Say their Names

geschrieben von Andreas Siegmund-Schultze

2. März 2024

In Hanau und 60 weiteren Orten: Gedenken an rassistischen Terroranschlag 2020

8.000 Menschen sind am 17. Februar anlässlich des vierten Jahrestags des rassistischen Terroranschlags im hessischen Hanau auf die Straße gegangen. Sie gedachten bei der Demonstration mit bundesweiter Beteiligung der Ermordeten Ferhat Unvar, -Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültekin. In rund 60 weiteren Städten wurde am gleichen Wochenende daran erinnert, dass am 19. Februar 2020 ein 43jähriger Neo-nazi in Shishabars neun Menschen mit Migrationsgeschichte, dann seine Mutter Gabriele R. und sich selbst erschoss sowie sechs weitere verletzte.

In Hanau führten viele Demonstrant:innen Schilder mit den Gesichtern der Ermordeten mit sich, häufig gerufen wurde die Parole »Widerstand überall, Hanau war kein Einzelfall«. Präsent war auch der Slogan »Say their Names«.

Gedenken in Hanau am 17. Februar. Foto: Hendrik Bammel

Gedenken in Hanau am 17. Februar. Foto: Hendrik Bammel

Dafür, dass die Stadtverwaltung und Bürgermeister Claus Kaminsky (SPD) sich ein »stilles Gedenken« erhofft hatten, wohl auch um sich die Kritik an den Behörden zu ersparen, gab es unter den Teilnehmenden wenig Verständnis. Zur Demo aufgerufen hatte neben vielen anderen die »Ini-tiative 19. Februar«, in der sich Geschwister, Eltern sowie weitere Hinterbliebene und Freund:innen der neun Getöteten zusammengefunden haben. Die Demonstrant:innen versammelten sich im am Heumarkt, dem ersten Tatort des Verbrechens. In Beiträgen wurde immer wieder auf Rassismus sowie das Versagen von Polizei sowie Ermittlungsbehörden am 19. Februar 2020 und im Nachhinein hingewiesen: So war der Notruf in der Tatnacht mehrfach nicht erreichbar, die Beamt:innen griffen viel zu spät ein und ermöglichten so die Flucht des Täters. Dessen Vater terrorisiert einige Angehörige bis heute. Zudem wurde bekannt, dass mehr als die Hälfte der eingesetzten SEK-Beamten in extrem rechten Messengerchats aktiv waren und Opferangehörige nach der Tat durch die Polizei erheblich schikaniert wurden.