Was soll man davon halten?

geschrieben von Hannelore Kunze

5. September 2013

Mai-Juni 2008

In Röbel, einem Ort in Mecklenburg-Vorpommern, soll der 8. Mai 2008 auf besondere Weise begangen werden. Unter einem Kriegerdenkmal aus dem Ersten Weltkrieg soll an diesem denkwürdigen Tag eine Tafel feierlich enthüllt werden. Man gedenkt der Opfer des Zweiten Weltkrieges, der ums Leben gekommenen »Feuerwehrleute, Zivilisten, Soldaten und auch der Juden, die aus Röbel deportiert und ermordet wurden«. Mit diesen Worten wird die Vorsitzende des eigens für dieses Vorhaben gegründeten Vereines zur »Förderung des Gedenkens der Opfer des Zweiten Weltkrieges« zitiert. Neun Jahre zuvor hat der heutige Verein »Engelscher Hof an der Alten Synagoge« mit großem Engagement das ruinös erhalten gebliebene Bethaus der jüdischen Gemeinde saniert und zum Mittelpunkt von Bildungs- und Kulturveranstaltungen, internationalen Ju-gendbegegnungen und regionaler Jugendarbeit gemacht. Der Initiator dieser Aktivitäten und Leiter der Bildungsstätte fragt berechtigt: Waren die Röbler Juden etwa keine Zivilisten? Und was hat ihre Ermordung mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun? Weil Röbeler »Kriegswitwen« eine öffentliches Gedenken bisher vermissten, haben »engagierte Bürger« beschlossen, ein solches an einem der wenigen, vormals zahlreichen »Kriegerdenkmäler« des Bildhauers Wilhelm Wandschneider anbringen zu lassen. Wandschneider war bekennender Nationalsozialist und sein Denkmal in Röbel schmückt ein so genanntes Keltenkreuz. Wenn man bedenkt, dass diese Symbol von den Rechtsextremisten gerne als Hakenkreuz-Ersatz verwendet wird, ist die Frage erlaubt: Was soll man davon halten?