plattform soll durch fortlaufend aktualisierte Daten zum zentralen Archiv für antifaschistisches Monitoring in Europa werden. Zu den Träger*innen des Projekts gehört die Rosa-Luxemburg-Stiftung.