Schreckliche Visionen
27. Januar 2014
»Kommunistisch orientierter Antifaschismus« eine Epidemie?
Neulich also auch der BND. In Pullach im oberbayerischen Isartal, wo es die Auslands-Geheimdienstler jahrzehntelang schön ruhig hatten, weshalb nicht wenigen immer noch vor dem näher rückenden Umzug ins unwirtliche Berlin graut, gab es in Gemeinderäumen eine Ausstellung. Und Vorträge. Einer handelte, so die Lokalausgabe der »Süddeutschen«, von »Verstrickungen des BND mit Altnazis« und die Zeitung titelte: »Gruselige Kontinuität«.
Kommt noch dazu, dass all dies stattfand, weil seit einiger Zeit auch der Auslandsgeheimdienst, die eigene Nachkriegsgeschichte betreffend, Historiker in manche seiner (sicherlich nach wie vor handverlesenen) Akten schauen lässt. Da wird dann – Stichwort »Amt Gehlen« – doch manches öffentlich. Es sei dahin gestellt, warum sich staatliche und private Institutionen, Interessensverbände, Unternehmen hier zunehmend einer gewissen neuen Offenheit befleißigen. Abgesehen davon, dass die einst handelnden Personen jetzt fast alle meist üppig alimentiert das Zeitliche gesegnet haben und nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden können. Aufschlussreich sind die neu-alten Erkenntnisse allemal.
Und gar nicht so ungefährlich. Könnten sich doch die Auftraggeber solcher Recherchen, die Forschenden und letztlich auch Medienmacher, die daraus – siehe oben – gewisse Schlüsse ziehen, plötzlich dem Vorwurf ausgesetzt sehen, an der Propagierung eines »kommunistisch orientierten Antifaschismus« beteiligt zu sein. Diese schreckliche Vision wiederum gehört zum Standardrepertoire des Inlandsgeheimdienstes, der die angeblich von ihm zu schützende Verfassung besonders bedroht sieht, wenn die eine oder der andere laut und öffentlich sagt, ihr oder ihm schienen die vielen Kontinuitäten schon recht gruselig.