Axel Springer und die Juden

geschrieben von Peter C. Walther

5. September 2013

Eine etwas andere Ausstellung zur derzeitigen
»Springermanie«

Mai-Juni 2012

Die Ausstellung ist bis zum 29. Juli 2012 im Frankfurter Jüdischen Museum (Untermainkai 14-15) zu sehen täglich außer montags von 10.00 bis 17.00 Uhr, mittwochs bis 20.00 Uhr. An mehreren Tagen finden begleitende Vortragsveranstaltungen statt.

Im Wallstein-Verlag ist unter dem Ausstellungs-Titel ein Begleitband erschienen, in dem mehrere Autoren Themen der Ausstellung gesondert behandeln (224 S., 19,90 Euro).

Zum Rahmenprogramm der Ausstellung gehören abendliche Vortragsveranstaltungen von Prof. Dr. Moshe Zuckermann (am 7. Mai), Dr. Gudrun Kruip (22.Mai), Prof. Dr. K.C.Führer (5.Juni), Günter Wallraff (20.Juni) und Dr. Jochen Staadt (29.Juni).

Die im Frankfurter Jüdischen Museum präsentierte Ausstellung »Bild dir dein Volk! – Axel Springer und die Juden« befasst sich mit der projüdischen und proisraelischen Einstellung des Großverlegers, zu der dieser sein gesamtes Presseimperium verpflichtet hatte.

»Das Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen« und damit verbunden »die Unterstützung der Lebensrechte des israelischen Volkes« (was bei Springer gleichzusetzen war mit uneingeschränkter Unterstützung israelischer Regierungspolitik) gehört zur »grundsätzlichen Haltung«, zu der sich jeder Redakteur Springerscher Zeitungen in seinem Arbeitsvertrag zu verpflichten hat, – ebenso wie beispielsweise zur »Verteidigung der freien sozialen Marktwirtschaft«.

Die von einer Projektgruppe des Frankfurter Jüdischen Museums und des Fritz Bauer-Instituts erarbeitete Ausstellung zeigt auf anschaulichen Bild- und Texttafeln sowie mit Hilfe von Film- und Tondokumenten, darunter Interviews auch mit kritischen Zeitzeugen, eine Reihe von Bestandteilen, Stationen und Beispielen der Springerschen Politik gegenüber Juden und Israel.

Der Ausstellungs-Titel »Bild dir dein Volk!« zielt wohl absichtsvoll auf Springers Intention, mit »Bild«- Methoden sich sein (Leser-)Volk zurecht zu bilden. Springers Ziel der politischen Einflussnahme – nicht nur in der Israelfrage – wird auch in der Ausstellung angesprochen.

Springer war zweifelsfrei ein kalter Krieger. Auch die Ausstellungsmacher attestieren ihm einen »radikalen Antikommunismus«, Gegnerschaft zur Brandtschen Ostpolitik, zur 68er Studentenbewegung sowie absolute Feindschaft zur DDR und zur Sowjetunion.

Bei aller nicht nur vom jüdischen Standpunkt aus verständlichen Anerkennung für die von Springer betriebene projüdische und proisraelische Meinungsbildung verzichtet die Ausstellung nicht darauf, gleichzeitig auf einige eklatante Widersprüche und dunkle Punkte in Springers Lebens- und Verlagsgeschichte hinzuweisen.

So wird auf fünf Tafeln der Ausstellung deutlich auf »Ehemalige NS-Journalisten im Axel Springer Verlag« und auf »Kontinuitäten zum NS-Journalismus« (so die Überschriften der Tafeln) hingewiesen, die zum Kern des Springer-Verlags gehörten.

Zur Erklärung für Springers Haltung werden mögliche persönliche, politische und religiöse Motive angesprochen. Dazu gehörten vielleicht auch persönliche Schuldgefühle, die daraus resultierten, dass er sich 1938, den nazistischen Rassegesetzen entsprechend, von seiner damaligen »halbjüdischen« Frau scheiden ließ. Auch das wird vermerkt.

Axel Springer war medientechnisch sicher ein moderner Verleger, in seinen Einstellungen jedoch nicht nur erzkonservativ und reaktionär. Dr. Dmitriy Belkin vom Fritz Bauer-Institut erklärte bei der Ausstellungseröffnung, dass Springer durchaus »nationalistisches Gedankengut« benutzt habe und dass sein »proisraelischer und projüdischer Konservatismus« eher ein »absolutes Novum« sei.

Deshalb stellt sich natürlich die Frage, ob mit derart konservativen und nationalistischen Inhalten und mit hetzerischen Mitteln, wie sie der Springerpresse eigen sind, eine auf Frieden und Verständigung ausgerichtete Haltung zu Juden und zu Israel tatsächlich und dauerhaft zu erreichen ist. Zweifel sind da mehr als angebracht.

Museumsdirektor Prof. Ralph Gross wies bei der Ausstellungseröffnung darauf hin, dass man wohlwissend »ein schwieriges Thema« aufgegriffen habe; Axel Springer sei schließlich nach wie vor »eine umstrittene Persönlichkeit«. Die Ausstellung mit ihrem Begleitprogramm wolle deshalb auch Anstöße geben für entsprechende Diskussionen.