Meldungen

6. Juli 2025

Margot Friedländer tot

Wie zum 80. Jahrestag der Befreiung bekannt wurde, ist die Shoah-Überlebende Margot Friedländer im Alter von 103 Jahren in Berlin gestorben. Friedländers Mutter und Bruder wurden in Auschwitz ermordet. Sie selbst war als Jüdin im KZ Theresienstadt inhaftiert. Anfang April erhielt sie noch den »Sonderpreis des Westfälischen Friedens«. Die Verleihung des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der BRD erlebte sie nicht mehr.

Angriff auf Wohnprojekt

Vermummte griffen Ende Mai in Cottbus erneut das alternative »Hausprojekt Zelle 79« mit Böllern und Fackeln an. Sie skandierten »Adolf-Hitler-Hooligans« und versuchten, die Haustür aufzubrechen. Bereits Anfang April hatte es ähnliche Angriffe gegeben. Die Täter werden im Umfeld des FC Energie Cottbus vermutet. Meldungen weiterlesen »

Wo gibt es das schon?

6. Juli 2025

Die »Aktion 3. Welt Saar« will verschiedene Kämpfe miteinander verbinden. Gespräch mit Roland Röder

antifa: Die Anfänge Eurer Organisation liegen jetzt rund 40 Jahre zurück. Wie kam es zur Gründung?

Roland Röder: Der Konsens war damals die Wut und Empörung darüber, dass Menschen verhungern, obwohl schon seit Jahrzehnten genügend Nahrungsmittel produziert wurden. Dagegen wollten wir etwas tun. Wir haben mit der Gründung der »Aktion 3.Welt Saar« diesen moralischen Impuls verstetigt und ihm eine Struktur gegeben. Wir ahnten damals schon, dass der Grund des Übels, also des Verhungerns, im »Herzen der Bestie« liegt, also in den sogenannten entwickelten Ländern des globalen Nordens.

antifa: Euer Name lässt den Eindruck entstehen, Ihr seid vorwiegend im Bereich Unterstützungsarbeit für den globalen Süden tätig …

R. R.: … ja ja, die Sache mit unserem Namen: Damit beziehen wir uns auf den dritten Stand der Französischen Revolution. Das war der Stand, der erst einmal nichts hatte und aufbrach, sich das zu nehmen, was ihm, salopp gesagt, zustand. Wir haben bewusst kein Projekt im globalen Süden, weil wir uns nicht anmaßen möchten, über Tausende von Kilometern hinweg andere zu »entwickeln«. Wir entwickeln diese Gesellschaft. Und so sehr man auch diese Projektarbeit oft und gern mit dem Begriff »Hilfe zur Selbsthilfe« umschreibt, bleibt es in meinen Augen oft Paternalismus und Eurozentrismus. Wo gibt es das schon? weiterlesen »

Facettenreiches Gedenken

geschrieben von Bernd Kant

6. Juli 2025

Erinnerung an den 8./9. Mai – international

Politische Debatten um den 80. Jahrestag der Befreiung gab es nicht nur in der Bundesrepublik, auch in vielen europäischen Ländern und darüber hinaus wurde der Umgang mit diesem historischen Datum zum Ausdruck, welche Perspektive auf die Befreiungsleistung der Anti-Hitler-Koalition das Bild prägte.

Italien feiert die Befreiung schon am 25. April, dem Tag, als Mussolinis Herrschaft endgültig besiegt war. In diesem Jahr torpedierte die faschistische Regierung von Giorgia Meloni das öffentliche Gedenken, indem sie aus Anlass des Todes von Papst Franziskus eine fünftägige Staatstrauer anordnete, die bis zum 26. April reichte, sodass manche Stadt- und Regional-verwaltung geplante Gedenkveranstaltungen absagte. Trotzdem wurde durch vielfältige Aktivitäten von ANPI (Associazione Nazionale Partigiani d’Italia, Nationale Vereinigung der Partisanen Italiens) und anderen deutlich, dass im gesellschaftlichen Bewusstsein der italienischen Linken dieser Tag verankert ist.

Auch in Frankreich wurde der 8. Mai als politischer Feiertag begangen, obwohl der wichtigere Tag für das französische Gedenken sicherlich der 25. August 1944 ist, an dem Paris von den vereinten Kräften der Résistance und der französischen Armee befreit werden konnte. In Strasbourg erinnerte das Europäische Parlament nicht an die Befreiung, sondern nur an das Ende des Zweiten Weltkrieges. Man lud zu dieser Feierstunde drei Veteranen ein, einen aus den USA, einen aus Großbritannien und einen aus Frankreich, so als habe es keinen militärischen Anteil der Roten Armee an der Befreiung gegeben. Solche Umwidmung der Erinnerung folgt der skandalösen Resolution vom September 2019, mit der die Mehrheit des EU-Parlaments als Geschichtsbild festlegte, der 23. August 1939, der Tag der Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrags, sei die Vorbereitung des Zweiten Weltkrieges und der 8. Mai 1945 sei keine Befreiung für die osteuropäischen Staaten gewesen, denn diese seien von einer Diktatur in eine andere übergegangen. Und die baltischen Republiken ernennen – basierend auf solchem Geschichtsnarrativ – SS-Kollaborateure zu »Helden der nationalen Befreiung«. Facettenreiches Gedenken weiterlesen »

Deutsche Opfer wiegen schwerer

geschrieben von Florian Gutsche

6. Juli 2025

Erinnerungpolitische Wende am Tag der Befreiung im Bundestag

Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung Europas vom Faschismus fand am 8. Mai eine Gedenkstunde des Bundestages statt. Neben anderen Verfolgtenorganisationen war auch die VVN-BdA eingeladen, die ich an dem Tag vertrat.

Das Programm und die Auswahl der Redner*innen machten deutlich, was von der Bundesregierung in den kommenden Jahren in der Geschichts- und Erinnerungspolitik zu erwarten ist. In ihrer Eröffnungsrede stellte Julia Klöckner (CDU) nicht das Leid und die Opfer der Verfolgten und Widerständigen der Jahre 1933 bis 1945 in den Vordergrund, sondern betonte ausgiebig die Entbehrungen und Qualen der Deutschen im Krieg. Zu Recht verwies die Bundestagspräsidentin zwar auch darauf, dass Frauen in Kriegen diejenigen sind, die unter der extremen Gewalt, sexualisierten Übergriffen und Vergewaltigungen, auch in aktuellen Kriegen, ganz besonders leiden, jedoch stellte sie in ihrer Darstellung der Geschichte und heutiger Kriegshandlungen nicht die bei diesem diffizilen Thema angebrachte Ausgeglichenheit her. Es blieb auch hier bei dem Eindruck, dass deutsche Opfer schwerer wiegen. Doch es gab auch positive Aspekte wahrzunehmen. Klöckner ist, nach meiner Kenntnis, die erste Bundestagspräsidentin, die sich vor der Veranstaltung auf die Gästetribüne zu den Verfolgtenorganisationen begab und dort kurz die Eingeladenen Vertreter*innen grüßte. Diese Form der Anerkennung ist neu. Ebenfalls neu war die deutliche Anerkennung der Leistung polnischer Soldat*innen an der Befreiung, was die dahinterliegende Motivation sein mag, darüber können nur Vermutungen angestellt werden, aber in der Sache war es richtig. Deutsche Opfer wiegen schwerer weiterlesen »

Keine Lehren für heute

geschrieben von Ulrich Sander

6. Juli 2025

8. Mai: Spätes Geständnis von Konzernen zum Naziregime

Auf Initiative des BAYER-Konzerns haben 49 Firmen zum 80. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Faschismus eine Erklärung veröffentlicht, in der sie sich zu ihrer Mitverantwortung für das Regime der Nazis bekennen. »Deutsche Unternehmen« hätten dazu beigetragen, die Herrschaft der Nationalsozialisten zu »festigen«. Die Machtübertragung – in der Erklärung wird von Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 gesprochen – »wäre ohne das Versagen der damligen Entscheidungsträger in Politik, Militär, Justiz und Wirtschaft nicht denkbar gewesen«, unterschreiben die geschäftsführenden CEOs, also nicht die Eigentümer.

»Auf ihren eigenen Vorteil bedacht, waren viele Unternehmen und ihre damaligen Akteure verstrickt«, konstatieren die Firmenchefs. Sie ziehen daraus die Lehre, »die Zerbrechlichkeit der Demokratie immer wieder zu erkennen« und Errungenschaften wie Rechtsstaatlichkeit und Freiheit zu schützen. Die Worte Krieg und Rüstung kommen in der Erklärung nicht vor. Rheinmetall hat ebenfalls unterschrieben, auch Thyssenkrupp, BASF, Evonik, Henkel und Siemens sowie Deutsche Bank und Deutsche Bahn. Die Konzerne haben sich demnach an der Demokratie vergangen, nicht am Frieden. Keine Lehren für heute weiterlesen »

In drei Überseekoffern

geschrieben von Ulrich Schneider

6. Juli 2025

Zu den Beständen der FIR im Archiv der VVN-BdA und anderswo

Im Sommer 2026 feiert die Dachorganisation der internationalen antifaschistischen und Veteranenverbände ihr 75. Gründungsjubiläum. Entstanden 1951 beim Internationalen Friedenskongress in Wien, hatte die Organisation bis 2003 ihren Organisationssitz in der österreichischen Hauptstadt. Sie war eng verbunden mit dem KZ-Verband und – über den langjährigen Generalsekretär der FIR1 Oskar Wiesflecker – auch mit dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW). Aus diesem Grunde war es folgerichtig, als es Anfang der 1990er-Jahre eine existenzielle Krise der FIR gab, einen Teil der Arbeitsunterlagen der FIR außerhalb des Büros zu sichern.

Damals wurden Bestände, Bücher und Organisationsakten – wenn auch ungeordnet – an das Archiv des DÖW übergeben. Die Überleitung des Büros der FIR von Wien nach Berlin erfolgte recht provisorisch. Der größte Teil der noch vorhandenen Unterlagen, darunter die Protokolle aller Kongresse, passten in drei Überseekoffer, die per Nachtzug von Wien nach Berlin transportiert wurden. Dort lagerten sie im Büro der VVN-BdA-Bundesorganisation. Ein Teil der Organisationsakten (Mitgliedsverbände, aktuelle Korrespondenzen und Finanzunterlagen) gingen an den Generalsekretär selbst bzw. an den Finanzsekretär. Schon dieser kurze Überblick macht deutlich, dass von einem strukturierten FIR-Archiv nicht die Rede sein kann. In drei Überseekoffern weiterlesen »

Zum 80. Hiroshima-Tag

geschrieben von Ulrich Sander

6. Juli 2025

Die Mahnung Günther Weisenborns und der Wissenschaftler

Eine Stadt voll zuckender Menschenreste
Aus der »Göttinger Kantate« (uraufgeführt 1959 in Westberlin)
Von Günther Weisenborn

 

Am 6. August 1945

stand auf Okinawa, gegenüber Japan,

ein Flugzeug startbereit.

Es befand sich an Bord des Flugzeugs

die erste Atombombe der Welt,

die auf lebende Menschen gezielt war. Zum 80. Hiroshima-Tag weiterlesen »

Aufstehen gegen Unrecht

geschrieben von Mecki Hartung, VVN-BdA Niedersachsen

6. Juli 2025

Vorbild gesucht? Ernst Grube ist eines! VVN-BdA-Onlineveranstaltung am 9. Mai

Aus Anlass der 80. Wiederkehr des Tages der Befreiung vom Faschismus lud die Bundesvereinigung der VVN-BdA am 9. Mai zu einer Begegnung mit dem Antifaschisten und Holocaustüberlebenden Ernst Grube ein – dank des Onlineformats der Veranstaltung spielten Entfernungen keine Rolle. Zum übergreifenden Thema »Mit der Erinnerung in der Gegenwart leben« entstand ein Mut machendes Dokument eines Zeitzeugen. Einführung und Moderation wurden souverän und zugewandt durch Maxi Schneider realisiert. Sie ist Historikerin und Referentin für Geschichts- und Erinnerungspolitik unserer Bundesvereinigung.

Eindrucksvoll schildert der heute 92jährige Ernst Grube wortgewandt chronologisch wichtige Stationen seines politischen Lebens – begleitet von dokumentarischen Fotos. 1932 wird Ernst Grube als eins von drei Geschwistern geboren; die Mutter ist jüdisch, der Vater evangelisch. Die Verfolgung der Familie beginnt mit der Vertreibung aus der Wohnung, führt zur Unterbringung der drei Kinder im Jüdischen Kinderheim und endet mit der Deportation der Mutter mit den Kindern nach Theresienstadt noch im Februar 1945. Da ist Ernst gerade einmal zwölf Jahre alt. Aufstehen gegen Unrecht weiterlesen »

Widersetzen auf der Straße

6. Juli 2025

Aktionen des zivilen Ungehorsams als gemeinsamer Nenner

»widersetzen« ist ein Bündnis aus neuen und alten Antifagruppen, der Klimagerechtigkeitsbewegung, Bündnissen gegen Rechts, Gewerkschaften, antirassistischen, queerfeministischen und anti-ableistischen Initiativen und vielen mehr. Mit massenhaften Aktionen des zivilen Ungehorsams stellen wir uns dem Faschismus entgegen und entwickeln Alternativen für ein solidarisches Miteinander. Die AfD und andere rechte Kräfte machen Migrant*innen zu Sündenböcken für gesellschaftliche Missstände, sie spalten und hetzen Menschen gegeneinander auf. Bei widersetzen wollen wir genau das Gegenteil tun, nämlich einen gemeinsamen Kampf gegen Rassismus und Faschismus führen. Unser Anspruch an unsere Aktionen und an unsere Strukturen ist es, dass sie diese Gemeinsamkeit ermöglichen und fördern.

Widersetzen steht für konsequenten und kreativen Widerstand gegen rechte Ideologien. Unser zentrales Mittel ist der zivile Ungehorsam. In Riesa und Essen haben wir gezeigt, dass es möglich ist, mit tausenden Menschen einen Parteitag der AfD praktisch, wirksam und solidarisch zu blockieren. Wir haben die Bekämpfung der AfD in den Mittelpunkt unserer Aktivitäten gestellt, weil die Partei ein zentraler Antreiber der Rechtsentwicklung ist. Die AfD leugnet den Klimawandel, redet dem Sozialabbau das Wort und vertritt ein reaktionär-patriarchales Familienbild. Damit ist sie eine Gefahr für uns alle. Wir müssen und dürfen sie nicht aushalten. Es ist daher notwendig und legitim, sich den Parteitagen und dem öffentlichen Auftreten der AfD auch mit den Mitteln des zivilen Ungehorsams entgegenzustellen. Wir verstehen antifaschistische Praxis als kollektive Verantwortung und gesellschaftliche Notwendigkeit. Neben Aktionen im öffentlichen Raum unterstützen wir auch lokale Initiativen im Aufbau nachhaltiger Strukturen gegen rechte Netzwerke. Unser Protest richtet sich nicht nur gegen die AfD als Partei, sondern gegen das gesellschaftliche Klima, das Rassismus, Antifeminismus, Antisemitismus und soziale Ausgrenzung fördert. Widersetzen auf der Straße weiterlesen »

Organisiert kämpfen

6. Juli 2025

Die Antifaschistische Aktion Süd

Die Antifaschistische Aktion Süd ist im Herbst 2023 gegründet worden. Ihre Wurzeln liegen in einem Konzept, das Mitte der 2000er-Jahre in der revolutionären Linken entwickelt wurde. Grundlage ist die Idee, eine Organisation zu schaffen, die auf Basis eines materialistischen Gesellschaftsverständnisses den Kampf gegen Faschist:innen sowie ihre Strukturen organisiert und sich um ein antifaschistisches Bewusstsein in der Klasse der Lohnabhängigen bemüht. Die Organisation orientiert sich an der Idee der historischen Antifaschistischen Aktion: dem Angebot der Kommunist:innen, unter gewissen Voraussetzungen, gemeinsam gegen die Reaktion zu kämpfen. Sie ist auch der Versuch, diese Idee, angereichert mit Erkenntnissen, Kritiken und Erfahrungen der antifaschistischen Kämpfe der Jahrzehnte danach, in der Gegenwart neu zu entwickeln. Organisiert kämpfen weiterlesen »

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