Klare Absage
7. Januar 2022
KZ-Gedenkstätte: »Querdenker« mit antifaschistischem Bildungsinteresse?
Es klingt nach verkehrter Welt, wenn man lesen muss, dass sich Corona-Leugner bitterlich darüber beschweren, dass sie keine Möglichkeit bekämen, die Ausstellungen der KZ-Gedenkstätte Buchenwald zu besuchen. Denn auch dort wurden vor dem Hintergrund der explodierenden Inzidenzzahlen in Thüringen Besuchsbeschränkungen (2G-Modell) für geschlossene Räume angeordnet. Dass sich aber gerade diejenigen mit beleidigenden Äußerungen und in sprachlich gewalttätiger Form über solche Maßnahmen, die dem gesellschaftlichen Gesundheitsschutz dienen, mokieren, die durch ihr eigenes unverantwortliches Verhalten und die Impfverweigerung dazu beitragen, dass das Infektionsgeschehen auch in Thüringen außer Kontrolle gerät, ist an Absurdität nur schwer zu überbieten.
Dabei steht eines fest. Selbst wenn die Gedenkstätte ihre Tore wieder für alle Interessierten öffnen kann, werden diese Protagonisten nicht auf dem Ettersberg erscheinen, um sich ernsthaft mit der historischen Wirklichkeit dieses Ortes der Naziverbrechen zu beschäftigen. Denn sie sehen sich ja selber in der Rolle der »Opfer« und zelebrieren geschichtsvergessene Vergleiche mit »Judensternen«, wie auf vielen »Querdenker«-Märschen, mit KZ-Hemden, wie bei Aktionen in Italien, oder mit einem Sophie-Scholl-Vergleich, wie jene »Jana aus Kassel« vor einem Jahr in Hannover.
Der Protest der »Querdenker« ähnelt damit den Krokodilstränen der Höcke-AfD, nachdem die Gedenkstättenleitung schon vor längerer Zeit Mitgliedern der thüringischen AfD-Fraktion wegen ihrer Geschichtsleugnung Hausverbot in der Gedenkstätte erteilt hat. Diese klare politische Absage an alle Formen von Geschichtsrevisionismus und faschistischer Rhetorik hielt selbst gerichtlichen Überprüfungen stand.
In diesem Sinne verdienen die Mitarbeitenden und die Leitung der Gedenkstätte Buchenwald die Anerkennung und Unterstützung aller antifaschistischen Kräfte in Thüringen und darüber hinaus.