Blutspur nach Mittenwald

geschrieben von Susanne Willems

5. September 2013

Sept.-Okt. 2008

In der Nacht vom 10. zum 11. April 1944 trifft in Auschwitz ein Zug mit mehr als 4.600 Menschen aus Griechenland ein. Von den deportierten Juden werden 300 Männer und 328 Frauen im Lager registriert; mehr als 4.000 Menschen: Mütter, Kinder, Alte und Gebrechliche ermordet die SS in den Gaskammern. Dazu, dass die SS in Auschwitz auch die ab 24. März 1944 in Athen verhafteten Juden zu Opfern des Völkermords machen und die Reihen der Arbeitssklaven für die deutsche Industrie und für den Betrieb des Lagers auffüllen konnte, darunter die der Sonderkommandos an den Verbrennungsgruben und Krematorien, haben Gebirgsjäger beigetragen, die im 1951 gegründeten »Kameradenkreis der Gebirgstruppe e. V.« Aufnahme gefunden haben.

Dieser freiwillige Zusammenschluss von Gebirgsjägern »einst und jetzt« lädt zum jährlichen Gedenk- und Traditionstreffen auf dem Hohen Brendten bei Mittenwald. Massenmorde an italienischen Kriegsgefangenen, Massaker an der Zivilbevölkerung und die Verwüstung hunderter Ortschaften zählen zu den Verbrechen der Gebirgsjäger der Wehrmacht.

Dass manche von ihnen, gleich ob als Kriegsverbrecher verurteilt, oder, wie die meisten, der Justiz entkommen, seit 1956 als ranghohe Offiziere der Bundeswehr dienten, entlastet weder sie, noch die Gebirgsjäger »von jetzt«, die mit jenen vereint auch die Tradition derer »von einst« pflegen. Dem Journalisten und Bundessprecher der VVN-Bund der Antifaschisten Ulrich Sander macht der »Kameradenkreis der Gebirgstruppe e.V.« den Prozess, um sich durch ein Unterlassungs- oder gar Widerrufurteil von der mörderischen Tradition seiner Gründer und eines Teils seiner Mitgliedschaft reinzuwaschen. Den Bruch mit diesem Teil der Gebirgsjägertradition kann nur die strafrechtliche Verurteilung der Täter nachholen, nicht aber die politische und finanziell zwingende Zensur eines Kritikers, für die sich kein bundesdeutsches Gericht hergeben sollte.