Erinnerung an die Verbrechen der Wirtschaft

geschrieben von Ulrich Sander

5. September 2013

Jan.-Feb. 2009

Köln hat sie seit 1996, Leverkusen seit drei Monaten, Dortmund bekommt sie vielleicht dieses Jahr und Kreuztal ebenfalls. Es geht um Erinnerungstafeln an die Täter aus der Wirtschaft, die von 1933 bis 1945 Hitler unterstützten, die Arbeiterbewegung unterdrückten und Hunderttausende in KZ und Tod brachten und den Krieg herbeiführen halfen, um daran Unmengen zu verdienen. In Köln wird an das Treffen von Hitler, Papen und Bankier Schröder vom 4. 1. 33 erinnert, das zur Machtübertragung an die Nazis führte. Leverkusen bekam die Tafel von Antifaschisten gestiftet, doch die Stadt möchte nicht an die IG Farben und ihre Verbrechen erinnert werden. So harrt die Tafel der Anbringung am Haupttor der Bayer AG, IG Farben-Nachfolgerin. In Kreuztal im Siegerland, Geburts- und Wohnort des Industriellen und verurteilten Kriegsverbrechers Friedrich Flick, sieht die Sache noch komplizierter aus: Der Name Flick war als Name des Gymnasiums gestrichen worden, aber er soll auf einer Tafel der Danksagung für den »edlen Spender« wieder auferstehen. Derzeit kümmert sich die VVN-BdA in ganz NRW um die Errichtung solcher Tafeln. Die Aktionen sind Teil der Rallye zur Spurensuche nach »Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945«. Nicht nur diese Aufklärungstafeln, sondern auch eine Buchveröffentlichung und die Schaffung einer gleichnamigen Ausstellung sollen am Ende helfen, den blinden Fleck der Geschichte aufzuhellen. In Form einer Anregung an den Rat der Stadt Dortmund (§ 24 GO) beantragte kürzlich die VVN-BdA Dortmund, an der Grünanlage Hainallee eine Mahntafel anzubringen mit dem Text: »Hier an der Ecke Eintrachtstraße/Hainallee, in der Villa Springorum trafen sich am 7. Januar 1933 Franz v. Papen und führende Ruhrindustrielle, um die Machtübertragung an Hitler herbeizuführen. Viele Ruhrindustrielle unterstützten bereits vor 1933 die Ziele der

Nazis. Sie profitierten von Krieg, Faschismus und Holocaust.« Am 2. Februar wird sich ein Ratsausschuss der Stadt mit dem Antrag befassen.