»Unschöne Premiere« in Dachau
20. Mai 2014
Zitat aus der »Süddeutschen Zeitung« vom 14. April : »Ein öffentlicher Auftritt von Neonazis in der Stadt Dachau, deren Stadt unauflöslich mit den Gräueln der Naziverbrechen verknüpft ist – einen solchen Affront hat es bislang nicht gegeben. Bis zum Samstag.« An diesem Samstag fand mit Genehmigung des zuständigen Landratsamtes provokativ vor der Arbeitsagentur in der Münchner Straße also eine, wie die Dachzeile des Berichtes lautet, »Unschöne Premiere« statt.
In Dachau, unweit der Landeshauptstadt des weiß-blauen Bayern, errichteten die faschistischen Machthaber im März 1933 das erste Konzentrationslager. Rund 200 000 Menschen, zuerst Kommunisten, Sozialdemokraten »Andersdenkende« und Juden waren hier bis 1945 eingesperrt. Über 40 000 haben die Haft in dem »Musterlager« nicht überlebt Ach ja, die Faschisten hatten als eine ihrer Kampfparolen den Spruch »Deutschland erwache« gewählt.
Ist lange her. Muss man ja auch nicht wissen, wenn man beim Amt für »öffentliche Ordnung« des Landrates tätig oder dort Polizeichef ist. Wie sollen da die Alarmglocken klingeln, wenn eine »Privatperson« vorbei kommt und vor dem Sitz der Arbeitsagentur eine Kundgebung unter der unverfänglichen Losung »Arbeitsplätze zuerst für Deutsche« anmeldet? Klingt doch fast nach CSU-aktuell. Und wer soll dann Arges denken beim Anblick eines Transparents mit der Aufschrift: »Europa erwache! Fremdarbeiterinvasion Stoppen. Jetzt und überall!«.
»Da war nichts, was als Volksverhetzung zu werten gewesen wäre«, sagt der zur Bewachung eingesetzte ahnungslose Polizeichef Thomas Rauscher. Ihm sei »nicht klar gewesen, welche Organisationen hinter der Kundgebung standen«.
Da kann man nur von Glück sprechen, dass die 40 Dachauer Bürger, die laut SZ »spontan gegen die »unschöne Premiere« demonstrierten und »lautstark gegen rechtsextrem Umtriebe in ihrer protestierten«, nicht wegen »Störung einer genehmigten Kundgebung« belangt worden sind.