Märtyrer ihres Glaubens

geschrieben von Kurt Willy Triller

5. September 2013

Zeugen Jehovas unter dem NS-Regime

Sept.-Okt. 2007

Forschungsergebnisse und Literatur zum Thema

Tödliche Verweigerung – der Leidensweg der Zeugen Jehovas, in: Nieder die Waffen, die Hände gereicht, von Dr. Andreas Röpcke, Donat Verlag, Bremen 1989; Zwischen Widerstand und Martyrium – die Zeugen Jehovas im Dritten Reich, von Dr. Detlef Garbe, 3. überarbeitete und ergänzte Auflage, R. Oldenbourg Verlag, München 1997; Repression und Selbstbehauptung, die Zeugen Jehovas unter der NS- und der SED-Diktatur, von Professor Dr. Dr. Gerhard Besier und Dr. Clemens Vollnhals, Duncker und Humblot, Berlin 2003; Die nationalsozialistische Verfolgung der Zeugen Jehovas in Frankfurt am Main, von Johannes Wrobel, in: Kirchliche Zeitgeschichte, Heft 2/2003, Vandenhoeck und Rupprecht, Göttingen

Tausende Zwangsarbeiter, Millionen Aschkenasim und Sephardim, Tausende Sinti und Roma, Tausende Kommunisten, Tausende Polen und Russen, Tausende Zeugen Jehovas und weitere Opfergruppen, litten und starben in den Konzentrationslagern und Gefängnissen des NS-Regimes von 1933 bis 1945. Ungefähr 30.000 Zeugen Jehovas gab es 1930 in Deutschland und Österreich. Es wurden aus anderen besetzten Gebieten Europas weitere Zeugen Jehovas deportiert. Über 12.700 inhaftierte man in den Gefängnissen und Konzentrationslagern und mehr als 2.000 wurden ermordet, über 360 wurden hingerichtet, dies größtenteils wegen Kriegsdienstverweigerung. Diese Opferzahlen erhöhen sich ständig durch neue Forschungsergebnisse.

Dr. Detlef Garbe, Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, sagte: »Die Verfolger, die Nazis, mussten erkennen, dass sie es hier, mit einem anderen Phänomen zu tun hatten, mit Menschen, die für ihren Glauben jedes Opfer zu tragen bereit waren!« Jehovas Zeugen leisteten gewaltlosen geistigen Widerstand aus christlicher Überzeugung. Der Grundsatz »Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen!« aus der Apostelgeschichte war für sie bindend.

Furchtlos standen Jehovas Zeugen unter dem NS-Regime ihren Feinden gegenüber, weil sie voll auf ihren Gott Jehova vertrauten und sie blieben standhaft. »Diese Brut wird aus Deutschland ausgerottet werden«, schrie Adolf Hitler hysterisch mit geballten Fäusten – als Innenminister Dr. Wilhelm Frick in der Reichskanzlei am 7. Oktober 1934 Hitler auf die Protesttelegramme von Jehovas Zeugen aus aller Welt aufmerksam machte. Es stand darin die Forderung: »Ihre schlechte Behandlung der Zeugen Jehovas empört alle guten Menschen und entehrt Gottes Namen. Hören Sie auf, Jehovas Zeugen weiterhin zu verfolgen, sonst wird Jehova Sie und Ihre nationale Partei vernichten!« Als erste religiöse Vereinigung waren Jehovas Zeugen 1933 verboten worden. Die Verweigerung des Fahneneides brachte viele vor das Reichskriegsgericht. Viele Zeugen Jehovas wurden zu Tode verurteilt. Viele Zeugen Jehovas kamen während der NS-Zeit ins Gefängnis, ins KZ, oder starben durch Hinrichtung. Diese kleine Glaubensgemeinschaft, die Hitler so erboste, dass er sie auszumerzen wünschte, bewies imponierende Festigkeit und Prinzipientreue in der Verfolgung. Keine andere Religionsgemeinschaft ist von den Nationalsozialisten so unerbittlich verfolgt worden. Das Naziregime, das innerem Widerstand stets nur mit brutaler Gewalt begegnen konnte, hat es bis 1945 nicht vermocht, die Kraft der Zeugen Jehovas zu brechen. Geschwächt, doch ungebeugt, gingen sie aus der Zeit der Verfolgung hervor!«