Heute und morgen

12. März 2025

Überlegungen zur Zukunft der antifaschistischen und Erinnerungsarbeit

Die Mitgliedsorganisationen der Fédération Internationale des Résistants (Internationale Föderation der Widerstandskämpfer, FIR) in den verschiedenen Ländern stehen – trotz unterschiedlicher nationaler Rahmenbedingungen – gemeinsam vor dem Problem, dass sie 80 Jahre nach der Befreiung von Faschismus und Krieg und mit dem Ende der Zeitzeugengeneration für sich selber definieren müssen, was sie unter antifaschistischer Politik für heute und morgen verstehen. In der letzten Ausgabe des FIR-News-Bulletins wurden vier Aspekte benannt, die für die Zukunft der antifaschistischen und Erinnerungsarbeit von Bedeutung sein sollten (siehe Spalte). Auf diese Punkte können sich die Mitgliedsverbände der FIR ohne große Unterschiede verständigen. Jedoch gibt es eine große politische Bandbreite der Überlegungen, was in Zukunft Antifaschismus bedeuten könnte und müsste.

In einer Sonderausgabe des FIR-Bulletins haben Mitgliedsverbände aus Belgien, Deutschland, Griechenland, Italien, Niederlande, Portugal, Serbien, Spanien und Ungarn ihre Überlegungen zu diesem Thema beigesteuert. Diese – sehr unterschiedlichen – Statements sollen als Anregung zur Diskussion auf allen Ebenen der Organisationen verstanden werden. Wenn im Sommer 2026 das 75jährige Gründungsjubiläum der FIR begangen wird, dann – so hoffen die Initiatoren – können bereits erste Ergebnisse dieses Diskussionsprozesses sichtbar sein.Nachfolgend wollen wir einige der Statements in Auszügen vorstellen:

ANPI Italien hat das Statement recht knapp gefasst. Dennoch sind entscheidende Eckpunkte benannt:

1. Die Weitergabe des historischen Erbes des Widerstands gegen den Nazifaschismus an künftige Generationen ist die erste moralische und intellektuelle Verpflichtung unserer Vereinigung, das, was unsere Existenzberechtigung deutlich und stark macht. Es versteht sich von selbst, dass diese Aufgabe im Laufe der Zeit immer mehr von den demokratischen und zivilen Institutionen eines jeden Landes übernommen werden muss: Wie bei allen geschichtlichen Erfahrungen wird die Aufgabe, ein Erbe von Werten, Prinzipien und Ereignissen weiterzugeben, dem Bildungs- und Ausbildungssystem anvertraut. In dieser Phase erscheint die ständige Tätigkeit der Widerstandsvereinigungen noch sehr notwendig, da es immer noch große Bereiche öffentlicher Unkenntnis sowie Initiativen mit leugnendem und sogar offen nostalgischem Charakter gibt, die ein ständiges Engagement für die Kenntnis und das Nachdenken über die historischen Fakten erfordern.

Außerdem sind die modernen demokratischen Länder aus dem Sieg der Demokratie über den Faschismus hervorgegangen, und ihre Verfassungen sind das wichtigste und dauerhafteste Produkt dieser Grundsätze und historischen Erfahrungen. Beim Übergang zur Tagespolitik und zur Arbeit der verfassungsmäßigen Regierung findet auch eine Bewegung von der Geschichte und der Erinnerung hin zum Engagement für die materielle und konkrete Umsetzung demokratischer und antifaschistischer Werte statt. Dies ist es, was wir mit dem Schlagwort »Umsetzung der Verfassung« bezeichnen, und es ist der Gesichtspunkt, an dem die Entscheidungen und Handlungen der Regierungen und Parlamente, der politischen und assoziativen Subjekte, kurz gesagt, des gesamten Gefüges der demokratischen Systeme, zu messen sind.

2. In diesem allgemeinen Rahmen besteht die wesentliche Verpflichtung in Italien darin, die Kenntnis der verfassungsmäßigen Werte und Prinzipien ständig zu erneuern und die Erinnerung an die Tatsachen und Ereignisse des Kampfes gegen den Faschismus und des Widerstandes bis zur Befreiung aufrechtzuerhalten. Diese Werte werden durch die Ausrichtung unserer rechten Regierung und durch die aktuelle Schwächephase der demokratischen Kräfte in Frage gestellt, aber noch mehr durch die großen Widersprüche der Zeit, die wir durchleben. Die Umwelt- und Klimakrise erfordert tiefgreifende Veränderungen in den Strukturen des Wirtschafts-, Produktions- und Alltagslebens; die Ungleichheiten auf globaler Ebene führen zur Bewegung großer Menschenmassen auf der Suche nach akzeptablen Lebensbedingungen; die Ungleichheiten in den einzelnen Ländern nehmen zu; die internationalen Beziehungen sind einer ständigen Verschlechterung unterworfen, und die Bedingungen für Systeme der kollektiven Sicherheit und der supranationalen Autorität müssen neu geschaffen werden.

All dies sind Fragen, die uns beschäftigen, denn in einer historischen Phase großer Unsicherheit und Schwierigkeiten sind die konstitutionellen Werte eine solide Richtschnur für die Ziele der zivilen Entwicklung und für die Methoden der demokratischen und friedlichen Auseinandersetzung. Das ist der Sinn unseres Engagements.

ANPPIA

In eine ähnliche Richtung geht die Stellungnahme von ANPPIA aus Italien. Deren Mitglieder unternahmen große Anstrengungen, sich mit den inhaltlichen und methodischen Zugängen zu jungen Leuten zu beschäftigen. Gleichzeitig betonten sie die bleibende gesellschaftliche Botschaft des Antifaschismus:

Es ist die im Manifest von Ventotene1 zum Ausdruck gebrachte Idee, eine europäische Identität als Ort der Koexistenz verschiedener Völker, der sozialen Inklusion, der Erweiterung von Rechten und der Erneuerung der wirtschaftlichen Beziehungen und demokratischen Modelle aufzubauen. Der Angriff auf den Antifaschismus hat daher nicht nur eine symbolische Bedeutung: Er zielt darauf ab, die ethische Matrix noch vor dem historischen Erbe dieser beiden so originellen Intuitionen zu treffen, um die postdemokratischen, souveränen und oligarchischen Regime zu legitimieren, die sich auf diese Ablehnung gründen. Die aktuellen Herausforderungen, die durch die Krise der Demokratien, die durch den Souveränismus bedroht und durch die wirtschaftlichen Oligarchien geschwächt werden, sowie durch die Notwendigkeit tiefgreifender Veränderungen des Entwicklungsmodells gekennzeichnet sind, machen es jedoch notwendiger denn je, an dieses gemeinsame Engagement der antifaschistischen Kräfte auf nationaler, europäischer und globaler Ebene anzuknüpfen.

Es geht also darum, die antifaschistische Demokratie als einen möglichen Horizont, der glaubwürdige Alternativen zu den erstarkenden souveränistischen und neonationalistischen Modellen bieten kann, zu bekräftigen und wieder in den Mittelpunkt der kollektiven Debatte zu stellen. Es geht auch darum, die Einheit der Antifaschisten auf nationaler, europäischer und globaler Ebene zu fördern, um eine breite Front aufzubauen, die in der Lage ist, gegen soziale Ungleichheit, für Frieden, für die Freiheit von Männern und Frauen in allen Breitengraden und für die Demokratie zu mobilisieren. Kurzum, es geht darum, jene positiven Ideale umzusetzen, die vor 80 Jahren mit dem Sieg über den Nazifaschismus triumphierten und die auch heute noch voll und ganz aktuell sind. Nur wenn wir so vorgehen, kann die antifaschistische Erinnerung wieder zu einem Gründungselement einer erneuerten europäischen Civitas werden.

MEASZ

Der Präsident der FIR, der Ungar Vilmos Hanti, formulierte für sich und seine Vereinigung MEASZ einige Überlegungen, die vor allem den humanistischen Charakter des Antifaschismus in den Mittelpunkt stellten:

Unser Ziel ist es, den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und ihre menschliche Existenz in einem weiten Kreis zu erfüllen. Wir glauben, dass die Menschen in Frieden, in Freundschaft und gegenseitigem Respekt leben sollten. Sie sollen solidarisch sein und denjenigen helfen, die es brauchen. Wir wollen in einer gerechteren Gesellschaft leben. Anstelle der derzeitigen pyramidenförmigen Gesellschaft wollen wir eine kugelförmige Gesellschaft, in der weniger Menschen unter schlechteren Bedingungen am unteren Ende der Kugel leben und weniger ganz oben. Dieser ausgewogene soziale Hintergrund kann die Sicherheit bieten, in der Hass und Faschismus nur in geringem Maße entstehen.

Heute, am 80. Jahrestag des antifaschistischen militärischen Sieges, der den Zweiten Weltkrieg beendete, erleben wir, dass in mehreren Ländern autoritäre Kräfte unter dem Deckmantel der Demokratie erstarkt sind. Sie nutzen die Macht des Staates nicht für das allgemeine Wohlergehen ihrer Bürger oder für die Entwicklung ihrer menschlichen Werte, sondern häufen Finanz- und Medienpotenzial an, um ihre Macht zu erhalten. Sie reduzieren die staatlichen Leistungen, die den Bürgern in den verschiedensten Lebensbereichen zur Verfügung gestellt werden. Sie kürzen die Ausgaben für Bildung, Kultur, Gesundheit und andere soziale Leistungen. In ihrer Ideologie verfälschen und umschreiben die Führungen dieser Länder oft den antifaschistischen Sieg des Zweiten Weltkriegs mit Goebbels-Methoden. Die ehemals heldenhaften antifaschistischen Widerstandskämpfer werden in ihren Bemühungen langsam zu Terroristen. Die staatliche Geschichtsverfälschung hat in der Bildung besondere Bedeutung erlangt.

Der 80-jährige relative Weltfrieden ist ein großer Wert für die Menschheit, auch wenn es in einigen Regionen Kriegsknotenpunkte gab, die sich nun deutlich ausgeweitet haben. Der Plan zur Umverteilung der Welt ist in der Rhetorik der extremen Rechten aufgetaucht, der, wenn er an Stärke gewinnt, leicht zu einem neuen Weltbrand führen könnte.

Jeder Humanist muss die verschiedenen Formen des Faschismus ablehnen. Vor allem jetzt, wo die Werkzeuge des Faschismus zunehmend in das Gefüge der verarmten Gesellschaften eingebettet sind und die verletzlichen Menschen leicht zu täuschen sind. (…)

Wir Antifaschisten dürfen keine Mauern zwischen uns aufbauen, wir müssen in der Aktion, im gemeinsamen Kampf vereint sein! Wir haben auch eine große Verantwortung dafür, was für eine Erde wir unseren Nachkommen hinterlassen. Lasst uns an eine bessere Welt glauben, auch wenn diese Aussage wie eine Phrase erscheint. Lasst uns an den Frieden glauben, an das friedliche Zusammenleben! Damit zollen wir auch all unseren antifaschistischen widerständigen Vorgängern Tribut, die aufgestanden sind, gekämpft, gelitten, ihr Leben geopfert haben für ein besseres Leben ihrer Kinder und Enkel.

PEAEA-DSE

Die griechische antifaschistische Organisation PEAEA-DSE geht das Thema fundamentaler an. Für sie ist der Inhalt des Antifaschismus der antiimperialistische und antikapitalistische Kampf. In ihrer längeren Stellungnahme beschrieben sie einige grundsätzliche Aspekte ihrer Einschätzung der Situation in Europa und die daraus folgenden Handlungsorientierungen:

»Der Konflikt zwischen den rivalisierenden imperialistischen Lagern, der Wettbewerb zwischen den USA und China um die Vorherrschaft im imperialistischen System, entfaltet sich in der Arktis, in Afrika, im Indischen- und im Pazifischen Ozean, in Europa, im Nahen Osten und sogar im Weltraum. Die Gefahr eines allgemeinen Krieges ist real; das zeigen die Anweisungen für das Überleben der Völker unter ›gefährlichen und instabilen Bedingungen‹. (…)

Imperialistische Interventionen und Kriege bieten ein profitables Ventil für das überakkumulierte Kapital. Die Kriegswirtschaft und die Eskalation des Krieges sind eine Priorität für die NATO, die EU und andere imperialistische Zentren. Die Finanzierung der Kriegswirtschaft bietet ein profitables Ventil für stagnierendes Kapital, wenn Investitionen in ›grünes Wachstum‹ nicht die erwarteten Gewinne bringen. Der imperialistische Krieg schafft auch Möglichkeiten für profitable Investitionen in den zerstörten Gebieten. Investitionsprogramme zum Wiederaufbau der Ukraine sind bereits angelaufen. Die Kriegswirtschaft basiert auf der Überbesteuerung der Volksschichten, der drastischen Kürzung der Ausgaben für soziale Bedürfnisse und den Maßnahmen des staatlichen Autoritarismus und der Repression.«

Neben den politischen Konflikten weisen die griechischen Kameraden auch auf ideologische Herausforderungen hin:

»Die Revision der Geschichte des Zweiten Weltkriegs ist die ideologische Hülle für die Großoffensive des Kapitalismus gegen die Völker. Die EU hat den 9. Mai – den Tag des Sieges der Völker – zum ›Tag Europas‹ und den 23. August zum Tag gegen den Totalitarismus erklärt und den Faschismus mit dem Kommunismus gleichgesetzt. Die faschistischen Enklaven in Europa werden durch das System gestärkt oder unterstützt. Kommunistische Parteien werden verfolgt und Denkmäler des antifaschistischen Befreiungskampfes der Völker werden zerstört. (…)

Das Wiedererstarken faschistischer Kräfte, die Wirtschaftskrisen, Kriege und die Flüchtlingsproblematik sind die Folge der kapitalistischen Produktionsweise, deren Ziel und Gott der Profit ist und nicht die Bedürfnisse und das Leben der Menschen. Ohne diese Erkenntnis ist der Antifaschismus unfruchtbar und der antifaschistische Kampf unwirksam, weil das Ausbeutersystem den Faschismus braucht, fördert und gegen die Völker als Abschreckung und Repressionsmittel einsetzt, vor allem wenn seine Schwierigkeiten größer sind als sonst. (…)

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Faschismus besiegt, aber die Kriege hörten nicht auf; stattdessen vervielfachten sich die militärischen Konflikte auf der ganzen Welt, die vom internationalen Imperialismus ausgetragen wurden. Die kapitalistische Welt ist nicht zu einer gerechten Welt für die Völker geworden. Die Ursachen der sich anhäufenden Probleme der Völker bleiben bestehen, während die Risiken eines allgemeinen Krieges zunehmen. (…)

Wir stehen an der Seite unserer Wehrpflichtigen, die ihren Widerstand gegen den imperialistischen Krieg zum Ausdruck bringen, und an der Seite der Hafenarbeiter von Piräus, die die Lieferung von Munition an den mörderischen Staat Israel verhindert haben.

Wir fordern die Schließung der NATO-Stützpunkte und die Rückkehr der griechischen Streitkräfte, die außerhalb der Grenzen unseres Landes operieren. Wir fordern den Rückzug Griechenlands aus der mörderischen NATO und der reaktionären EU des Krieges. (…)

Der Kampf der Völker gegen die Sackgassen der Armut, der Verarmung, des Flüchtlingswesens, gegen das Wiederaufleben des Faschismus, die Revision der Geschichte, gegen imperialistische Interventionen und Kriege muss sich gegen das System der kapitalistischen Ausbeutung und die Monopole, die all das hervorbringen, richten, um wirksam zu sein, bis hin zu ihrem Sturz.

Die Geschichte des Zweiten Weltkriegs lehrt uns, dass das Volk, gestützt auf seine eigene Kraft, entscheidend in die Wendung der Ereignisse eingreifen kann.«

URAP

Auch die portugiesische antifaschistische Vereinigung URAP geht bei ihren Überlegungen für die Zukunft des Antifaschismus von der sozialen Wirklichkeit in ihrem Land aus.

In Europa und anderen Regionen erleben wir derzeit eine politische und wirtschaftliche Situation, die vor allem durch die starke ideologische Offensive des Imperialismus geprägt ist. Diese Offensive, die von großen Wirtschaftskonzernen vorangetrieben und von ihren zahlreichen politischen und militärischen Vertretern verfolgt wird, zielt darauf ab, ihre Vorherrschaft aufrechtzuerhalten, wobei sie ohne Zögern auf Faschismus, Militarismus und Krieg zurückgreifen, um ihre Ziele zu erreichen.

Die systemische/strukturelle Krise des Kapitalismus und die neoliberale Politik der Regierungen, die Europäische Union und die Förderung reaktionärer Vorstellungen und die Förderung rechtsextremer und faschistischer Kräfte sind weitgehend verantwortlich für das Wachstum dieser Kräfte, die ihre Vertretung in den Parlamenten und Regierungen in mehreren Ländern erhöhen, in denen die Politik fortgesetzt und vertieft wird, die Ungleichheiten verschärft, Unzufriedenheit erzeugt, die Bürger vom politischen Leben entfremdet und die Lebensbedingungen verschlechtert – eine Situation, in der die extreme Rechte demagogisch vom System benutzt wird, um Emotionen zu manipulieren und die Bevölkerung zu täuschen.

Auch in Portugal sind wir heute mit dieser Situation konfrontiert, nämlich mit dem Wiederaufleben reaktionärer und faschistischer Konzepte, der Förderung rechtsextremer Kräfte, der Verbreitung des Antikommunismus, der Verfälschung und Umschreibung der Geschichte und der Beschönigung des Faschismus.

In diesem Kontext ist die Arbeit der URAP – União de Resistentes Antifascistas Portugueses (Union der portugiesischen antifaschistischen Widerstandskämpfer) – angesiedelt. Dazu gehören die Bewahrung der Erinnerung und die Verbreitung der historischen Wahrheit darüber, was die faschistische Diktatur in Portugal war und darstellte, ihre Verbrechen und auch die Bekanntmachung und Ehrung der Tausenden von Männern und Frauen, die 48 Jahre lang gegen die Diktatur von Salazar und Caetano gekämpft haben.

Ebenso verteidigt die URAP das Erbe und die Werte der Revolution vom April 1974, eines befreienden und transformativen Prozesses, der den Faschismus stürzte, politische Gefangene befreite, die Zensur beendete, die PIDE/DGS (politische Polizei des Faschismus) auflöste und dem Kolonialkrieg und Kolonialismus ein Ende setzte. Die Revolution gab dem Volk demokratische Freiheiten zurück und leitete tiefgreifende wirtschaftliche Veränderungen ein, die die Monopole und landwirtschaftlichen Großbetriebe zerschlugen, die den Faschismus unterstützt und die grundlegenden Sektoren der nationalen Wirtschaft beherrscht hatten, die auf der Ausbeutung und Unterdrückung des portugiesischen Volkes und der Bevölkerung der portugiesischen Kolonien beruhten, Monopole, die später während der Konterrevolution wiederhergestellt wurden.

Die URAP wehrt sich weiterhin gegen die Angriffe auf die Errungenschaften, Werte und Veränderungen der Aprilrevolution, die von rechten und rechtsextremen Kräften, die die ihnen am 25. April 1974 zugefügte Niederlage nie akzeptiert haben, nach wie vor verfolgt werden.

Paint it Red

Aus Belgien steuerte die Organisation Paint it Red, die sich seit vielen Jahren in der Erinnerungsarbeit und bei Gedenkstättenfahrten für junge Menschen engagiert, Erfahrungen bei, die sich mit Ansätzen und Instrumenten einer wirksamen Gedenkstättenarbeit in der Zeit des Ausscheidens der Zeitzeugengeneration beschäftigen. Sie geben damit Antworten, die auch in der deutschen Erinnerungsarbeit bedacht werden sollten:

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist es wichtig, eine Pädagogik zu verfolgen, die auf drei wesentlichen Phasen basiert.

Der erste Schritt, die Vorbereitung, schafft eine Grundlage für das Verständnis. Dazu gehören Recherchen, vorbereitende Besuche und Treffen mit Experten oder Zeitzeugen. Vor einem organisierten Besuch in Buchenwald beispielsweise erkunden die Schüler die Schlüsselereignisse des Lagers durch begleitende Arbeiten und verschiedene Materialien.

Der zweite Schritt, die intensiven Erfahrungen vor Ort, ermöglicht es den Schülern, Geschichte zu erleben und zu fühlen. Diese Phase ruft starke Emotionen hervor, die das Lernen dauerhaft verankern.

Der letzte Schritt ist die pädagogische Nutzung. Dieser Schritt wird oft übersehen, ist aber entscheidend für die Verlängerung und Umsetzung der Wirkung. Die pädagogische Nutzung kann in verschiedenen Formen erfolgen, z. B. in Form einer Ausstellung, einer Zeitschrift oder eines künstlerischen Projekts. Aktive Forschung bezieht die Schüler in die Untersuchung historischer Fakten ein, wie z. B. die Analyse der Biografien von Widerständlern oder die Rekonstruktion einer Chronologie der Ereignisse. Zeugnisse, ob direkt oder aufgezeichnet, geben historischen Tatsachen ein menschliches Gesicht und erhöhen ihre Bedeutung.Wenn man die Schüler ermutigt, etwas zu schaffen, sei es durch künstlerische oder informative Projekte, können sie ihre Arbeit präsentieren und gleichzeitig ihrem Lernen eine konkrete Bedeutung verleihen. Diese Produktionen werden oft zu einer Quelle des Stolzes und stärken ihr Engagement. Gedenkstättenfahrten zum Beispiel bieten eindrucksvolle Momente, die die Verbindung zwischen den Teilnehmern und der Geschichte stärken. Ein Besuch in Treblinka oder eine Gedenkveranstaltung in Buchenwald ist weitaus eindrücklicher als ein Vortrag. Schließlich zeigen strukturierte Evaluationen, dass Schülerinnen und Schüler, die an erfolgreichen Gedenkstättenprojekten teilgenommen haben, bürgerliche, demokratische und antifaschistische Werte nachhaltiger übernehmen. Im Jahr 2025, während eines Projekts über Buchenwald, zeichneten sich die zuvor geschulten Schüler durch ihre Beherrschung und ihr Engagement aus. Diejenigen, die sich vorbereitet hatten, schnitten bei der Prüfung mit 69 Prozent gut ab, während die anderen nur 47 Prozent erreichten. Die Zahlen sprechen für sich. Die Wirkung eines antifaschistischen Projekts hinterlässt nach zwei Jahren Spuren.

Schlüssel zur Überwindung von Hindernissen

Um institutionelle und gesellschaftliche Hürden zu überwinden, ist es wichtig, die in diesen Projekten mobilisierten Kompetenzen hervorzuheben. Der Nachweis, dass diese Initiativen den Anforderungen der Lehrpläne entsprechen, verleiht ihnen Legitimität und trägt dazu bei, administrative Blockaden zu vermeiden. Auch der Rückgriff auf anerkannte Strukturen wie die FIR oder die Zelle »Demokratie oder Barbarei« kann die Glaubwürdigkeit der Projekte erhöhen. Schließlich ist die Einbindung der Schulleitung durch die Vorlage konkreter Beweise für die positiven Auswirkungen auf die Schüler und den Ruf der Einrichtungen ein entscheidendes strategisches Argument.

Schlussfolgerung: Ein wesentlicher und
dauerhafter Kampf

Die Vermittlung von Antifaschismus und den Lehren aus der Geschichte bleibt angesichts der aktuellen Herausforderungen dringend notwendig. Auch wenn es viele Hindernisse gibt, können gut durchdachte Initiativen, die auf Emotionen, Bildung und Kreativität beruhen, wachsame und engagierte Bürger hervorbringen.

Vier Aspekte für die Zukunft der antifaschistischen und Erinnerungsarbeit

1. Die Veteranenverbände und Antifaschisten eines Landes müssen größere Anstrengungen unternehmen, damit die Erinnerung an diese Befreiung einen angemessenen Platz im öffentlichen Erinnern behält.

2. Die antifaschistischen Verbände müssen darum ringen, selber eine angemessene Rolle bei dieser öffentlichen Erinnerung zu spielen. Es kommt darauf an, Gedenken in einem möglichst breiten Rahmen mit anderen gesellschaftlichen Kräften zu organisieren.

3. Außerdem muss es darum gehen, das Vermächtnis der Überlebenden, zum Beispiel den »Schwur von Buchenwald« oder das »Manifest von Mauthausen«, in die Sprache der heutigen Zeit zu übersetzen, die Fragen der Gegenwart mit den Erfahrungen der Zeitzeugen zu verbinden und um Wege des Zugangs zu einer Erinnerung für heute und morgen.

4. In Zeiten zunehmenden Nationalismus sollten wir die Internationalität des Erinnerns und Gedenkens deutlich betonen. Nicht nur in den Internationalen Brigaden in Spanien, in so gut wie allen Partisanen- und Befreiungsbewegungen haben Menschen aus verschiedenen Ländern zusammen gegen die nazistische Bedrohung gekämpft. Antifaschismus war und ist gelebter Internationalismus.

Fußnoten

1 Des Dokument wurde im Jahr 1941 von den italienischen Antifaschisten Altiero Spinelli, Ernesto Rossi und Eugenio Colorni während ihrer Haft auf der Insel Ventotene im berüchtigten Internierungslager der Faschisten verfasst.

Die Sonderausgabe des FIR-Bulletins mit allen Statements in deutscher Sprache wird gegen Spende für die FIR abgegeben. Bestellungen an office@fir.at.