Guernica und die Bilder

geschrieben von Ernst Antoni

5. September 2013

Zum Gedenken an die Kunsthistorikerin Jutta Held

März-April 2007

Ihr Forschungsspektrum war groß. Promoviert hat sie 1961 über »Farbe und Licht in Goyas Malerei«. Goya beschäftigte die Kunsthistorikerin Jutta Held im Laufe der weiteren Jahrzehnte immer wieder. Mit zunehmend geschärftem Blick auf Entstehungsbedingungen und Wirkungsmöglichkeiten bildender Kunst in unterschiedlichen gesellschaftlichen Verhältnissen und historischen Epochen.

Zu ihren Arbeiten gehörten Untersuchungen wie »Der spanische Bürgerkrieg und die bildenden Künste«, eine »Sozialgeschichte der Malerei. Vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert« (mit Norbert Schneider) und viele Veröffentlichungen, die sich kritisch mit dem eigenen Fach, der Kunstgeschichte, auseinandersetzten. Mit besonderem Blick auf die Zeit des NS-Faschismus und die Entwicklung nach 1945.

Am 27. Januar 2007 ist Jutta Held im 74. Lebensjahr in Karlsruhe verstorben. Von 1974 bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 2000 wirkte sie als Professorin an der Universität Osnabrück, lehrte dazwischen auch als Gastprofessorin in Zürich und Los Angeles und motivierte eine ganze Generation von Studentinnen und Studenten, sich in ihrem Fach auch mit sozialen, politischen und feministischen Ansätzen in Kunst und Kunstwissenschaft zu befassen.

Daneben war sie eine nimmermüde Initiatorin und Organisatorin von wissenschaftlichen Symposien und Herausgeberin von Aufsatzsammlungen zu Themenbereichen, die ihr am Herzen lagen: »Kunst und Alltagskultur«, »Metropolenkultur«, »Kunstgeschichte an den Universitäten im Nationalsozialismus«. Dieses Engagement bündelte sich schließlich in der von ihr 1985 gegründeten »Guernica-Gesellschaft«, mit dem Ziel, »zur Erforschung der antifaschistischen Kunst und Antikriegskunst beizutragen.«

Die »Guernica-Gesellschaft« ist bis heute ein – in unserer Zeit der Kunst- und Kunstgeschichtsmoden und ihrer marktwirtschaftlichen Verwertbarkeit – leider recht an den Rand gedrängter Verbund von Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern und anderen Kunstinteressierten geblieben (Näheres dazu unter www.guernica-gesellschaft.de). Zu den zahlreichen Publikationen der Gesellschaft gehört vor allem das seit 1999 erscheinende Jahrbuch »Kunst und Politik«, das Jutta Held bis zu ihrem Tod betreut hat.