Gemeinsam Kraft tanken

geschrieben von Hannah Geiger

13. Mai 2022

In Frankfurt (Main) wurde der 75. Jahrestag der VVN-BdA gefeiert

200 Gäste sind am 26. März 2022 ins Haus Gallus in Frankfurt am Main gekommen, um gemeinsam das 75-jährige Bestehen unseres Verbandes zu feiern. Ein geschichtsträchtiger Ort, erbaut für die Auschwitz-Prozesse in den 1960er-Jahren. Ein antifaschistischer Rahmen für unsere Feier. Aber Feiern in Zeiten des Krieges? Geht das überhaupt? Ja, denn wir feierten den gewonnenen Kampf um die Gemeinnützigkeit und dass wir, nach mehr als zwei Jahren Pandemie, zum ersten Mal und unter Corona-Maßnahmen, in so einem großen Rahmen wieder zusammenkommen konnten. Außerdem war die Feier eine gute Gelegenheit, um auf die Herausforderungen der nächsten Jahre hinzuweisen und gemeinsam Kraft zu tanken. Es waren Mitglieder aus dem ganzen Bundesgebiet angereist, aus Berlin, Tübingen, Hamburg, Kassel und zahlreiche aus Frankfurt selbst anwesend. Ina Hauck, Stadträtin der Mainmetropole, würdigte in ihrem Grußwort die Arbeit der VVN-BdA und mahnte mit den Worten: »Es ist unsere Verantwortung, das Andenken der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaften zu bewahren (…)«, was »angesichts zynischer Vergleiche, die von Verschwörungstheoretikern und Neonazis zwischen der heutigen Zeit und dem Terror der Nazis gezogen werden«, besonders wichtig sei.

In dem vielfältigen Programm setzten wir das Motto »Antifaschismus ist unverzichtbar!« auf verschiedene Art und Weise um: musikalisch, künstlerisch, poetisch, radikal, historisch. »Ich bin Antifaschistin, also bin ich«, fasste es die Linguistin und Autorin Dr.in Reyhan Şahin, die als Rapperin unter dem Namen Lady Bitch Ray bekannt wurde, in ihrem der VVN-BdA gewidmeten Spoken-Word-Stück zusammen. Was das konkret heißt? Rassismen erkennen, Privilegien reflektieren, rechtsextreme Strukturen in Bundeswehr und Polizei benennen, den eigenen Nazihintergrund hinterfragen, die Forderung »Nazis raus aus dem Bundestag«. »Antifaschismus ist das Mittel, die Methode, die Strategie, durch die wir die Werte (Befreiung, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Solidarität) verwirklichen und in die Tat umsetzen«, formulierte es Rosanna Maccarone von unserem Schwesterverein ANPI (Associazione Nazionale Partigiani d’Italia/Vereinigung der Partisan*innen Italiens) in ihrem Grußwort. Die Band um Roman Kuperschmidt spielte eine Klezmer-Version von »Bella Ciao«, und das Thomas Siffling Trio mit Wilson de Oliveira trumpfte mit stimmungsvollem Jazz auf. Bei dem »Ritt durch die Geschichte der VVN-BdA« gaben die Vortragenden einen Einblick in verschiedene Kapitel der Verbandsgeschichte – von der Gründung, über den Kalten Krieg, Verbotsversuche, die Öffnung der Vereinigung zum »Bund der Antifaschisten« auf dem Oberhausener Kongress 1971, den politischen Umbruch 1989/90, die Gründung einer gesamtdeutschen Vereinigung bis zum Entzug und der Wiedererlangung der Gemeinnützigkeit und unserer Forderung: »Der 8. Mai muss Feiertag werden!«

Antifaschismus ist, was uns verbindet, Antifaschismus ist, was uns den Weg weist, Antifaschismus ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Unverzichtbar eben. Wir danken den vielen Helfer*innen, ohne die die Feier nicht möglich gewesen wäre.

Die Feier ist komplett auf unserem Youtube-Kanal »VVN-BdA Bundesorganisation« zu sehen: »75-Jahrfeier VVN-BdA ›Antifaschismus bleibt unverzichtbar!‹«.

Auf unserer Homepage gibt es unter »Downloads« eine Galerie mit Fotos der Feier: vvn-bda.de/downloads/75-jahrfeier

»Antifaschistin«

Auszug aus dem Spoken-Word-Stück von Dr.in Reyhan Şahin aka Lady Bitch Ray

Ich bin Antifaschistin, also bin ich.

Spüre den Hass. Frieden. Gehe in dich.

Versuche fair zu sein. Schreiend. Nach Gerechtigkeit.

Diesen Weg beschreitend. Heilend.

Kämpfe für den Frieden.

Gedenken. Erinnern. Nicht Hängenbleiben.

Anstrengen – aber nicht verausgaben.

Aufwachsen mit Brandanschlägen in Mölln,

Solingen, Rostock-Lichtenhagen.

Rassismus zerfrisst.

Hölle des Unbehagens. Ihr wisst’s. Du bist

Antifaschist?

Wenn du rassismuskritisch hinschaust, dich nicht beugst, Ausgrenzung in Kauf nimmst.

Auf Solidarität mit Gleichgesinnten baust. Obgleich es diese selten gibt.

Du bist Antifaschistin. Weil du sagst, was du siehst. Was auf dieser Welt geschieht.

Nicht vor der Wahrheit fliehst. Mit Worten gegenschießt.

Du bist Antifaschistin, wenn du Rassismen erkennst.

Rassismus gegen Schwarze Menschen, gegen Muslime,
Juden und Jüd*innen, Sinti*zze und Rom*nja.

Antislawischer Rassismus, du wirst rassifiziert.

Klassifiziert. Diskriminiert.

Wir sind Antifaschist*innen, wenn du deinen

Verstand verlierst.

Vor unsichtbaren Rassismen warnen.

Genozid an Armenier*innen, Verleugnung von Kurdistan.

Du bist Antifaschistin, denn du denkst antikolonial.

Wir halten zusammen!

Du bist Antifaschist – Deine Waffe ist dein Herz.

Hassmauern zerbrechen. Du fühlst Schmerz.

Weil ihn Harmonie einen Scheiß schert, auch wenn er Frieden begehrt. Rassismus ist ein Verbrechen.

Sie ist Antifaschistin. Heißt niemals vergessen.

Weil sie lernt. Für Freiheit bekehrt.

Ausgrenzung versehrt.

 

75 Jahre – wie schön, dass es euch gibt!

75 Jahre – Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes

Whoop, whoop – it’s not the sound of the police!

75 Jahre – Rest In Power, Rest In Peace.