Erinnern an der Kasse?

geschrieben von Ernst Grube

5. September 2013

Zum Vorschlag, Eintritt für KZ-Gedenkstätten zu verlangen

Juli-Aug. 2007

Kürzlich wurde bekannt, dass die KZ-Gedenkstätten Dachau und Flossenbürg in die ständige Förderung des Bundes aufgenommen werden sollen. Bisher wurden nur einzelne Projekte vom Bund finanziert. Über die Höhe künftiger regelmäßiger Fördermittel ist allerdings noch nichts entschieden.

Sollen die Besucher von KZ-Gedenkstätten künftig Eintritt zahlen müssen? Der Präsident des Internationalen Dachaukomitees (CID), Pieter Dietz de Loos, hält dies – zumindest für das ehemalige KZ Dachau – für eine gute Idee. Das hat er anlässlich der Feier zum 62. Jahrestag der Befreiung des Lagers öffentlich gemacht.

Als eine Art Warnruf, als moralischer Appell an zuständige staatliche Stellen, ihrer Verantwortung auch finanziell besser nachzukommen, hätte dieser Vorstoß des Sohnes eines ehemaligen Dachauhäftlings aus den Niederlanden ja eine gewisse Berechtigung. Weil richtig ist: Die KZ-Gedenkstätte in Dachau bräuchte dringend eine bessere finanzielle und. personelle Ausstattung Bisher gibt es für diesen Ort des Erinnerns, den jährlich rund 800 000 Menschen besuchen, ganze 6,5 Verwaltungsstellen. Und auch die Arbeit des Internationalen Dachaukomitees ist nicht einfacher geworden, seit EU-Mittel, die es dringend benötigt, gestrichen wurden.

Der CID-Präsdident aber hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er das mit dem Eintrittsgeld wirklich für eine sinnvolle Lösung hält. Und er führte dies auch noch in großer Ausführlichkeit im Rahmen seiner Gedenkrede aus. Das Murren während der Ansprache und heftige Kritik von Verfolgtenorganisationen und mit Gedenkstättenarbeit Befassten blieben nicht aus.

Eintrittsgeld für KZ-Gedenkstätten: Das wäre Wasser auf die Mühlen aller Spar- und „Sachzwang“-Politiker und ein Freibrief für deutsche „öffentlichen Hände“, sich ihrer aus der NS-Vergangenheit resultierenden Pflichten zu entledigen. Dem Bemühen, jungen Menschen über Gedenkstättenbesuche Geschichte zu vermitteln und sie zum Handeln gegen Faschismus, Rassismus und Antisemitismus anzuregen, leisten solche Vorschläge einen Bärendienst. Und für ehemalige Gefangene und ihre Nachkommen, die aus aller Welt nach Dachau und in andere Gedenkstätten kommen, sind sie schlicht eine Zumutung.