Durch die Maschen des Netzes

geschrieben von Raimund Gaebelein

5. September 2013

Sept.-Okt. 2007

Eleonore Hertzberger

Durch die Maschen des Netzes, Ein jüdisches Ehepaar im Widerstand gegen die Nazis, 241 S., 15 S. Bilddokumente, Neuausgabe, Pendo Verlag, Zürich 2000, ISBN 3-85842-377-7

Auf 241 Seiten beschreibt Eleonore Hertzberger, geborene Katz, ihre Jugendzeit in Berlin, die Emigration vor den Nazis nach Amsterdam, die Besetzung der Niederlande und ihre abenteuerliche Flucht 1942 über die Schweiz und Frankreich nach Spanien, wo sie mit ihrem Mann Eddie in die Dienste der niederländischen Exilregierung in London trat. Die Eltern arbeiteten während der Jahre der Weimarer Republik in einem Berliner Verlag, Eleonore wuchs im Geiste der Philosophen Sophokles und Kant auf, jüdische und christliche Feiertage wurden in der Familie gleichermaßen begangen. Sie teilte die Rundfunkbegeisterung ihrer Eltern, war musik- und theaterbesessen.

Nach der Machtübertragung an die Faschisten verlagerte der Vater seinen Verlag nach und nach in die Niederlande. Immer mehr Freunde und Bekannte waren aus ihrem Leben verschwunden. Die Niederlande empfing die Familie Katz freundlich. Der Kundenkreis des Verlags entwickelte sich gut, waren es doch Verlagskunden, die in großer Zahl ebenfalls ins Exil gegangen waren. Die Welle von Emigranten, die nach der Reichspogromnacht in die Niederlande strömten, war ein Vorzeichen drohenden Unheils. Die Besetzung durch Wehrmacht und SS traf ein schlecht vorbereitetes Land. Die Armee kapitulierte nach der völligen Zerstörung Rotterdams, Königin und Regierung gingen ins Exil nach London. Die Nürnberger Rassegesetze wurden auch in den Niederlanden eingeführt, der Streik der Amsterdamer Dockwerker blutig zusammengeschossen. Erste Fluchtversuche nach England scheiterten. Im Sommer 1942, Monate nach Beginn der Judentransporte, gelang es den Hertzbergers über ein Fluchthilfenetz zur belgischen Grenze zu gelangen. Der weitere Weg über Frankreich in die Schweiz war einfacher. Nach ihrer Ankunft in der Schweiz wurden sie festgenommen, verhört und interniert. Mit einer ganzen Gruppe von Niederländern suchten sie nun einen Weg nach London, um sich der niederländischen Regierung zur Verfügung zu stellen. Die ihnen bekannten Fluchthilfeorganisationen waren aber inzwischen verraten oder aufgedeckt worden. Mit ungeheuer viel Glück gelang es ihnen Monate später Spanien zu erreichen. Dort beteiligten sie sich am „Englandspiel«, dem Versuch, möglichst viele Niederländer aus spanischen Gefängnissen und Internierungslagern zu holen und ihnen den Weg nach England zu ermöglichen. Es war Geheimdienstarbeit, denn Kurierwege und Fallschirmabsprünge von England aus wurden seit Mai 1942 von der Gestapo aufgedeckt und überwacht.