„Partigiani“ in Bremen

geschrieben von Erika Klantz

5. September 2013

Fotoausstellung zur Geschichte des italienischen Partisanenkampfes

Juli-Aug. 2007

Der in der Bundesrepublik bisher wenig bearbeiteten Geschichte der italienischen Partisanen hat sich die Ausstellung „Partigiani“ gewidmet. Sie wurde am 19. Juni im Foyer des Gewerkschaftshauses in Bremen eröffnet. Die Eröffnungsrede hielt Hans Koschnick, der durch seine Tätigkeit in Mostar international bekannte ehemalige Bürgermeister Bremens. Koschnick betonte die besondere Verbindung Bremens zu Marzabotto (Städtepartnerschaft und regelmäßige gegenseitige Besuche über die Friedensschule in Vegesack). Er erwähnte die wechselnde Rolle der italienischen Armee als Besatzer und Opfer deutschen Terrors in Jugoslawien vor und nach dem Sturz Mussolinis 1943 und ging auf die unterschiedlichen Partisanengruppen und ihre ungleiche Behandlung durch die westlichen Alliierten ein. Begleitet wurde die Ausstellung in Bremen durch den Vortrag „Der nette Nazi von nebenan“ von Carsten Neumann, über Symbole, Mythen und Ideologie des heutigen Faschismus in Deutschland.

Als Fotoausstellung angekündigt, enthält „Partigiani“ neben diesen auch Reproduktionen faschistischer Plakate und andere Abbildungen, dazu viele sehr informative Texte in deutsch und italienisch. Den Beginn des bewaffneten Widerstands setzen die Ausstellungsmacher mit der Verkündung des italienisch-alliierten Waffenstillstandes am 08.09.1943 und der anschließenden Besetzung des noch nicht von Alliierten befreiten Italiens durch Wehrmacht und SS fest. Das Mussollini- Regime war wenige Wochen vorher gestürzt worden.

Sehr anschaulich schildert die Ausstellung die Entwicklung der italienischen Gesellschaft vom Beginn des Faschismus, über die deutsche Besatzung, die Partisanentätigkeit bis zur Befreiung Norditaliens nur wenige Tage vor dem europäischen Kriegsende. Besonders erwähnenswert sind die sehr erschütternden Schilderungen und Bilder der Verbrechen die Wehrmacht, welche SS und italienische Faschisten – im Auftrag der deutschen Besatzungsmacht bzw. der faschistischen Repubblica Sociale Italiana – an den Partisanen und der mit ihnen sympathisierenden Bevölkerung begingen. Dazu gehören Massaker – von denen das in Marzabotto (29.9.-5.10.44) mit 770 Toten das verheerendste war -, Folterungen an Verdächtigen und markante Einzelschicksale, wie die Erschießung von sieben Brüdern der Familie Cervi oder von Irma Bandiera, die nach fünftägiger Folter vor ihrem eigenen Haus erschossen wurde.

Mindestens ebenso gelungen fand ich die Darstellung der unterschiedlichen Partisanengruppen und ihrer durchaus unterschiedlichen Motivationen. Den größten Anteil mit etwa 50 % aller Verbände hatte die Garibaldibrigaden (kommunistisch), etwa 20 % machten die Brigaden „Gerechtigkeit und Freiheit“ der Aktionspartei aus. Daneben gab es die sozialistische „Brigate Matteotti“, die „Brigate Mazzini“ der Republikanischen Partei und unterschiedliche autonome (parteiunabhängige) Verbände; sowie ab 1944 auch katholische Gruppen. Die „Comitato di liberazione nazionale“ (Nationales Befreiungskomitee) bildete zwar ein einheitliches Oberkommando um den Berufsoffizier Raffaele Cadorno mit lokalen Untereinheiten, doch in der Praxis blieben häufig genug die politischen Unterschiede entscheidend. Trotz dieser Gruppenvielfalt und der räumlichen Gegebenheiten gelang es der Ausstellung verständlich zu machen, warum es auch zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen kam, ohne dabei in Schuldzuweisungen zu verfallen.

Kritisch anzumerken ist, dass der antifaschistische Widerstand vor dem 8.9.1943 nur sehr lapidar behandelt wird. Auch erscheint es mir eher unwahrscheinlich, dass sich die Masse der italienischen Bevölkerung gegenüber dem Mussolini-Regime tatsächlich so distanziert und passiv verhalten hat, wie die Ausstellung an mehreren Stellen anführt. Doch diese kleinen Schwachpunkte werden durch ihre Stärken, vor allem die ausführliche, informative und gleichzeitig verständliche Bearbeitung des Themas, mehr als ausgeglichen. Der Besuch der Ausstellung „Partigiani“, die ja bereits seit mehreren Jahren durch die Bundesrepublik wandert, ist nach wie vor jedem zu empfehlen