Kurt-Goldstein-Ehrung

geschrieben von Hans Canjé

5. September 2013

Eine Parkanlage wurde nach dem deutschen Juden und Kommunisten benannt

Mai-Juni 2010

Das war ein in der heutigen Bundesrepublik nicht alltäglicher Anlass, der an diesem 11. April im Berliner Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf rund 200 Personen zusammenführte. Während auf dem Ettersberg bei Weimar die Gedenkveranstaltung zum 65. Jahrestag der Selbstbefreiung des faschistischen Konzentrationslagers Buchenwald stattfand, erhielt ein Teil des neuen Stadtparks im Bezirkszentrum den Namen »Kurt-Julius-Goldstein-Park«. Das Bezirksamt hatte zur Namengebung eingeladen. Damit wurde, wie Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle betonte, ein einmütiger Beschluss der demokratischen Parteien der Bezirksverordnetenversammlung vom Oktober 2009 verwirklicht.

Geehrt werden solle mit dieser, nicht zufällig auf den 11. April gelegten Namensgebung, so die Bürgermeisterin, der 2007 verstorbene langjährige Mitbürger Kurt Julius Goldstein, der deutsche Jude und Kommunist, der Spanienkämpfer, Auschwitz- und Buchenwaldhäftling, Rundfunkjournalist, langjährige Vertreter der DDR in der FIR, Ehrenpräsident des Internationalen Auschwitzkomitees und Ehrenvorsitzender der VVN-BdA. Den Tag der Selbstbefreiung habe er selbst einmal als »Tag seiner Neugeburt« bezeichnet. Ein Beitrag solle das sein gegen Geschichtsvergessenheit und zur Aktualität des Schwurs von Buchenwald, angesichts heutiger Auseinandersetzungen mit faschistischem Gedankengut. Mit Blick auf die Buchenwald-Gedenkveranstaltung verwies die Bürgermeisterin nachdrücklich auf die, in den Rundfunknachrichten des Tages verschwiegene, Selbstbefreiungstat der Häftlinge am 11. April 1945.

Unter den etwa 200 Gästen waren Kinder und Enkel von Kurt Goldstein, Vertreter der Parteien des Stadtbezirks und des Bundestages, des Landesverbandes der Deutschen Sinti und Roma, der Jüdischen Gemeinde, der Internationalen Förderation der Widerstandskämpfer (FIR), der VVN-BdA und der Vereinigung der Freunde und Kämpfer der Spanischen Republik (KFSR).. Für dessen Mitglieder äußerte Vereinsvorsitzender Harald Wittstock Freude darüber, dass hier erstmals seit 1989 öffentlich ein deutsches Mitglied der Internationalen Brigaden gewürdigt werde. In anderen Ländern Europas sei die Ehrung dieser Kämpfer für die spanische Republik gegen die Putschisten und ihre faschistischen Helfer aus Deutschland und Italien längst selbstverständlich. Bewegt dankte Kurt Goldsteins Sohn André im Namen der Familie für die Ehrung seines Vaters. Dass dafür dieser schöne Park ausgewählt worden sei, hätte ihm, dem naturverbundenen Mann, sicher viel Freude gemacht. Er erinnerte an dessen Rede zum 50. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz im Deutschen Theater Berlin, in der er am Ende seiner Rede die Trauer und den Zorn der Überlebenden über die gerichtlich sanktionierten neofaschistischen Umtriebe bekundet hatte.