Die Lichtenburg bleibt

geschrieben von Ulrich Freyberg

5. September 2013

VVN-BdA an der Gestaltung der neuen Ausstellung beteiligt

Sept.-Okt. 2008

Die beiden frühen Konzentrationslager für Männer und Frauen und der Erhalt der Gedenkstätte bewegten seit Jahren viele Gemüter. Über 700 zustimmende Meinungsäußerungen aus breiten Teilen der Bevölkerung bestärkten uns in unserer damaligen Haltung, den gesamten Schlosskomplex als Stätte des Gedenkens zu bewahren. Auf der Grundlage dieser Position bereiteten wir mit anderen Opferverbänden zwei Lichtenburgkonferenzen vor und führten sie in den Jahren 2003 und 2006 unter Beteiligung aller Landtagsfraktionen und interessierten Bürger aus dem Territorium durch.

Diese Veranstaltungen trugen vordergründig »Protestcharakter«, um die Verantwortung der Landesregierung für die KZ-Gedenkstätte Lichtenburg anzumahnen. In einem langwierigen Prozess arbeiteten wir die überregionale Bedeutung der Lichtenburg als eines der ersten Männerkonzentrationslager in Preußen und dann als Frauenkonzentrationslager in Deutschland heraus. Hier wurden Grundlagen für das KZ-System in ganz Deutschland und in den okkupierten Gebieten gelegt. In den Jahren der Auseinandersetzung halfen uns auch die regelmäßig durchgeführten Jugend-Workcamps, die Erinnerung an die KZ-Zeit wach zu halten. Der Bürgermeisterin und ihren Mitstreitern ist es zu verdanken, dass die Gedenkstätte zugänglich blieb.

Mit Zustimmung unseres damaligen Vorsitzenden, Josef Gerats, der dem Kampf für den Erhalt der Lichtenburg Jahre seines Lebens gewidmet hat, entschieden wir schließlich, die auch vom Zentralrat der Juden favorisierte Variante der Errichtung einer Gedenkstätte im so genannten Werkstattgebäude als Kompromisslösung zu akzeptieren. In Frau Prof. Jacobeit von der Humboldt-Universität Berlin, ihren Doktoranden und Studenten fanden wir fachkundige Unterstützung unseres Anliegens.

Am 20. und 21. Juni 2008 wurde nun eine neue Lichtenburgkonferenz durchgeführt, diesmal organisiert von der Gedenkstättenstiftung Sachsen-Anhalt. Diese Konferenz leistete einen wissenschaftlichen Beitrag zur Geschichte beider Konzentrationslager und erinnerte gleichzeitig an das SPD-Verbot durch die Nazis. Wir sehen nun mit Zuversicht in die Zukunft. Die beabsichtigte Eröffnung der neuen Gedenkstätte im Jahre 2010 scheint realisierbar. In die Gestaltung der neuen Ausstellung ist die VVN-BdA einbezogen und hat Mitspracherecht.

»Die Wahrung der Demokratie ist die Voraussetzung, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Das setzt ein vorausschauendes Zusammenwirken aller linken Strömungen, bei Wahrung ihrer Integrität und die Einbeziehung weiterer demokratischer Kräfte aus der Mitte der Gesellschaft voraus.« Dies gab uns Ernesto Kroch, ehemaliger Häftling der Lichtenburg, als Zeitzeuge mit auf den Weg.