Eine Zukunft für Heideruh

geschrieben von Edith Pfeiffer

5. September 2013

Der Trägerverein des Heimes benötigt Unterstützung

Jan.-Feb. 2010

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Heideruh gehört zum Vermächtnis derer, die aus den KZs und Zuchthäusern kamen. Derer, die in der Zeit des Grauens Widerstand leisteten und dabei oft ihr Leben einsetzten. Hier errichteten sie nach dem Krieg einen kleinen Ort, der ihrem Bild einer besseren Zukunft entsprach.

Wer an regelmäßigen Informationen über Heideruh interessiert ist, lasse sich in den Mailverteiler aufnehmen: info (at) heideruh.de

Das Ferienheim Heideruh liegt etwa 40 km südwestlich von Hamburg in Buchholz in der Nordheide, etwa einen Kilometer von der Hauptstraße entfernt, umgeben von hohem Fichtenwald. Nach einer Vorzeit als Kinderheim und später als Jugendheim der FDJ wurde in den Jahren 1951-52 von antifaschistischen Widerstandskämpfern die Genossenschaft Ferienheim Seppensen gegründet. Sie bauten das Steinhaus in freiwilliger Arbeit, mit raren Materialien und unter heute unvorstellbar primitiven Bedingungen, so musste z.B. das Wasser aus der noch jetzt vorhandenen Handpumpe geholt werden. Das Motto des Heimes: »Dass niemals geschehe, was gestern geschah« . Es entstand mit der Zeit ein antifaschistisches Kleinod, das sich noch heute nach 60 Jahren überwiegend aus ehrenamtlicher Tätigkeit und Spenden erhält.

Sein satzungsgemäße Zweck ist »Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des Krieges und deren Nachkommen einen Ferienaufenthalt zu ermöglichen« und »die Einrichtung für Seminare zur Verfügung zu stellen, die über den antifaschistischen Widerstand, die Friedenssicherung und die demokratische Entwicklung der Gesellschaft aufklären«. Diese Anliegen sind auch heute noch aktuell.

Heideruh hatte schon immer mit Problemen zu kämpfen, besonders mit einer mangelnden Auslastung des Heimes und fehlenden Helfern. Nun ist eine weitere Bedrohung hinzugekommen: Das Finanzamt Buchholz hat eine Umsatzsteuernachforderung rückwirkend ab dem Jahr 2000 erhoben. Begründung: Die direkten Opfer des Nationalsozialismus werden immer weniger, der Zweck der Umsatzsteuerbefreiung entfalle. Der Widerspruch Heideruhs liegt jetzt beim Finanzamt in Hannover zur Entscheidung an.

In dieser Situation berief der Vereinsvorstand Ende Oktober 2009 ein Seminar der Mitglieder über die Zukunft Heideruhs ein. Ziel war es, den Bestand Heideruhs als gemeinnützigen Verein zu sichern, neue Zielgruppen zu erreichen und die Zufriedenheit bei den aktiven Helferinnen und Helfern zu erhalten und zu erneuern.

Der erste optimistisch stimmende Eindruck: Es reisten fast 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den meisten Bundesländern Nord- und Mitteldeutschlands an. Sie kamen aus alten und neuen Bundesländern und sogar aus Dänemark. Zuerst ging es um das gegenseitige Kennenlernen und darum, was Heideruh den einzelnen Teilnehmern bedeutet. Alle spürten, dass sie hier unter Freunden waren. Am zweiten Tag begann dann die Arbeit: Was soll unbedingt erhalten bleiben? Was gibt es zu verbessern? Was sollte neu eingeführt werden? Zu jedem Thema brachte jeder Teilnehmer seine Vorschläge ein, egal ob realistisch oder nicht. In vier Arbeitsgruppen wurden die Ideen anschließend diskutiert. Und das Ergebnis? Um Heideruh die Gemeinnützigkeit zu erhalten, muss dringend die Satzung aktualisiert werden. Es sollen verstärkt antifaschistische Seminare – auch eigene – angeboten werden. Dabei können sich auch Urlaubsgäste mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen einbringen, denn viele haben die Zeit des Faschismus, der Nachkriegszeit und des Kalten Krieges, der Verbotszeit von KPD und der Berufsverbote erlebt und können jüngeren Menschen diese Zeit nahe bringen. Doch auch die späteren Generationen sind gefragt. Der Austausch unterschiedlicher Erfahrungen in den beiden deutschen Staaten könnte zu besserem gegenseitigen Verständnis beitragen.

Um dieses Reservoir zu nutzen und auch zur gegenseitigen Werbung ist eine Vernetzung mit gleichgesinnten Gruppen und Organisationen in Buchholz, in Niedersachsen, Hamburg und Bremen, aber auch zu antifaschistischen Gruppen und Institutionen (z.B. Gedenkstätten) im gesamten Bundesgebiet nötig. Hier sind besonders die Landes- und Kreisverbände der VVN-BdA gefragt. Es gilt, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende zu intensivieren; zu Gruppen der Linken, der Grünen, der SPD, der Jusos, der Naturfreunde – eben zum ganzen fortschrittlichen Spektrum.

Heideruh: Dieser Name, dieser Ort steht von Beginn an für antifaschistische Arbeit. Sie ist heute wichtiger denn je, denn der Einfluss rechten Gedankenguts auf das Denken junger Menschen kann nur durch zähe Aufklärungsarbeit zurückgedrängt werden. Die Zukunft Heideruhs lässt sich nur gemeinsam verwirklichen. Jede Antifaschistin, jeder Antifaschist kann daran mitwirken, indem er hier seine Ferien verbringt, für Heideruh als Urlaubs- und Seminarort wirbt, durch ehrenamtliche Mitarbeit in Küche, Haus und Büro oder als Handwerker – nicht nur bei den Bauwochen – oder auch durch eine Spende.