Befreiung feiern!

geschrieben von Hamburger Bündnis »8. Mai. Tag der Befreiung«

27. April 2024

Aufruf zum 8. Mai

Am 8. Mai feiern wir die Befreiung weiter Teile Europas von Naziterror. Vom 30. Januar 1933 bis zum 8. Mai 1945 waren mehr als 55 Millionen Menschen Terror, Vernichtungskrieg und Völkermord zum Opfer gefallen. Erst mit dem militärischen Sieg der alliierten Armeen über das Naziregime fand das Morden ein Ende. Als Nachgeborene erinnern wir mit Scham und Mitgefühl an die Millionen Opfer der ungeheuren deutschen Verbrechen und mit Dankbarkeit an die alliierten Befreier. Unsere besondere Dankbarkeit gilt den mutigen Frauen und Männer, die in Deutschland und in allen von der Wehrmacht besetzten Ländern ihr Leben im Widerstand gegen den Faschismus eingesetzt und viel zu oft verloren haben. Befreiung feiern! weiterlesen »

Wertvolle Schätze

geschrieben von Ulrich Schneider

27. April 2024

Orden und Ehrenzeichen in Archiven der VVN

Bei der Sichtung von Kreisarchiven oder bei der Übernahme von Nachlässen, die uns von Angehörigen zur Nutzung und treuen Aufbewahrung übergeben werden, finden sich im Sinne unserer Geschichte oft wertvolle Schätze. Schriftliche Aufzeichnungen, Broschüren und Bücher, aber auch eine große Zahl von Fotos, um die man sich intensiv kümmern muss, damit die darin enthaltenen Informationen (wann ist das Bild entstanden, welcher Anlass, welche Personen sind auf dem Foto zu sehen?) nicht verloren gehen.

Zu den Realien, die ebenfalls Aussagen über die Person des Nachlassgebers machen, gehören Mitgliedsabzeichen und Ehrenzeichen. Tatsächlich besaßen solche Abzeichen für die Mitglieder früherer Jahre große Symbolkraft. Man hielt die antifaschistischen Mitgliedsabzeichen in Ehren. So fragen oftmals Angehörige ehemaliger Verfolgter bei der FIR an, ob man Informationen über ihre Verwandten besitze. Diese seien doch Mitglieder der FIR gewesen, ein entsprechendes Mitgliedsabzeichen befinde sich im Nachlass. Leider muss bei solchen Anfragen immer darauf hingewiesen werden, dass es keine Einzelmitglieder in der Organisation gab. Das Mitgliedsabzeichen der FIR war nach der Auflösung der VVN in der DDR faktisch das Abzeichen derjenigen, die sich inner- und außerhalb des Komitees der antifaschistischen Widerstandskämpfer mit der antifaschistischen Sache als Überlebende verbunden fühlten. Wertvolle Schätze weiterlesen »

… zum Abschied

geschrieben von Christiane und Georg Chodinski

27. April 2024

Am 20. Februar ist Ilse Jacob in Hamburg verstorben

Was erzählt man über einen politischen, lebensfrohen, reiselustigen, kochfreudigen, zurückhaltenden, fürsorglichen, lesesüchtigen Menschen, eine Lebens-partnerin, Mutter, Oma, Freundin, Antifaschistin, Kameradin und Genossin? Ihre acht Jahrzehnte waren prall gefüllt – es reichte nicht nur für dein Leben, Ilse, du hast uns viel abgegeben. Danke! Also noch einmal: Was erzählt man? Ilse selbst notierte einmal dazu: »Erst will man gar nichts sagen, dann nur ganz wenig, und dann hat man auf einmal einen Zettel vor sich mit ganz vielen Stichworten …« Wir hatten allerdings nicht nur einen, sondern ein Meer von gelben Post-it-Zetteln auf unserem Wohnzimmertisch.

Natürlich gehört dazu, dass Ilse am 9. November 1942 als Tochter der Widerstandskämpfer Katharina und Franz Jacob zur Welt kam. Die Geschichte ihrer Eltern füllt Bücher, eins davon mit den Aufzeichnungen ihrer Mutter hat Ilse selbst herausgegeben. Franz wird von den Nazis 1944 hingerichtet. Katharina überlebt KZ und Zuchthaus. … zum Abschied weiterlesen »

Antifaschismus ist Humanismus in Aktion

27. April 2024

Leitantrag zum VVN-BdA-Bundeskongress am 1./2. Juni in Halle an der Saale

1. Das Selbstverständnis der VVN-BdA:

Die gemeinsame Grundlage unserer Arbeit bildet seit fast 80 Jahren das politische Vermächtnis der Frauen und Männer aus Widerstand und Verfolgung, wie es sich insbesondere im Schwur der Häftlinge von Buchenwald nach ihrer Selbstbefreiung ausdrückte: »Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung und die Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel«. Dieses Vermächtnis halten wir mit unserem politischen Handeln lebendig. Ihren Zukunftsentwurf Antifaschismus formulierten Antifaschisten aus der ehemaligen DDR im Jahr 1990 unter der Losung: »Antifaschismus ist Humanismus in Aktion«.

So wie der Kampf gegen den Faschismus im 20. Jahrhundert von Menschen mit unterschiedlichen weltanschaulichen und politischen Positionen geführt wurde, ist er bis heute ein Bündnisprojekt, die VVN-BdA selbst eine Bündnisorganisation. In der VVN war der bewusste und respektvolle Umgang mit unterschiedlichen Positionen, z.B. in Bezug auf die Ziele und Mittel antifaschistischen Engagements oder die Grundlagen und Grenzen von Aktionsbündnissen immer ein Thema, um das gerungen wurde. Aus historischer Erfahrung betonen wir, dass die VVN-BdA sich als überparteiliche Organisation keiner politischen Partei verpflichtet sieht. In ihren Reihen ist Platz für unterschiedliche gesellschaftspolitische und weltanschauliche Positionen, die sich dem Vermächtnis des antifaschistischen Widerstands verpflichtet fühlen. Antifaschismus ist Humanismus in Aktion weiterlesen »

Wie Erinnerungen bewahren?

geschrieben von Regina Girod

27. April 2024

Gedanken von Regina Girod vor dem Bundeskongress der VVN-BdA

Anfang März habe ich als Vizepräsidentin der FIR auf einer Frauenkonferenz der Associazione Nazionale Partigiani d’Italia (ANPI) in Mailand einen Vortrag über deutsche Frauen im antifaschistischen Widerstandskampf gehalten. Bei der Vorbereitung wurde mir bewusst, dass wir über die meisten dieser Frauen, die Forschung schätzt ihren Anteil auf zehn bis zwölf Prozent, heute nichts mehr wissen. Das hat vor allem zwei Gründe. Zum einen, weil in der männerdominierten Gesellschaft jener Zeit Frauen auch im Widerstand vor allem die Helferinnenrollen zugeschrieben wurden. Widerstandsgruppen wurden nach den Männern benannt, die sie leiteten, und sie heißen bis heute so. Und zum anderen, weil ein veränderter Blick auf widerständige Frauen erst mit der neuen Frauenbewegung in den 1970er- und 1980er-Jahren aufkam. Woran aber in den vierzig Jahren zuvor nicht erinnert wurde, das blieb vergessen.

In meinem Vortrag habe ich über Frauen gesprochen, die von den Nazis hingerichtet wurden, über jene, an die Straßennamen, Gedenktafeln und Stolpersteine erinnern, aber auch über Kameradinnen, die überlebt hatten und gemeinsam mit uns seit den 1990er Jahren die Arbeit der VVN-BdA gestaltet haben. Ich habe mich gefreut, über diese Frauen, die nicht zu den unbekannten und vergessenen Widerstandskämpferinnen gehörten, berichten zu können. Doch zugleich habe ich mich gefragt, wer nach mir noch über sie sprechen wird. Mit fast siebzig Jahren gehöre ich heute zur abnehmenden Zahl jener, die noch über lebendige Erinnerungen an die Frauen und natürlich auch die Männer der VVN-Gründergeneration verfügen. Sie hätten unsere Eltern oder Großeltern sein können, und sie haben ihre Erfahrungen aus Widerstand und Verfolgung mit uns, den Jüngeren, geteilt. Wie Erinnerungen bewahren? weiterlesen »

Eine standhafte Frau

geschrieben von Silvio Lang

27. April 2024

Regina Elsner ist tot

Anfang März mussten wir schweren Herzens Abschied nehmen von einer ganz und gar bemerkenswerten Kameradin: Regina Elsner ist tot. Am 25. Februar endete ein Leben, das zu großen Teilen im Zeichen der VVN-BdA stand.

Das Erste, was ich mit Regina verbinde, ist: Haltung. Haltung zeigen, standhaft sein, nicht zurückweichen.

Regina Elsner war für mich im besten, in einem linken Sinne die Verkörperung einer linken Bürgerlichkeit. Als stolze Bürgerin von Hoyerswerda war ihr immer bewusst, dass damit eine Verantwortung für diese Stadt und die Menschen verbunden war. Aber ihre innere Haltung und ihr Stolz auf das Erreichte waren nie verbunden mit einer engstirnigen Sicht auf die Welt, die am Ortsschild endet und nicht sehen kann, dass es hinter dem Tellerrand ebenso wichtiges gibt. So wurde sie eine Frau, die auf ganz unterschiedlichen Ebenen aktiv war. Jahre, Jahrzehnte gestaltete sie auf Bundesebene die VVN-BdA mit, führte den Landesverband ebenso mit starker Hand wie ihre Ortsgruppe in Hoyerswerda. Letzteres bis zuletzt, und am liebsten hätte sie es wohl noch vom Krankenbett aus weiter getan. Eine standhafte Frau weiterlesen »

Farben der Freiheit

geschrieben von Gerald Netzl

27. April 2024

Die Republik verteidigen: Vor 100 Jahren wurde das Reichsbanner gegründet

Im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e. V. engagieren sich heute Menschen mit dem Ziel, die demokratische Verfassungsordnung der BRD zu bewahren und zu stärken. Sie führen die Tradition des 1924 gegründeten und 1933 verbotenen Verbandes aktiv fort. Am 22. Februar 2024 beging das Reichsbanner in Magdeburg gemeinsam mit dem Landtag von Sachsen-Anhalt sein 100. Gründungsjubiläum. Vor dem Landtag, auf dem Domplatz, wurde eine Stele eingeweiht. Farben der Freiheit weiterlesen »

Verteidigung als Aufgabe

geschrieben von Bernd Kant

27. April 2024

Vor 75 Jahren: Das Grundgesetz wird verabschiedet

Angesichts der politischen Krisen in der Welt und dem Erstarken der AfD gerät ein Thema in der politischen und medialen Öffentlichkeit an den Rand, obwohl die Stadt Bonn dazu ein »Fest der Demokratie« plant: der 75. Jahrestag der Gründung der BRD. Es ist an dieser Stelle nicht der Raum, die Geschichte der deutschen Spaltung vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, die treibende Rolle der Adenauer-Administration gemeinsam mit den Westalliierten zu beschreiben. Spätestens mit der Währungsreform und der Einsetzung des Herrenchiemsee-Verfassungskonvents war klar, dass es auf eine Separatstaatenbildung hinauslief.

Mit dem »Parlamentarischen Rat« ging man an die Formulierung einer Verfassung für diesen westdeutschen Staat. Die gesellschaftlichen Konfliktlinien spiegelten sich hier in aller Deutlichkeit wider.

Es war den Arbeiterparteien zu verdanken, dass das Grundgesetz im Ansatz einen antifaschistischen Charakter bekam. Die Erfahrungen mit Faschismus und Krieg waren im öffentlichen Bewusstsein noch präsent. Prof. Wolfgang Abendroth, als einer der wenigen Juristen aktiv im antifaschistischen Widerstand, bezeichnete in seinem Kommentar diese Verfassung als eine Art klassenpolitischen Kompromiss. Verteidigung als Aufgabe weiterlesen »

Liebäugeln mit Trump

geschrieben von Juliet Schnabel

27. April 2024

Kann die US-Demokratie den faschistischen Möchtegerndiktator überleben?

»Eine Schande« sei der 6. Januar, der Sturm auf das Kapitol im Jahr 2021, gewesen. Kurz nach dem versuchten Staatsstreich gaben sich in den USA viele republikanische Superreiche noch eher reumütig. Zumindest öffentlich rümpften sie die Nase über den Mob, der Kreuze und Galgen vor dem Parlament errichtete, mit Hörnern, QAnon-T-Shirts und Südstaatenflaggen Jagd auf Abgeordnete machte und zu guter Letzt die Wände mit Scheiße beschmierte.

Drei Jahre später jedoch liebäugeln laut Washington Post etliche Geldgeber:innen erneut mit dem faschistischen Möchtegerndiktator Donald Trump. Dass er sämtliche Stürmer:innen begnadigen will, mit 88 Strafanzeigen konfrontiert ist und seiner Basis nicht nur die Verfolgung seiner politischen Gegner:innen oder von Illegalisierten verspricht, stört sie dabei nicht so sehr wie Joseph Bidens geplante Steuerpolitik. Während die eigene Partei von Bidens Zaghaftigkeit und Kompromissbereitschaft enttäuscht ist – ob bei der Einführung eines Mindestlohns, der Abschaffung der Studiengebühren oder seiner Nahostpolitik –, ist für die Reichsten der Reichen allein der Gedanke, ein Bruchteil ihres grotesken Vermögens könnte nach unten sickern, Grund genug, um sich die lästige, eh schon schwächelnde Demokratie ein für allemal aus dem Pelz zu kämmen. Liebäugeln mit Trump weiterlesen »

Extreme Rechte stoppen!

geschrieben von Ulrich Schneider

27. April 2024

Neofaschisten und die Europawahlen

Anfang Juni finden in allen Ländern der Europäischen Union die Wahlen zum Europaparlament statt. Seit einiger Zeit kommt auch medial der Wahlkampf in Gang. Dennoch besteht in verschiedenen europäischen Ländern die Sorge, dass die Wahlbeteiligung deutlich hinter nationalen Stimmengängen zurückbleiben wird, da die Frage, was die EU den Menschen bringt, oft nicht überzeugend beantwortet werden kann. Nationalistische Parteien, die genau dieses Defizit zum Wahlkampfthema machen, werden in der medialen Debatte gerne als »europa-skeptisch« abqualifiziert, statt darüber zu diskutieren, welche Politik im Interesse aller Menschen in Europa betrieben werden müsste, um die Unterstützung der Wähler*innen zu gewinnen.

Die Wahlergebnisse in den letzten Monaten in den verschiedenen europäischen Ländern machen deutlich, dass die Parteien und Kandidaten, die mit europakritischen Themen in den Wahlkampf ziehen, stabile Ergebnisse, oftmals sogar Zuwächse zu verzeichnen haben. So erreichte bei der Präsidentschaftswahl in Finnland der Kandidat der extrem rechten »Wahren Finnen« im Januar 2024 mit knapp 20 Prozent der Stimmen den dritten Platz und unterstützte anschließend den Vertreter der »Nationalen Sammlungspartei«, der jetzt weiß, in wessen Interesse er politisch agieren muss. In Portugal verdoppelte die Partei »Chega« ihren Stimmenanteil bei der Parlamentswahl im März 2024 und ist nun drittstärkste Kraft. Damit wird sie die zukünftige Regierungspolitik beeinflussen. Bei den Regionalwahlen in Polen Anfang April konnte die rechte PiS-Partei ihre starke Stellung verteidigen. Die mit EU-Unterstützung geförderte Partei von Donald Tusk bleibt Nummer zwei, und, was viel problematischer ist, die Wahlbeteiligung in den großen Städten ging deutlich zurück. Extreme Rechte stoppen! weiterlesen »

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