Bilder gegen Rechts

geschrieben von Gerhard Fischer

5. September 2013

Schülerwettbewerb in einem Problembezirk

Juli-Aug. 2007

Die Idee ist gut, und geboren wurde sie in Berlin-Lichtenberg: Kinder und Jugendliche sollen Gelegenheit erhalten, mit Bildern selber gegen Neonazismus anzugehen. „Bilder gegen Rechtsextremismus und Gewalt – Schülerinnen und Schüler zeigen Gesicht“ heißt die Aktion. Seit dem Frühjahr ist die Lichtenberger Schülerschaft aufgerufen, in Plakaten und Zeichnungen, in Fotografien und Computergrafiken, mit Kollagen und anderen bildkünstlerischen Mitteln auszudrücken, wie sie sich mit alltäglichem Rechtsextremismus auseinandersetzt und für ein demokratisches Zusammenleben in der Gesellschaft einsteht.

Was rechtsextreme Straftaten angeht, gehört Lichtenberg zu den Schwerpunktbezirken in der Hauptstadt, in der 2006 die einschlägigen „Propagandadelikte“ und Gewalttaten, soweit sie polizeibekannt wurden, um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr zunahmen. Lichtenberg hat aber auch einen „Lokalen Aktionsplan für Demokratie und Toleranz – gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“, der von den kommunalen Gremien getragen wird, und außerdem eine aktive „Initiative gegen Rechtsextremismus“ , in der die VVN-BdA verantwortlich mitarbeitet und die auch das neue Schülerprojekt unterstützt.

Angeregt wurde es vom Lichtenberger Kulturverein e.V. Damit will er den Versuchen extrem Rechter begegnen, nicht nur in Bürgervertretungen vorzudringen, sondern auch in Bereiche der Sozialarbeit, in Familien und Schulen, in Jugendklubs und Sportgemeinschaften. Dazu suchte und fand der Kulturverein bereitwillige Partner in Bildungseinrichtungen, in Politik und Wirtschaft, in Wissenschaft, Kunst und Kultur. Die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler beispielsweise bewertet eine Jury, die von Prof. Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste, geleitet wird und der auch der VVN-BdA-Vorsitzende Prof. Dr. Heinrich Fink angehört. Schirmherrin des Projekts ist Christina Emmrich, die Bezirksbürgermeisterin.

Zu Beginn gewann der Kulturverein die Schulen des Bezirks und dort vor allem die Leiter des Fachbereichs Kunst zur Mitarbeit: die Gymnasien, so die nach Hans und Hilde Coppi benannte Schule, aber auch Schüler und Lehrer aus anderen Schulen. Auch Bezirksverordnetenversammlung und Bezirksamt wurden von dem Vorhaben unterrichtet. So wurden Erstunterzeichner für einen „Aufruf an alle Lichtenberger Kinder und Jugendlichen in den Schulen, Sportvereinen und Jugendfreizeiteinrichtungen des Stadtbezirks“ gewonnen, bei der Aktion mitzumachen.

Deren Ziel ist es, „dass die beteiligten Schülerinnen und Schüler aufmerksamer werden gegenüber ihrem sozialen Umfeld, bewusst sehen, was sich tut, die menschenfeindlichen Ideologien im Rechtsextremismus wahrnehmen und sich für demokratische Lösungen der Probleme der Gesellschaft stark machen“, heißt es in der Konzeption zum Projekt. Mit seinen Themen beschäftigten sich inzwischen Projekttage an den Schulen. Begleitende Beiträge in Medien verliehen ihm öffentliche Aufmerksamkeit.

Am Ende des Schuljahrs ist Annahmeschluss für einzureichende Arbeiten, im Juli und August wird die Jury arbeiten, für September ist eine würdige Abschlussveranstaltung geplant. Dann sollen die Ergebnisse ausgestellt werden. Ein Berliner Branchenführer der Außenwerbung, der den Hauptpreis stiftete, will als Medienpartner die besten der eingegangenen „Kunstwerke“ auf 30 großformatigen Flächen in der Hauptstadt bekannt machen. Auch das Internet soll genutzt werden, um sie zu verbreiten, an Lichtinstallationen im Stadtraum ist gedacht und nicht zuletzt an eine CD-Rom.