Kasseler Superspreaderevent
3. Juni 2021
Bei Großdemo gegen Corona-Maßnahmen ging Polizei gegen Antifaschist:innen vor
Unter dem hochtrabenden Motto »Weltweite Demonstration für Freiheit, Frieden und Demokratie« hatte für den 20. März 2021 eine Gruppe »Freie Bürger Kassel« zu einer »Großdemonstration« gegen die Corona-Maßnahmen in Kassel aufgerufen. Die Organisatoren kündigten bereits bei ihrer Anmeldung 17.500 Teilnehmende an. Die Stadt hatte zwar wegen der Pandemie-Entwicklung alle Veranstaltungen am 20. März 2021 untersagen wollen, ihre halbherzige Verbotsverfügung wurde jedoch vom Hessischen Verwaltungsgerichtshof aufgehoben und eine stationäre Kundgebung am Stadtrand mit 6.000 Teilnehmenden genehmigt. Dieses Urteil verstanden die Corona-Leugner als Einladung. Tatsächlich kamen über 20.000 – mobilisiert über die Social-Media-Netzwerke der »Querdenker«-Strukturen.
Und die Teilnehmenden dachten gar nicht daran, sich zu der genehmigten Kundgebung zu begeben, sondern sie okkupierten die zentralen Plätze in der Kasseler Innenstadt. Dabei legten sie eine Aggressivität gegenüber allen auf die Pandemie angemessen reagierenden Menschen an den Tag. Pegida-erfahrene Aktivisten und Anhänger der Partei »III. Weg«, die sich völlig ungehindert unter den »bürgerlichen Demonstranten« bewegen konnten, sorgten dafür, dass große Gruppen auf den Hauptstraßen durch die Innenstadt marschieren konnten. Das Kasseler »Bündnis gegen Rechts« kritisierte den Polizeieinsatz. »Statt konsequent gegen die Teilnehmer:innen der nicht genehmigten Demonstrationen in der Kasseler Innenstadt vorzugehen, zog sich die eingesetzte Polizei weitestgehend zurück, beschränkte sich lediglich auf Verkehrslenkungsmaßnahmen und sorgte an vielen Stellen sogar aktiv für einen unbehelligten Weitermarsch der Maskenverweigerer:innen. (…) Die Einsatzleitung der Polizei hat die Kasseler Innenstadt ohne wahrnehmbare Gegenwehr zum Schauplatz eines bundesweit einmaligen Superspreaderevents werden lassen. (…) Dieses Einsatzkonzept macht fassungslos (…). Skandalös ist angesichts der Vorfälle auch die nachträgliche Rechtfertigung der Polizeiführung, die laut Presseberichten behauptete, die Teilnehmer seien augenscheinlich überwiegend aus dem bürgerlichen Lager gekommen und hätten insgesamt eher keine erkennbare Tendenz zu gewalttätigen Aktionen gezeigt.«