Nius bekommt Fernsehlizenz
1. November 2024
Finanzstarkes rechtes Medienprojekt expandiert weiter und will ein Scharnier sein zwischen CDU und AfD
Der Exchefredakteur von Bild, Julian Reichelt, ist seinem Ziel, einen bundesweiten TV-Sender zu besitzen, nähergekommen. Nach seinem Rauswurf bei dem Klatschblatt hat Reichelt mit Rome Medien eine eigene Mediengruppe aufgebaut, die sich vorwiegend auf Inhalte via Social Media spezialisiert. Unklar ist, wie Reichelt jüngst den neuen Sponsor für seine Plattform Nius, Frank Gotthardt, für sich gewinnen konnte. Gotthardt ist Milliardär und hat nach eigenen Schätzungen in der Vergangenheit über 500 Millionen in das neue Medienprojekt gesteckt. Hinter Nius steckt die Betreiberfirma Vius SE & Co. KGaA.
Gotthardt, der sein Vermögen mit Software für Arztpraxen gemacht hat, ist seit Jahrzehnten Mitglied der CDU. Er trat 1989 der Jungen Union und 1991 der CDU bei. In den Jahren 1999 bis 2003 war er Landesvorsitzender der Jungen Union Hessen. 1995 wurde er Mitglied im Hessischen Landtag. Bei den Landtagswahlen 2008 wurde er nicht wiedergewählt.
Lange war unklar, warum Gotthardt Reichelt eine eigene Plattform aufbauen lässt. Im Februar stand Gotthardt, der sonst die Öffentlichkeit scheut, dem Podcast »Rund ums Eck« zu seinen Medienplänen Rede und Antwort. Hier gab er an, dass er mit Nius in Zukunft Fernsehen und Rundfunk machen möchte. Laut Medienportal Kressreport sagte er: »Die neue Mitte ist ja links, insofern müssen wir rechts von der Mitte sein.« Reichelt beschrieb er als starken Medien-mann, der in der Lage sei, seine Pläne umzusetzen.
Bis jetzt ist Reichelt vorwiegend durch eine stark polarisierende Berichterstattung aufgefallen. Vielen seiner Berichte ist gemein, die Ampelregierung vorzuführen und die AfD als Alternative aufzubauen. Mitte Oktober kündigte er der AfD auf den ersten Blick den Schmusekurs auf. In einem Video rief er die AfD dazu auf, sich von Höcke zu trennen und koalitionsfähig für die CDU zu werden. »Wenn es der AfD wirklich darum geht, ihren Wählern zu dienen und etwas zu ändern im Land, dann muss Alice Weidel den Mut finden, Björn Höcke zu entmachten und zu verbannen. Ich persönlich halte Höcke für einen überzeugten Nationalsozialisten. (…) Jeder Mensch mit deutscher Lebenserfahrung weiß, dass Björn Höcke der AfD im Wege steht. Er ist der Unterschied zwischen bundesweit 20 und 30 Prozent« (Internetseite Nius).
Damit wird das politische Projekt von Reichelt und Gotthardt klar: ein Medienprojekt, das offen für eine Koalition zwischen CDU und AfD eintritt. Die Lizenz, in einem linearen Fernsehkanal dafür zu werben, haben sie jetzt mit Nius TV bekommen. Zunächst wollen sie sich auf ein zweistündiges Frühstücksfernsehen beschränken.